Der Blitz - Kunstlicht für die Fotografie
Nahezu jede aktuelle Kamera hat inzwischen einen integrierten Elektronenblitz, das Blitzen ist inzwischen so komfortabel wie noch nie. Dementsprechend häufig wird drauflos geblitzt. Allerdings ist die Masse der auf Facebook, Flickr und Co veröffentlichten Blitzfotos technisch eher wenig gelungen. Die harte frontale Ausleuchtung ist Standard, der Hintergrund versinkt in tiefem Schwarz während die Augen der Porträtierten rot aufleuchten. All das kann man mit einigen recht simplen Tricks vermeiden, die wir unten im Detail erläutern.
Wir stellen Ihnen in diesem Kapitel außerdem die Entwicklung der Blitzfotografie von den historischen Anfängen bis zum heutigen Tag vor. Außerdem verraten Ihnen, in welchen Situationen selbst der beste Elektronenblitz überfordert ist. Denn selbst heute gibt es einige Situationen, wo die im Handel weitgehend ausgestorbene Blitzlichtbirne sich eindeutig besser schlägt als der teuerste Systemblitz.
Blitzlichtpulver - Brandgefährliche Blitztechnik der frühen Fotografen
Die älteste Blitzvorrichtung in der Geschichte der Fotografie, die tatsächlich praktisch genutzt wurde, bestand aus einer simplen Schale, in der das Blitzlichtpulver durch den Fotografen manuell gezündet wurde. Anfänglich experimentierte man mit reinem Magnesium, aber das war nicht einfach zu handhaben. Es hatte eine recht lange Abbrennzeit und war für die Portätfotografie eher ungeeignet. Die Modelle wurden durch die helle Flamme erschreckt und mit einem dementsprechend schockierten Gesichtsausdruck auf dem Film abgebildet. Außerdem ist es gar nicht so einfach, reines Magnesium zu entzünden, hierfür sind recht hohe Temperaturen erforderlich. Man löste man das Problem, indem man über einen Blasebalg reines Magnesiumpulver in eine offene Flamme blies. Alles in allem waren die Nachteile von reinem Magnesium aber so schwerwiegend, dass man sich zügig nach Alternativen umsah, und man begann spezielle Blitzlichtpulver zu entwickeln.
Für die Erzeugung eines fototauglichen Lichtblitzes war es wünschenswert, dass das Pulver nach Kontakt mit Zündfunken/Zündflamme explosionsartig im Bruchteil einer Sekunde verbrannte. Das konnte man durch Beimischungen zum Magnesium erreichen. Das waren beispielsweise Kaliumpermanganat, Kaliumchlorat oder Schwefelantimon. Dann erfolgte die Explosion und damit auch die Belichtung in dem Sekundenbruchteil, indem die Portätierten den grellen Lichtblitz noch gar nicht bewusst wahrgenommen haben und somit noch ihren natürlichen Gesichtsausdruck beibehielten. Dieser an sich erwünschte Effekt der explosionsartigen Verbrennung hatte auch ungewollte Nebenwirkungen. Das offene Feuer des Lichtblitzes produzierte nicht nur Licht, sondern auch eine entsprechende Wärme und natürlich Rauch. Die Rückstände der Verbrennung verunreinigten zudem das Fotostudio. Außerdem war das Ganze nicht ungefährlich.
In älteren Stummfilmen werden immer wieder Porträtsitzungen persifliert, in denen der Fotograf entweder sich selbst oder die Porträtierten ungewollt mit dem Blitz von den Stühlen sprengt. Auch wenn dies sicher übertrieben dargestellt wurde, es hatte doch einen ernsten Hintergrund. Sowohl in Fotostudios als auch in den Blitzlichtpulverfabriken kam es tatsächlich immer wieder zu schweren Unfällen mit dem hochexplosiven Blitzlichtpulver. Diese Gefahr konnten zwar durch neuere Mischungen minimiert, aber nicht völlig ausgeschlossen werden. So gab es von Agfa beispielsweise ab Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts eine Pulvermischung, der Nitrate von Thorium, Cer und Zirconium beigesetzt waren. Das sollte nicht nur für eine bessere Lichtausbeute und eine geringere Rauchentwicklung sorgen, sondern auch die Explosionsgefahr minimieren.
Blitzlichtpulver wurde später auch als so genannter Beutelblitz angeboten. Der Beutelblitz war ein Papierbeutel mit Lunte, der vom Aussehen an einen Teebeutel erinnerte. Man zündete hier also nicht das Pulver direkt, sondern über die Lunte, was die Handhabung vereinfachte. Eine Synchronisation mit dem Kameraverschluss gab es damals noch nicht. Es gab schlicht keine Vorrichtung, mit der man die Zündung derart zeitgenau auslösen konnte. Man behalf sich, indem man bei offenem Verschluss blitzte. Blitzlichtpulver eignete sich daher - zumindest bei dynamischen Motiven - nur für die Fotografie im vergleichsweise dunklen Studio. An ein Aufhellblitzen nach heutigem Verständnis war noch nicht zu denken. Mit dem Aufkommen der Blitzlichtbirnen, welche bedeutend einfacher und sicherer zu handhaben waren als das Blitzlichtpulver, verschwand dieses nach 1960 mehr oder weniger komplett vom Markt.
Historische Fotografie - Portätaufnahmen mit dem Beutelblitz
Blitzlichtbirnen und Elektronenblitze waren um 1950 zwar schon erfunden; aus Kostengründen griffen Amateure damals aber noch häufig auf Beutelblitze zurück. Das Fotografieren gestaltete sich damit aber umständlicher als man es heute gewohnt ist. Hier ein Ablaufbericht: Die Kamera musste aufs Stativ, dann wurde erst einmal scharfgestellt und die Blende vorgewählt. Der Blitzbeutel wurde an einer feuerfesten Stelle im Raum - ein Kachelofen war dafür vorzüglich geeignet - angebracht, und dann mussten alle Vorhänge zugezogen werden, um den Raum abzudunkeln.
Ab jetzt sollte alles schnell gehen: Erst zündete der Fotograf die Lunte für die Blitzladung, dann musste er die Zimmerbeleuchtung ausschalten und dann den Kameraverschluss öffnen. Wollte der Fotograf selber mit aufs Bild musste er schnell auf seinen Platz eilen, den er hoffentlich noch rechtzeitig vor der Zündung erreichen konnte. Nach dem Abbrennen der Blitzladung wurde erst im stockfinsteren Raum der Verschluss geschlossen und dann konnte man auch die Zimmerbeleuchtung wieder anstellen. Wirklich schöne Bildergebnisse gab es trotz des betriebenen Aufwandes nicht. Schließlich verfolgten alle Fotografierten im Dunkeln mit weit geöffneten Augen das Abbrennen der Lunte und warteten auf den Knall der Blitzladung. Mit einem dementsprechenden Gesichtsausdruck wurden sie dann auch in der Regel abgelichtet.
Blitzlichtbirnen - Sicherer Einmalblitz für den Massenmarkt
Blitzlichtbirnen funktionieren grundsätzlich ähnlich wie das Blitzlichtpulver. Hier wie dort wird der Blitz durch die Reaktion der Blitzladung hervorgerufen, der Unterschied besteht vor allem in der Konfektion. In der Blitzlichtbirne ist die Blitzladung in einem mit Sauerstoff gefüllten Glaskolben gekapselt und damit vor Umwelteinflüssen geschützt. Nebenbei bemerkt war dadurch auch die Umgebung vor der Blitzladung geschützt. Blitzlichtbirnen waren im Gegensatz zum Blitzpulver sicher in der Handhabung. Die allerersten Blitzlichtbirnen arbeiteten noch mit Blitzpulver, das änderte sich aber schnell. Die Blitzladung ist inzwischen als Folie oder feines Gewebe angelegt. Nur die ganz frühen Blitzlichtbirnen verwendeten noch gepresstes Blitzlichtpulver, inzwischen gibt es diese Befüllung kaum noch. Durch die Kapselung in einer Glasröhre wird verhindert, dass Verbrennungsrückstände und Rauch austreten können.
Das erste Patent für einen praktisch einsetzbaren, so genannten "Kapselblitz" wurde schon 1900 in Düsseldorf an den Fotochemiker Erwin Quedenfeldt vergeben. Es dauerte aber noch bis 1932, bis bei Osram mit dem Vacublitz I eine normierte Blitzlichtbirne in die Produktion ging. Mit den späteren Blitzlichtbirnchen hatten diese frühen Bauformen aber wenig gemein. Es handelte sich vielmehr um ausgewachsene Blitzlichtbirnen, die ähnlich groß waren wie normale Glühbirnen und mit diesen auch das E27-Schraubgewinde teilten. Erst in den fünfziger Jahren schrumpften die Blitzlichtbirnen zu Blitzlichtbirnchen und wurden daher auch für Amateurfotografen interessant. Die große Zeit der Blitzlichtbirnen waren daher die 50er, 60er und 70er Jahre, bis sie schließlich durch die Elektronenblitze verdrängt wurden.
Blitzlichtbirnen sind immer nur für den einmaligen Gebrauch geeignet. Man kann sie nur einmal zünden, danach müssen sie entsorgt werden. Beim Blitzen verfärbt sich der vormals klare Glaskolben durch die Verbrennungsrückstände und wird milchig grau. Durch die entstehende Hitze kann der Glaskolben beschädigt werden, eine Kunststoffbeschichtung verhindert sein Splittern.
Es gab später eine Reihe gängiger Konfektionsmöglichkeiten für Blitzlichtbirnen. Die einfachsten Variante ist die lose Blitzlichtbirne, entweder mit Stecksockel oder mit Schraubfassung. Diese wird vom Fotografen meist in Verbindung mit einem Reflektor eingesetzt. Diese Konstruktionen haben jedoch einen entscheidenden Nachteil: Man muss nach jedem Foto die Blitzlichtbirne wechseln, was lästig ist. Komfortabler sind da schon Blitzlichtwürfel. Hier sind jeweils vier Blitzlichtbirnen inklusive Reflektoren in einem Blitzwürfel zusammengefasst. Nach jedem Foto dreht sich der Würfel weiter, man kann also Serien von immerhin vier Aufnahmen machen, bevor man den Würfel wechseln muss.
Diese Blitzlichtwürfel waren bis in die 80er Jahre hinein bei Pocketfotografen Standard. Das Blitzlicht wurde zeitsynchron zur Aufnahme ausgelöst, je nach Kameramodell und Blitzlichtbirne erfolgte der Zündimpuls entweder mechanisch oder elektrisch. Einige Sofortbildkameras von Polaroid konnten sogar ganze Batterien von Blitzlichtbirnen einsetzen, es handelte sich um eine so genannte Flashbar oder Blitzbatterie. Jeweils fünf Blitzlichtbirnen waren hier nebeneinander angebracht und konnten nach und nach gezündet werden. War die 5er Reihe leergeknipst, konnte man die Batterie einfach umdrehen, denn auf der Rückseite war eine weitere 5er Reihe mit Birnen angebracht. Insgesamt enthielten diese Blitzbatterien also zehn Blitzlichtbirnen.
Nach heutigem Stand sind Blitzlichtbirnen im allgemeinen als veraltet anzusehen und sind auf dem Markt kaum noch zu finden. Moderne Kameras setzen durchweg auf Elektronenblitze, denn Blitzlichtbirnen sind nicht nur teuer im Gebrauch - man kann jede Birne ja nur einmal verwenden - sondern lassen sich auch nicht in ihrer Leistung regulieren. Außerdem ist die Abbrennzeit von Blitzlichtbirnen deutlich länger als die von Elektronenblitzen, was für Aufnahmen, bei denen man eine schnelle Bewegung einfrieren muss, nachteilig ist. So beträgt die Leuchtzeit einer klassischen Blitzlichtbirne etwa 1/30 Sekunde, während die Blitzdauer beim Elektronenblitz - je nach abgegebener Leistungsstufe - oft nicht einmal eine tausendstel Sekunde beträgt.
Ausgestorben sind Blitzlichtbirnen aber nicht, denn sie haben spezifische Vorteile, mit denen sie in einigen Nischenanwendungen immer noch den neueren Elektronenblitzen überlegen sind. Zum einen setzen Blitzlichtbirnen bezogen auf ihre kleinen Abmessungen und das verhältnismäßig geringe Gewicht eine enorme Lichtmenge frei. Für die unkomplizierte Ausleuchtung großer Fotoobjekte wie beispielsweise Höhlen oder Gebäuden sind Blitzlichtbirnen - jedenfalls die größeren Vertreter ihrer Zunft - immer noch im Einsatz.
Ihr Vorteil: Trotz großer Lichtausbeute benötigen Blitzlichtbirnen keine Stromversorgung, damit lassen sie sich recht problemlos auch in schwierigen Umgebungen einsetzen. Nur für die Zündung braucht man einen kleinen elektrischen Impuls. Anders als die meist mit einem Reflektor versehenen, stark gebündelten Elektronenblitze geben Blitzlichtbirnen das Licht in alle Richtungen ab und sorgen durch das entstehende Streulicht für eine weichere, natürlicher wirkende Belichtung. Alles in allem gibt es auch heute immer noch einen funktionierenden Nischenmarkt für Blitzlichtbirnen, für den Massenmarkt spielt diese Technologie aber inzwischen keine Rolle mehr.
Elektronenblitz - Komfortables und sicheres Blitzen durch Gasentladung
Elektronenblitze sind eigentlich schon ein recht alter Hut. Das Funktionsprinzip der Gasentladungsröhre wurde schon 1935 von Harold Edgerton, einem amerikanischen Ingenieur, der als Pionier der Hochgeschwindigkeitsfotografie gilt, erfunden. In der Folge brachten Unternehmen weltweit auf der Gasentladungsröhre basierende Blitzgeräte auf den Markt.
In Deutschland war es beispielsweise Metz, die unter dem heute immer noch verwendeten Markennamen Mecablitz im Jahr 1953 erstmals ein Elektronenblitzgerät auf den Markt brachten. Mit den heutigen, recht kompakten Systemblitzen hatte der Ur-Mecablitz wenig gemein. Satte 2,7 Kilogramm hatte man als Fotograf mit dem Ur-Mecablitz zu schleppen; einen wesentliche Anteil an dem hohen Gewicht hatte der Bleiakku, der zur Energieversorgung diente. In der Folgezeit wurden die Elektronenblitze zwar kompakter und leichter, nicht zuletzt durch die Erfindung des Nickel-Cadmium Akkus im Jahr 1957, aber für den durchschnittlichen Fotoamateur waren sie immer noch zu unhandlich und auch schlicht zu teuer. In einer Zeit, als viele weniger als 200 DM im Monat verdienten, kostete ein solcher Elektronenblitz 700-800 DM, damit war er für weite Teile der Bevölkerung unerschwinglich. Immerhin gab es in einigen Fotogeschäften die Möglichkeit, sich einen Elektronenblitz tageweise gegen Entgelt auszuleihen. Aus diesem Grund entwickelte sich zeitgleich zum Aufstieg der Elektronenblitzgeräte ein florierender Markt für Blitzlichtbirnen für den Massenmarkt.
Insbesondere Wenigblitzer konnten mit den Blitzlichtbirnen viel günstiger fotografieren als mit den ersten Elektronenblitzen. Erst in den späten 1970er/frühen 1980er Jahren löste durch die fortschreitende Miniaturisierung der Elektronik bei gleichzeitigem Preisverfall der Geräte der Elektronenblitz endgültig die Blitzlichtbirnen ab. Ein Meilenstein in dieser Entwicklung war die 1975 erschienene Konica C35EF, die als erste Kompaktkamera überhaupt einen eingebauten Elektronenblitz aufwies. Zwar gab es schon 1964 mit der Voigtländer Vitrona eine vergleichsweise kompakte Kamera die gleiches für sich reklamierte, sie war aber wenig praxistauglich. Um den Blitz bei der Vitrona nutzen zu können, müsste man unter die Kamera einen sperrigen Batteriegriff schrauben, dieses Prinzip konnte sich nicht durchsetzen. Die Konica C35EF wurde hingegen ein voller Erfolg, sie besiegelte dann auch die Ära der Blitzlichtbirnen, welche durch den integrierten Blitz überflüssig wurden.
Elektronenblitze arbeiten mit einer Gasentladungsröhre. Der Blitz speichert vor der Aufnahme elektrische Energie in einem Kondensator, diese elektrische Energie entlädt sich dann schlagartig in die Gasentladungsröhre. Bei Elektronenblitzen bezeichnet man diese Röhre auch als Blitzröhre. Die Blitzröhre ist ein mit einem Edelgas gefüllter Glaskolben mit zwei Elektroden. Die Enden sind gasdicht abgequetscht, über eine speziellen Pumpstutzen erzeugt man bei der Fertigung in der Röhre ein Vakuum. Die Elektroden sind nur über das Gas miteinander verbunden. Wenn man eine Spannung anlegt, baut sich in der Röhre zwischen den Elektroden ein elektrisches Feld auf und es kommt zu einer Gasentladung. Das ist der Blitz, dessen Licht man zum Fotografieren nutzen kann.
Der Lichtblitz entwickelt sich in der Röhre keineswegs homogen. Aufgrund physikalischer Gegebenheiten ist die Lichtentwicklung sogar recht ungleichmäßig. Sowohl auf der Kathode als auch auf der Anode bilden sich feine Glimmhäute, die entsprechend als Kathodenglimmhaut beziehungsweise Anodenglimmhaut bezeichnet werden. Jedoch gibt es bei beiden Elektroden zwischen Glimmhaut und Elektrode noch eine schmale, dunkle Stelle. An der Kathode ist das der Astonsche Dunkelraum, an der Anode ist es der Anodendunkelraum. Im Anschluss an die Kathodenglimmhaus folgt dann der Hittdorfsche Dunkelraum, an welchen sich wiederum das negative Glimmlicht anschließt, das schon etwas mehr Lichtenergie abgibt als die beschriebenen Glimmhäute.
Die hauptsächliche Lichtabgabe kommt jedoch von der Positiven Säule, welche sich vor der Anodenglimmhaut bildet. Zwischen dem negativen Glimmlicht und der Positiven Säule befindet sich ein weitere dunkle Stelle, der sogenannte Faradaysche Dunkelraum. In der fotografischen Praxis bemerkt man diese ungleichmäßige Lichtverteilung im Glaskolben aber nicht. Die Lichtentwicklung ist so stark, dass Unregelmäßigkeit in einem einzigen gleißenden weißen Blitz untergehen. Die Dunkelräume werden komplett überstrahlt, dunkle Flecken auf den Aufnahmen sind also nicht zu befürchten.
Aktuelle Elektronenblitze verwenden als Füllgas meist das Edelgas Xenon. Über einen Pumpstutzen wird die Röhre in ein Vakuum versetzt und enthält dann keine Luft mehr. Die Lebensdauer einer Blitzröhre beträgt mehrere 10.000 Auslösungen, nur in absoluten Ausnahmefällen wird man sie im Gebrauch verschleißen. Anders als bei Blitzpulver und Blitzlichtbirnen, die elektrische Energie allenfalls für den Zündfunken benötigen, sind Elektronenblitze also auf elektrische Energie zur Lichterzeugung angewiesen. Diese wird meist durch Batterien oder Akkus bereitgestellt, auch ein Netzanschluss ist grundsätzlich möglich, wird aber eher bei Studioblitzen genutzt.
Man kann Leuchtdauer und Leuchtintensität des Blitzes über den Stromzufluss genau regeln. Moderne Elektronenblitze verfügen über mehrere Leistungsstufen, sie können zudem punktgenau über die elektronische Steuerung abgeschaltet werden. Im Zusammenspiel mit Blende und Verschlusszeit erlauben Elektronenblitze also eine sehr präzise Belichtungssteuerung. Dennoch gibt es einen Punkt, indem der Elektronenblitz seinen Vorgängern klar unterlegen ist: die Ladezeit. Das Blitzen ist beim Elektronenblitz nur möglich, wenn der Kondensator ausreichend aufgeladen ist und das kann je nach Frische der Batterien von mehreren Sekunden bis zu mehreren Minuten dauern. In der fotografischen Praxis ist die Kamera meist schneller für die nächste Aufnahme bereit als der Blitz. Die gilt vor allem dann, wenn Standardbatterien verwendet werden. Mit speziellen Batteriepacks kann man die Blitzfolgezeit bei hochwertigen Blitzgeräten weiter reduzieren.
Serienblitzaufnahmen mit hoher Geschwindigkeit sind bei Elektronenblitzgeräten durchaus realisierbar, aber nur unter einer Bedingung: Es wird nicht mit voller Leistung geblitzt, sondern nur mit einer Teilleistung. In dem Fall enthält der Kondensator genug Energie für mehrere Blitze hintereinander. Ist der Kondensator jedoch einmal komplett leer, wie das bei einem Blitz mit voller Leistung der Fall ist, dann muss man ihn laden und in dieser Zeit kann nicht geblitzt werden. In der Summe ist das Blitzen mit dem Elektronenblitz jedoch so komfortabel wie mit keiner anderen Blitztechnik, Elektronenblitze haben Blitzlichtpulver und Blitzbirnen daher aus dem Massenmarkt komplett verdrängt. Nahezu jede aktuelle Kamera hat entweder einen Elektronenblitz eingebaut oder ist zumindest durch ein zusätzliches Elektronenblitzgerät erweiterbar.
Batterie-/Akkutyp |
Kürzeste Blitzladezeit mit 4 AA-Zellen |
Kürzeste Blitzladezeit mit 5 AA-Zellen |
Alkali-Mangan Batterien |
6,0 Sekunden |
5,0 Sekunden |
Lithium-Batterien |
7,5 Sekunden |
7,5 Sekunden |
Nickel-Batterien |
6,0 Sekunden |
5,0 Sekunden |
Nickel-Cadmium Akkus (NiCd) |
4,0 Sekunden |
3,5 Sekunden |
Nickel-Metallhydrid Akkus (NiMh) |
4,0 Sekunden |
2,9 Sekunden |
Die Tabelle beschreibt die Blitzladezeit des Nikon Systemblitzes SB-800 bei unterschiedlichen Batterietypen. Gemessen wurde jeweils die Blitzladezeit nach kompletter Entladung durch einen Blitz auf Stufe 1/1. Gemessen wurde die Zeitdauer bis der Blitz wieder voll geladen ist. Es ist zu berücksichtigen, dass im Dauerbetrieb die Ladezeit zunimmt, die hier beschriebenen Blitzladezeiten sind der Idealfall. Mit Akkus spart man gegenüber Alkali-Mangan-Batterien in der Standardbestückung mit vier Zellen immerhin zwei Sekunden, damit lädt der Blitz also schon 50 Prozent schneller. Eine weitere Verkürzung der Blitzladezeit auf bis zu 2,9 Sekunden ist durch die Verwendung von fünf Zellen möglich. Verglichen mit der Serienbildfunktion moderner Kameras sind diese Blitzfolgezeiten aber immer noch recht behäbig. Serienblitzaufnahmen bei voller Leistung sind nicht möglich. Alle Angaben stammen von Nikon.
Leitzahl - Energieleistung des Blitzgerätes
Was beim Automobil die üblicherweise in PS angegebene Motorleistung ist, ist beim Elektronenblitz die Leitzahl: Sie ist der Gradmesser für die Leistungsfähigkeit eines Blitzes. Ein Blitz mit einer geringen Leitzahl hat nur wenig Reserven und wird daher in großen Räumen beziehungsweise beim indirekten Blitzen schnell an sein Grenzen kommen. Daher ist eine große Leitzahl immer erstrebenswert; wird in einem kleinen Raum nicht die volle Leistung gebraucht, regelt der Elektronenblitz ja dementsprechend früher ab.
Die Leitzahl ist das Produkt zwischen Blende und der Entfernung zwischen Motiv und Blitz, siehe nebenstehende Formel. Um bei einer Entfernung von 10 Metern und der Arbeitsblende 2,8 eine ausreichende Beleuchtung zu erzielen, muss der Blitz also mindestens die Leitzahl 28 haben (10 Meter x Blende 2,8 = Leitzahl 28). Umgekehrt kann man natürlich aus dieser Formel bei gegebener Blitzleitzahl die maximale Blitzentfernung bei einer bestimmten Arbeitsblende berechnen. Ein Canon Speedlite 580 EX II, der eine Blitzleitzahl von 58 hat, kann also bei einem Objektiv mit maximaler Blende von 4 ein Motiv hell ausleuchten, dass sich in einer Entfernung von 14,5 Metern befindet. Diese Blitzleistung dieses hochwertigen Canon-Blitzes genügt also, um ein ganzes Zimmer oder den Altarraum einer kleinen Kirche komplett auszuleuchten.
Hierbei ist zu beachten, dass man die jeweils passende Leitzahl für die verwendete Filmempfindlichkeit einsetzt, weil sich die Leitzahl bei verschiedenen ISO-Werten entsprechend ändert. Die angegebene Entfernung gilt jeweils für die maximale Reichweite bei voller Blitzstärke. Geringere Distanzen sind problemlos möglich, weil moderne Elektronenblitze ihr Leistung stufenlos regeln können.
Wenn man mehrere Blitzgeräte einsetzt, vergrößert sich die Leuchtleistung und damit die Leitzahl des hieraus entstehenden Multiblitzes entsprechend. Um die neue Gesamtleitzahl für den Multiblitz herauszufinden reicht es jedoch nicht, einfach die Leitzahlen zu addieren. Die Gesamtleitzahl ergibt sich gemäß nebenstehender Formel aus der Wurzel der Summe der Quadrate aller Einzel-Leitzahlen. Verwendet man also zwei Blitzgeräte vom Typ Canon Speedlite 580 EX II mit jeweils einer Leitzahl von 58, so ergibt sich eine Gesamtleitzahl von 82.
Fast alle modernen DSLR-Kameras haben einen integrierten Aufklappblitz, der aber allein aufgrund seiner kleinen Ausmaße eher schwachbrüstig ausgelegt ist. Wer eine leistungsfähige Blitzfunktion haben möchte kommt also nicht umhin seine Kamera durch einen Aufsteckblitz zu erweitern. Gerade Fotoeinsteiger werden hier feststellen, dass ein guter Blitz sich von seinen Anschaffngskosten nur unwesentlich von einer Einsteiger-DSLR unterscheidet. Generell gilt: Je höher die Leitzahl, desto größer, schwerer und teurer werden die Blitze.
Hersteller |
Modell |
Typ |
Blitztyp |
Leitzahl bei ISO 100 (FX) |
Reichweite Blende 2,8 |
Preis ca. |
Nikon |
D60 |
Einsteiger-DSLR |
integriert |
Leitzahl 12 |
4,3 Meter |
integriert |
Nikon |
D700 |
Profi-DSLR |
integriert |
Leitzahl 17 |
6,1 Meter |
integriert |
Nikon |
SB-400 |
Blitzgerät |
Aufsteckblitz |
Leitzahl 21 |
7,5 Meter |
130 € |
Nikon |
SB-600 |
Blitzgerät |
Aufsteckblitz |
Leitzahl 30 |
10,7 Meter |
250 € |
Nikon |
SB-900 |
Blitzgerät |
Aufsteckblitz |
Leitzahl 34 |
13,6 Meter |
400 € |
Wie sich aus der obigen Tabelle ergibt, nimmt mit zunehmender Leitzahl auch die Reichweite eines Kamerablitzes zu. Alle Leitzahlen gelten für Vollformatkameras. Die integrierten Mini-Blitze der Kameras sind eher leistungsschwach, wobei es auch hier Unterschiede gibt. Die Mini-Blitze in den Profikameras sind zumindest etwas stärker als ihre Gegenstücke in den Einsteiger-DSLRs. In allen Fällen gilt: Mit einem guten Erweiterungsblitz kann man die Blitzreichweite gegenüber den integrierten Blitzen noch merklich erhöhen. Alle Angaben: Nikon.
Die von den Herstellern angegebenen Blitzleistungen beziehungsweise die Leitzahlen sind im übrigen nicht einheitlich normiert und beschreiben die tatsächliche Reichweite des Blitzes damit nicht herstellerübergreifend genau. Die Belichtungsangabe bezieht sich - wie schon bei einer Belichtung bei Tageslicht - auf ein Motiv mittlerer Helligkeit, das 18% des einfallenden Lichtes reflektiert. Beim Blitzen kommt es jedoch ganz entscheidend darauf an, wo dieses Standardmotiv steht. Ist das Motiv im Freien aufgestellt, gibt es keinerlei Lichtreflexe, ein Großteil der Blitzenergie würde dann in der dunklen Nacht verpuffen.
Diesen eher ungünstigen Fall, der zu sehr kleinen Leitzahlwerten führen würde, nimmt kein Blitzhersteller an. Sie gehen davon aus, dass sich das Fotomotiv im Innenraum befindet, also die Wände und Decken des Raumes das Blitzlicht reflektieren können. Dadurch steigt natürlich die Lichtausbeute, woraus eine höhere Leitzahl resultiert. Je kleiner der Raum ist und je heller die Wände und die Decke, desto höher ist die erzielbare Leitzahl. Viele Hersteller gehen bei ihren Leitzahlberechnungen daher von einem eher kleinen Innenraum mit weißen Wänden und weißer Decke aus, obwohl dieser messtechnische Idealfall in der fotografischen Praxis eher die Ausnahme darstellt.
DX-/FX-Erkennung bei Blitzgeräten
Wenn man ein und dasselbe 50 mm Objektiv mal an eine Vollformat und mal an eine DX-Kamera anschließt, ergeben sich für den Blitz ganz unterschiedlche Bildwinkel, die er ausleuchten muss. Die besseren Blitze haben zwar alle einen Zoomreflektor, aber für die meisten ist es egal auf welcher Kamera sie sitzen. Ist ein 50 mm Objektiv angeschlossen, leuchtet der Blitz immer einen Bildwinkel aus, der 50 mm entspricht - im Vollformat versteht sich. Dabei entspricht ein 50 mm Objektiv an der DX-Kamera aber einem 75 mm Objektiv im Vollformat!
Ist man nun Besitzer einer DX-Kamera ist das also Energieverschwendung und die Reichweite des Blitzes wird nicht optimal ausgenutzt. Bis zum Blitzmodell SB-800 gab es beispielsweise bei Nikon keine DX/FX-Erkennung. Erst ab dem Modell SB-900 ist dieses Feature integriert. Folglich gibt es dann bei ISO 100 und und einem 35 mm Objektiv zwei Leitzahlen für den SB-900: An der Vollformatkamera hat der SB-900 die Leitzahl 34, an der DX-Kamera sind das immerhin als Leitzahl 40. Der Reflektor kann sich bei diesem Blitz also auf das jeweilige Sensorformat der Kamera einstellen. Somit wird die Lichtleistung des Blitzes optimal verwertet. In aller Regel haben Bltzgeräte heutzutage (Stand: 2010) noch keine DX/FX-Erkennung. Sie leuchten immer das Vollformat aus. Das passt zwar auch für DX-Kameras, bedeutet aber verschenkte Leistung.
Die einmal festgestellte Leitzahl und damit die Leitzahl des Blitzes kann auf zwei verschiedenen Wegen erhöht werden. Die einfachste Variante ist mit jedem Blitzgerät möglich: Man kann einfach den ISO-Wert an der Kamera erhöhen. Damit bleibt zwar die absolute Lichtleistung des Blitzes identisch, aber die Kamera kann durch den höher empfindlichen Sensor das eintreffende Licht besser verwerten. Im Gegenzug steigt bei höheren Empfindlichkeiten natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass unerwünschte Artefakte wie das Bildrauschen auftreten. Daher ist diese Methode bei qualitätsbewussten Fotografen nicht die erste Wahl.
Hersteller |
Blitzmodell |
ISO-Wert |
Leitzahl (FX) |
Nikon |
SB-800 |
25 |
19 |
Nikon |
SB-800 |
50 |
27 |
Nikon |
SB-800 |
100 |
38 |
Nikon |
SB-800 |
200 |
53 |
Nikon |
SB-800 |
400 |
76 |
Die unkomplizierteste Möglichkeit die Reichweite seines Blitzes zu vergrößern, besteht im Erhöhen der ISO-Zahl. Das wissen auch die Hersteller, sie geben daher gelegentlich die Leitzahl für ISO 200 statt für ISO 100 an. Dadurch können sie - im Vergleich mit der Normempfindlichkeit - mit 40% mehr Leistung werben.
Die Leitzahlberechnung für die wechselnden ISO-Empfindlichkeiten funktioniert genauso wie wie die Berechnung einer Blendenreihe. Um auf die nächsthöhere ISO-Stufe zu gelangen, ist die Multiplikation mit der Wurzel aus zwei erforderlich. Beispiel: Hat ein Blitz bei ISO 100 die Leitzahl von 38, so erhöht sich diese um den Faktor √2=1,41, also auf 53, wenn die ISO-Zahl auf 200 erhöht wird. Bei einer Vervierfachung der ISO-Zahl, also zum Beispiel von 100 auf 400, verdoppelt sich die Leitzahl, also zum Beispiel von 38 auf 76.
Für die zweite Methode braucht man einen hochwertigen Systemblitz, denn nur diese verfügen in aller Regel über einen verstellbaren Reflektor. Mit diesem kann man den Ausleuchtwinkel des Blitzes an das jeweils verwendete Objektiv anpassen. Sobald man im Telebereich fotografiert, muss der Blitz nur noch einen kleinen Winkel ausleuchten, man kann ihn stärker bündeln. Das wiederum kommt seiner Reichweite zugute, die Leitzahl erhöht sich.
Hersteller |
Blitzmodell |
Reflektorstellung |
Leitzahl bei ISO100 (FX) |
Nikon |
SB-800 |
24 mm |
30 |
Nikon |
SB-800 |
28 mm |
32 |
Nikon |
SB-800 |
35 mm |
38 |
Nikon |
SB-800 |
50 mm |
44 |
Nikon |
SB-800 |
70 mm |
50 |
Nikon |
SB-800 |
85 mm |
53 |
Nikon |
SB-800 |
105 mm |
56 |
Moderne Systemblitze - zumindest die besseren Vertreter ihrer Art - verfügen über elektrisch verstellbare Zoomreflektoren. In Abhängigkeit von der Objektivbrennweite passt sich auch der Blitzreflektor automatisch an. Dadurch kann die Leistungsfähigkeit des Blitzes bestmöglich ausgenutzt werden. Durch den schmaleren Bildwinkel bei Telebrennweiten erhöht sich die Leitzahl und damit auch die Blitzreichweite entsprechend. Alle Angaben: Nikon.
Blitzrichtung - Die perfekte Ausleuchtung
Bei handelsüblichen Kameras ist der Blitz entweder im Gehäuse implementiert oder wird auf das Kameragehäuse aufgesteckt. In beiden Fällen leuchtet er das Fotoobjekt von der Seite an. Diese Lichtrichtung kommt bei natürlichen Lichtquellen praktisch nie vor. Das Licht kommt in der Natur meist von oben. Ein weiterer Nachteil des frontal eintreffenden Kunstlichtes: Schweißtropfen können für Spiegelungen auf der Haut sorgen, denn sie reflektieren das Blitzlicht.
Weil die Sonne zudem viel stärker ausleuchtet als ein Blitz, gibt es durch sie auch praktisch immer indirektes Licht. Bei einer indirekten, möglichst weichen Ausleuchtung lassen sich unschöne Haut-Reflexionen weitgehend vermeiden. Die Umgebung reflektiert die eintreffenden Sonnenstrahlen, das indirekte Licht sorgt für eine gleichmäßigere Ausleuchtung des Fotomotivs als das bei einem Standard-Blitzfoto der Fall ist. Im Studio arbeiten Fotoprofis daher regelmäßig mit mehreren Studioblitzen, oder zumindest mit mehreren entfesselten Systemblitzen. Entfesselte Blitze sind alle Blitze, die weder in der Kamera integriert sind noch auf oder an der Kamera montiert sind. Die Ansteuerung erfolgt bei entfesselten Blitzen entweder über Blitzkabel oder mit Hilfe von Funkauslösern.
Aber auch für Fotoamateure mit nur einem einzigen Blitz gibt es einfache Möglichkeiten zu einer natürlich wirkenden Ausleuchtung des Fotomotivs zu kommen. Als erstes Mittel zur Erzeugung von natürlicher wirkendem Licht ist ein Bouncer oder eine Streuscheibe zu empfehlen. In beiden Fällen handelt es sich um Diffusoren, die vor den Blitz gesetzt werden und das harte Licht des Blitzes brechen, also für eine weichere und gleichmäßigere Ausleuchtung sorgen. Das Hauptproblem vieler Blitzaufnahmen - den unnatürlichen Lichteinfall durch den auf der Kamera montierten Blitz - hat man damit aber noch nicht behoben.
Besser ist es daher, indirekt zu blitzen. In dem Fall nutzt man eine oder mehrere Reflexionsflächen, an denen sich das Licht bricht, bevor es dann das Fotomotiv ausleuchtet. Die einfachste Möglichkeit indirekt zu blitzen ist eine Reflexionskarte, die man an den Blitz montiert. Ein noch besserer weil größerer Reflektor ist die Raumdecke. Diese sollte aber nicht allzuhoch und nach Möglichkeit weiß gestrichen sein, damit das Foto keinen Farbstich durch den Blitz bekommt. Das indirekte Blitzen über die Raumdecke sorgt für ein weiches Licht, und auch die Lichtrichtung wirkt natürlich, weil das Licht eben von oben und nicht - wie bei der Standardblitzrichtung - von vorne kommt. Noch besser ist es beim indirekten Blitzen einen Bouncer zu verwenden. Das sorgt für die beste Ausleuchtung.
Ist keine geeignete Decke vorhanden, die man als Reflektor für indirektes Blitzen nutzen kann, besteht immer noch die Möglichkeit mit Reflektoren zu arbeiten, die direkt am Blitz selbst angebracht sind. Hierfür gibt es beispielsweise Reflektorkarten, die das Licht des nach oben gekippten Blitzes nach vorne zum Motiv reflektieren. Man erreicht dadurch verglichen mit dem direkten Blitzen eine weichere Ausleuchtung, allerdings fällt das Licht immer noch mehr oder weniger im 90 Grad Winkel auf das Fotomotiv, was nicht optimal ist.
Man sollte aber berücksichtigen, dass sowohl die Verwendung von Bouncern, als auch das indirekte Blitzen die nominelle Reichweite des Blitzes vermindern. Wo der direkte Blitz alles Licht per Reflektor auf das Fotomotiv lenkt, verpufft nun viel Licht ungenutzt in der Umgebung oder verschwindet im Bouncer. Wer indirekt mit Bouncer blitzt hat naturgemäß den meisten Reichweitenverlust, weil sich die Effekte addieren. Alle diese Blitztechniken setzen also ein leistungsstarkes Blitzgerät voraus.
Unabhängig von der Leistungsfähigkeit des verwendeten Blitzgerätes gibt es bei der Verwendung von Aufsteckblitzen immer ein Problem wenn man in einen Raum hineinfotografiert. Die Ausleuchtung nimmt ja mit zunehmender Entfernung zum Blitz ab, womit es praktisch unmöglich ist, Fotoobjekte, die sich in unterschiedlichem Abstand zum Blitz befinden, gleichmäßig auszuleuchten. Das klassische Beispiel sind Fotos von Familienfeiern, bei denen man einen Esstisch von der Kopfseite fotografiert. Diejenigen Personen, die ganz vorne sitzen, sind regelmäßig völlig vom Kunstlicht überstrahlt. Wer sich in der Mitte der Tafel befindet hat Glück gehabt und ist meist richtig belichtet. Je weiter man jedoch zum Ende des Tisches kommt desto dunkler wird es. Dieser Effekt ist beim direkten Blitz am stärksten ausgeprägt, wenn man indirekt über die Decke blitzt ist der Effekt etwas abgemildert. Ab einer gewissen Raumgröße kommt man jedoch nicht umhin, mehrere Blitzgeräte einzusetzen um eine gleichmäßige Beleuchtung zu erzielen.
In der obigen Grafik zeigt sich, wie schwierig es ist mit nur einem Blitz einen tiefen Raum auszuleuchten. Die richtige Belichtung wird hier nur bei einer Person erreicht, die anderen sind unter- beziehungsweise überbelichtet.
Für gute Blitzfotos mir direktem Blitz sollten die Fotomotive also in etwa gleichen Abstand zum Blitz angeordnet sein. Das ist in der Praxis nicht immer möglich. Mehr Flexibilität hat man dann durch den Einsatz mehrer Blitze. Mit ihnen kann man auch einen größeren Raum gleichmäßig ausleuchten. Im oberen Beispiel sorgt ein zweiter Blitz dafür, dass alle drei Personen eine gleichmäßige Lichtportion abbekommen. Das Ergebnis ist ein korrekt belichtetes Bild.
Bauformen von Blitzgeräten
Elektronenblitze gibt es in einer Reihe unterschiedlicher Bauformen, jede hat ihre individuellen Vor- und Nachteile. Am häufigsten ist der ins Kameragehäuse integrierte Blitz anzutreffen. Ob Einsteigerkompaktknipse oder DSLR, nahezu jede Kamera enthält in ihrem Gehäuse einen Blitz. Es gibt hier zwei Varianten. Einmal kann er fest eingebaut sein, und einmal als Ausklappblitz konzipiert sein. Die fest eingebauten Blitze lassen sich auch in sehr kompakten Kameragehäusen realisieren, sie haben aber einen entscheidenden Nachteil: Der Blitz sitzt sehr nahe an der optischen Achse des Objektivs. Das erhöht bei Personenaufnahmen die Wahrscheinlichkeit von roten Augen. In den größeren Gehäusen der Spiegelreflexkameras ist der eingebaute Blitz daher in aller Regel ausklappbar. Zwar gewinnt man damit nur wenige Zentimeter Versatz gegenüber dem Objektiv, aber die Gefahr roter Augen ist zumindest etwas kleiner als bei den fest eingebauten Blitzen.
Wenn man mit dem eingebauten Blitz nicht zufrieden ist, kann man die Blitzleistung seiner Kamera durch Erweiterungsblitze deutlich erhöhen. Außerdem besteht bei Erweiterungsblitzen - Schwenkreflektor vorausgesetzt - natürlich die Möglichkeit indirekt zu Blitzen. Für anspruchsvolle Blitzaufnahmen wird man daher nicht um die Anschaffung eines Erweiterungsblitzes herum kommen.
Diese gibt es in einer Reihe unterschiedlicher Bauformen. Der am häufigsten verwendete Erweiterungsblitz ist der klassische Aufsteckblitz. Nicht nur Spiegelreflexkameras sondern auch hochwertige Kompaktkameras wie die Canon G11 verfügen über einen Blitzschuh zur Aufnahme von Aufsteckblitzen. Dieser wird einfach in den Blitzschuh der Kamera eingesteckt und ist - abgesehen von dem zusätzlichen Gewicht und den etwas größeren Abmessungen - ebenso einfach zu handhaben wie ein integrierter Blitz. Der Abstand zwischen Blitz und optischer Achse des Objektivs ist noch deutlich höher als bei den integrierten Klappblitzen der DSLRs, was die Gefahr von roten Augen weiter minimiert. Noch besser sieht es in dieser Hinsicht bei Stabblitzen aus, die über eine Schiene an der Kamera montiert werden. Sie verfügen regelmäßig über eine weiteres Griffstück, damit lassen sich auch sehr leistungsfähige - und damit entsprechend unhandliche - Blitze an die Kamera schrauben.
Für die Makrofotografie eignet sich hingegen keiner der bisher beschriebenen Blitze so recht. In allen Fällen kommt es beim Unterschreiben einer bestimmten Distanz zu einer ungleichmäßigen Ausleuchtung weil das Objektiv zwischen Blitz und Motiv sitzt und Schatten wirft. Die Lösung besteht darin, die Blitzröhre näher zum Motiv zu bringen. Blitze für die Makrofotografie sitzen dort, wo üblicherweise die Sonnenblende sitzt, nämlich am vorderen Rand des Objektivs. Es gibt für diesen Zweck sowohl die üblichen stabförmigen Blitzröhren als auch spezielle Rundlichtröhren, die für eine perfekte Ausleuchtung kleinerer Motive sorgen.
Alle diese Blitze sind - mal mehr und mal weniger - transportabel und für den mobilen Einsatz gebaut. Daraus ergeben sich natürlich gewisse Einschränkungen. Die Blitzleistung dieser mit Batterien betriebenen Geräte ist eher begrenzt, wesentlich leistungsfähiger sind Studioblitzgeräte für den stationären Einsatz.
Studioblitzgeräte verwenden grundsätzlich die gleiche Technologie wie die mobilen Blitze, es gibt nur zwei entscheidende Unterschiede. Zum einen beziehen sie ihre Energie aus dem Stromnetz, dadurch lassen sich entsprechend stärkere Blitzröhren einsetzen. Zum anderen verfügen sie über ein Dauerlicht, mit dem man das Fotomotiv zumindest schon einmal grob einleuchten kann. Das erleichtert es dem Fotografen, die optimale Blitzposition zu ermitteln.
Der Rote-Augen Effekt
Bei der Verwendung eines Blitzes besteht immer die Gefahr, dass das Blitzlicht vom Motiv reflektiert wird. Besonders unangenehm ist der bekannte Rote-Augen Effekt bei Personen- oder Tieraufnahmen. Das Blitzlicht wird von der Netzhaut reflektiert; weil diese rot ist, erscheinen die Augen im Bild später blutrot, ein Effekt, der regelmäßig nicht erwünscht sein sollte. Dies tritt verstärkt dann auf, wenn die optischen Achsen von Blitz und Objektiv eng beieinanderliegen. Das ist vor allem bei Kompaktkameras der Fall.
Im linken Bild ist ein hübsches Mädchen zu sehen, dessen Augen das Blitzlicht stark reflektieren. Dieses Bild wude mit einer Kompaktkamera aufgenommen, bei der die Blitzrichtung fast ganz auf der optischen Achse liegt. Im rechten Bild wurde ein alter Kater unter dem Sofa mit einer Kompaktkamera fotografiert; auch in seinen Augen wird das Blitzlicht reflektiert. Zusammen mit der fauchenden Miene und den zurück gelegten Ohren ergibt sich ein fast schon Furcht einflößendes Bild. Katzen haben jedoch keine rote Netzhaut sondern eine reflektierende Schicht auf der Netzhaut, so dass man keine feuerroten sondern helle, weiße Augen erhält, als würde man direkt in einen Spiegel hineinblitzen.
Da man den Blitz bei gleichbleibender Gehäusegröße nicht versetzen kann, setzen viele Hersteller hier inzwischen eine spezielle Blitztechnik ein. Mit einem oder mehreren Vorblitzen vor dem eigentlichen Hauptblitz bringt reduziert man die Pupillengröße und vermindert damit den Rote-Augen Effekt. Diese Technik hat jedoch zwei gravierende Nachteile: Erstens vermeidet sie die roten Augen nicht effektiv, der rote Fleck wird nur etwas kleiner, verschwindet aber nicht ganz. Zweitens blenden die Vorblitze die Porträtierten, wer empfindliche Augen hat wird dieselben etwas zusammenkneifen, um die Blendwirkung zu verringern.
Alles in allem schadet der Rote-Augen Blitz also mehr als er nutzt. Es gibt effektivere Mittel den roten Augen den Garaus zu machen. Wer mit einer DSLR arbeitet vermeidet rote Augen zum Beispiel vollständig indem er indirekt blitzt. Alternativ kann man mit entfesselten Blitzen arbeiten, aber auch beim normalen Aufsteckblitz tritt der Rote-Augen Effekt durch den größeren Abstand zwischen Blitz und Objektiv schon relativ selten auf. Wer mit einer Kompaktkamera arbeitet und den Blitz also nicht frei platzieren kann, sollte die Augen besser nachträglich in der Bildbearbeitung entfernen.
Kreuzpolblitzen - Reflexfreies Blitzen mit gefiltertem Licht
Beim Blitzen stellt sich häufig das Problem, dass das helle Blitzlicht sich irgendwo im Motiv reflektiert. Und diese Reflexionen sehen natürlich sehr unschön aus. Abhilfe schafft hier das indirekte Blitzen, am besten noch in Verbindung mit einem Diffusor. Dies ist aber zum einen nicht immer möglich, zum anderen gibt es Motive bei denen das nicht funktioniert. Beispielsweise wenn man eine Reihe von Gläsern fotografiert, denn hier hat das Licht vielfältige Möglichkeiten sich zu brechen. Mit herkömmlichen Blitzmethoden wird man Lichtreflexe hier nicht ganz vermeiden können. Abhilfe schafft das so genannte Kreuzpolblitzen, welches mit polarisiertem Licht arbeitet.
Hierfür benötigt man zwei Polfilter. Der erste Polfilter kommt vor das Objektiv, das zweite Polfilter setzt man vor den Blitz. Während man für das Objektiv auf gewöhnliche Polfilter mit Schraubfassung zurückgreifen kann braucht man für den Blitz eine Polfilterfolie. Diese bekommt man im Foto-/Filmfachhandel. Bei Film kommen diese Folien häufiger zum Einsatz um beispielsweise die Reflexionen auf Glasflächen zu unterbinden. Filmt man beispielsweise eine Person vor einem Backofen, möchte man ja vermeiden, dass Kameramann und Kamera sich im Glas der Ofentür spiegeln und später im Film zu sehen sind.
Der Polfilter vor dem Blitz sorgt dafür, dass nur polarisiertes Licht den Blitz verlässt. Wenn dieses sich auf dem Motiv spiegelt und in Richtung Kamera reflektiert wird, kann man es mit dem Polfilter vor dem Objektiv mit einem einfachen Dreh wieder herausfiltern. Das indirekte einfallende Blitzzicht wird natürlich nicht ausgefiltert, das sorgt weiterhin für eine reflexionsfreie Beleuchtung des Motivs. Das Kreuzpolblitzen wird häufig in der Werbung angewendet, aber es ist überall dort sinnvoll, wo man unter schwierigen Bedingungen mit Licht-Reflexionen rechnen muss. Dann ermöglichen die beiden Polfilter das gleichmäßige Ausleuchten per Blitz. Reflexe werden durch das Kreuzpolverfahren entweder komplett vermieden, oder zumindest stark reduziert.
Blitzsynchronzeit, Kurzzeitsynchronisation und andere Blitzbelichtungsvarianten
Nicht alle an der Kamera einstellbaren Verschlusszeiten lassen sich für Blitzaufnahmen nutzen. Das gilt jedenfalls für die handelsüblichen DSLRs, die praktisch alle auf einen Schlitzverschluss setzen. Es gilt im allgemeinen: Die kürzeste Verschlusszeit, bei welcher der Verschluss noch den kompletten Bildsensor freigibt, ist die Blitzsynchronzeit/X-Synchronzeit. Der Verschluss muss komplett geöffnet sein wenn der Blitz gezündet wird. Im Zeitalter der Blitzlichtbirnen war das noch anders, da hat man aber auch noch von der M-Synchronzeit gesprochen. Grund: Blitzlichtbirnen brauchen vom Zündimpuls bis zur vollen Entfaltung des Lichtblitzes länger als Elektronenblitze. Diesen Zeitversatz hat die M-Synchronzeit berücksichtigt, sie ist aber heute nur noch bei historischen Kameras von Interesse. Der heutige Standard ist die X-Synchronzeit, diese meint man regelmäßig, wenn von "der Blitzsynchronzeit" die Rede ist.
Bei kürzeren Verschlusszeiten als der Blitzsynchronzeit würde es zu Abschattungen durch die Verschlussvorhänge kommen, weil der Verschluss nur noch als schmaler Spalt über den Sensor wandert. Und da wiederum die Blitzdauer regelmäßig kürzer ist, als die gesamte Ablaufzeit des Verschlusses kommt es dann zu schwarzen Balken bei Blitzaufnahmen. Im Detail ist dieser Zusammenhang in unserem Kapitel Der Verschluss - Steuerung der Belichtung beschrieben. Moderne Kameras haben meist X-Synchronzeiten zwischen 1/200s und 1/300s, was verglichen mit den kürzestmöglichen Verschlusszeiten doch eher langsam ist.
Kameramodell |
Typ |
kürzeste Verschlusszeit |
Blitz-synchronzeit |
Kurzzeit-synchronisation |
Canon EOS 1000D |
Einsteiger-DSLR |
1/4000 s |
1/200 s |
1/4000 s |
Canon EOS-1D Mark IV |
Profi-DSLR |
1/8000 s |
1/300 s |
1/8000 s |
Wie die obige Tabelle zeigt, ist die Blitzsynchronzeit der Kamera deutlich langsamer als die kürzeste Verschlusszeit. Wer mit kürzeren Verschlusszeiten blitzen möchte, muss hierfür die Kurzzeitsynchronisation nutzen. Wenn sowohl Kamera als auch Blitz dies unterstützen, kann man dann sogar bei der kürzesten Verschlusszeit blitzen.
Wenn man schnell bewegte Motive bei Tag mit einem Blitzlicht aufhellen will, braucht man aber kürzere Verschlusszeiten, damit das Motiv nicht verwischt. Auch für diesen Fall gibt es eine Lösung und die heisst Kurzzeitsynchronisation/FP-Synchronisation. Dies ist eine spezieller Blitzmodus, der in zwei Varianten von den Herstellern umgesetzt wird. Die erste Variante wird beispielsweise von Nikon eingesetzt. Hier zündet während der FP-Kurzzeitsynchronisation der Blitz schnell aufeinander folgende Einzelblitze und zwar solange, bis der Verschluss komplett abgelaufen ist. Die zweite Variante wird bei einigen Modellen von Olympus eingesetzt, hier verlängert sich der Einzelblitz entsprechend.
Unabhängig von der jeweiligen technischen Umsetzung verringert sich durch die Kurzzeitsychronaisation die Reichweite des Blitzes erheblich. Sie ist auch dann interessant, wenn man in vollem Tageslicht aufhellblitzen möchte. In diesem Fall ist die normale Blitzsynchronzeit oft zu langsam, nur mit der Kurzzeitsynchronisation kann man Überbelichtungen vermeiden. Es kann auch aus gestalterischen Überlegungen erforderlich sein, mit geöffneter Blende zu arbeiten. Auch dann hat man bei Tageslicht und Blitzeinsatz nur die Möglichkeit zu der Kurzzeitsynchronisation zu greifen. Sowohl Blitz als auch Kamera müssen diese Funktion allerdings explizit unterstützen.
Noch kürzere Verschlusszeiten als mit der FP-Kurzzeitsynchroniation lassen sich über das Offenblitzen erreichen. Hierbei öffnet man im komplett abgedunkelten Raum den Verschluss, löst dann den Blitz aus, und schließt den Verschluss anschließend wieder. Die Blitzdauer ist entspricht dann der effektiven Verschlusszeit. Selbst mit handelsüblichen Blitzen lassen sich so mühelos effektive Verschlusszeiten von bis zu 1/40.000s (z.B. mit Blitz Nikon SB800 bei 1/128 Blitzleistung) erzielen. Im Detail ist das Offenblitzen schon in unserem Kapitel zum Verschluss unter Ultrakurzzeit-Fotografie beschrieben.
Wer mit der Blitzsynchronzeit oder einer längeren Verschlusszeit blitzt hat zudem die Möglichkeit, den Blitz auf den zweiten Verschlussvorhang zu synchronisieren. Per Default ist der Blitz auf den ersten Verschlussvorhang synchronisiert. Bei schnell bewegten Motiven und vorhandenem Restlicht kann das ein Nachteil sein. Denn hier zündet der Blitz sofort mit dem Ablauf des ersten Verschlussvorhanges. Dann bleibt der Blitz noch eine Weile geöffnet, bevor dann der zweite Verschlussvorhang den Bildsensor wieder abdeckt. Der Blitz bildet das Motiv zwar scharf ab, aber durch den dann noch geöffneten Verschluss wird die Motivbewegung - meist in Form der klassischen Wischspuren - vor dem Motiv abgebildet. Eleganter ist es, wenn die Wischspuren nicht vor, sondern hinter dem Motiv erscheinen. Das erreicht man, indem man den Blitz auf den zweiten Verschlussvorhang synchronisiert.
In vielen Anwendungsfällen ist es eine kurze Blitzsynchronzeit aber gar nicht wünschenswert. Denn je kürzer die Blitzsynchronzeit desto weniger Umgebungslicht ist später auf dem Bild zu sehen. Insbesondere dann, wenn man die Lichtstimmung einer eher dunklen Umgebung erhalten möchte, empfiehlt es sich daher längere Verschlusszeiten als die per Default vorgegebenen Werte zwischen 1/60s und 1/250s zu wählen.
Aber auch in einer hell ausgeleuchteten Umgebung kann das Aufhellblitzen sinnvoll sein. Dies ist beispielsweise immer dann der Fall, wenn man ein Motiv gegen die Lichtrichtung abbilden möchte. Diese Motive liegen normalerweise im Schatten, aber mit einem gezielt eingesetzen Aufhellblitz kommt man dennoch zu einem harmonischen Ergebnis. Für das Aufhellblitzen im Sonnenlicht benötigt man meist sehr kurze Verschlusszeiten um eine Überbelichtung zu vermeiden. Sollte die Blitzsynchronzeit nicht kurz genug sein, kann man die Kurzzeitsynchronisation verwenden.
TTL-Blitzbelichtungsmessung
Das Blitzen ist eine zusätzliche Lichtquelle, die bei der Belichtungsmessung natürlich auch berücksichtigt werden muss. Insbesondere zu den Frühzeiten der Blitztechnik gab es aber keine Möglichkeiten diese Messung durchzuführen. Denn der Blitz ist ja kein Dauerlicht, sondern nur ein kurzer Lichtimpuls. Das konnte man mit den damaligen manuellen Kameras nicht adäquat steuern. Man behalf sich indem man die Blitzleistung manuell nach Tabellen einstellte. Das war zum einen mühsam, zum anderen waren fortschrittliche Blitztechniken wie das heutige Aufhellblitzen damit natürlich nicht möglich.
Erst mit dem Aufkommen der Elektronenblitze gab es die Möglichkeit, die Blitzleistung und Dauer entsprechend zu steuern. Dies wurde erstmals in den 1960er Jahren durch die Computerblitze erreicht. Diese Bezeichnung ist reines Marketing und irreführend. Diese frühen Blitze hatten keine Computertechnologie integriert, man wählte die Bezeichnung Computerblitz, weil es sich aus damaliger Sicht irgendwie fortschrittlich anhörte. Die tatsächlich dahinterliegende Technik ist wesentlich simpler, als es der flotte Name vermuten lässt:
An der Vorderseite des Blitzes ist eine kleine Fotodiode integriert. Diese misst während des Blitzens das vom Fotomotiv reflektierte Licht. Wenn ein vorher definierter Wert erreicht ist, schaltet der Blitz ab. Diese stufenlose und nahezu verzögerungsfreie Blitzregelung war in der damaligen Zeit revolutionär. Die Computerblitze der ersten Generation entluden unabhängig von der jeweiligen Leuchtdauer stets den kompletten Blitzkondensator, mit der Einführung von Thyristorschaltungen wurde dieses Manko jedoch beseitigt. Die vollwertige elektronische Regelung von Computerblitzen der zweiten Generation war ein großer Fortschritt. Sie ermöglichte es, den Blitzkondensator nur teilweise zu entladen. Auf einen Blitz mit geringer Intensität, konnte daher schnell ein weiterer Blitz folgen. Für die Blitzdauer und die Haltbarkeit der Batterieladung war das ein großer Fortschritt.
Dennoch hatten Computerblitze einen gravierenden Nachteil: Das einfallende Licht wurde vom Sensor vorn am Blitzgehäuse gemessen, hier ist der Lichteinfall jedoch nicht zwangsläufig mit dem Lichteinfall auf der Filmebene identisch. Mal ganz abgesehen davon, dass der Computerblitz weder Filter noch Blendenänderungen am Objektiv selbstständig erkennen konnte. Der nächste logische Schritt in der Evolution der Blitztechnologie war daher die Einführung der TTL-Blitzbelichtungsmessung. Hier misst eine Fotodiode in der Kamera das einfallende Licht während der Aufnahme und steuert hierüber den Blitz. Dieses Verfahren ist wesentlich genauer als das Computerblitzverfahren.
Das TTL-Verfahren ist aber auch komplexer umzusetzen, und spätestens an diesem Punkt gab es keinen herstellerübergreifenden Blitzstandard mehr. Jeder Hersteller entwickelte und vermarktete von nun an eigene Systemblitzgeräte, die mit denen der Konkurrenz nicht kompatibel waren. Moderne Systemblitze sind hochgradig proprietäre Geräte, die nur innerhalb der eigenen Kamerafamilie funktionieren. Weiter verfeinert wurde das TTL-Verfahren Anfang der 90er Jahre, als man erstmals begann mit Vorblitzen zu arbeiten. Diese schwachen Vorblitze - die mit den üblichen Rote-Augen-Reduzierblitzen im übrigen nicht identisch sind - sendet der Blitz vor der Aufnahme. Hierdurch gewinnt er zusätzliche Informationen, welche die Belichtungssteuerung des eigentlichen Hauptblitzes in schwierigen Situation verbessern können.
So ausgeklügelt die gängigen TTL-Blitzverfahren auch sein mögen, viele Profifotografen verlassen sich nicht auf sie. Insbesondere in Verbindung mit einer Studioblitzanlage setzen sie immer noch auf externe Blitzbelichtungsmesser, mit denen Blitzlicht und Umgebungslicht getrennt voneinander gemessen werden können. Externe Belichtungsmesser bzw. externe Blitzbelichtungsmesser, wie in der nebenstehenden Abbildung gezeigt, sind kompakte Geräte mit vielen Funktionen, die die Messergebnisse auf einem kleinen Display anzeigen.
Praxistest Blitzen: Direkt vs. Indirekt, Diffusor vs. Standardblitz
Nachdem wir im obigen Text die theoretischen Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Blitztechniken ausführlich erörtert haben, möchten wir hier an einem kleinen Praxisbeispiel die Methoden prüfen. Denn es hängt oft von verschiedenen Faktoren ab, ob ein theoretisch überzeugendes Verfahren auch im konkreten Fall zu einem verbesserten Bildeindruck führt. In allen Fällen haben wir mit einem Blitz aus dem Abstand von etwa einem Meter den Stoffteddy angeblitzt. Bei der Auswertung der Bilder gab es nicht nur die erwarteten Resultate, sondern auch die eine und andere Überraschung zu vermelden.
Direkter Blitz ohne Diffusor
Das direkte Blitzen ohne Diffusor ist die einfachste Blitzmöglichkeit, aber auch diejenige, welche das am wenigsten zufriedenstellende Bildresultat liefert. Der direkte Blitz leuchtet zwar alles ordentlich aus, aber die Nachteile dieser Blitzrichtung sind doch augenfällig. Zum einen gibt es starke Lichtreflexe am roten Lampenfuß, zum anderen wirft der Teddy einen harten Schlagschatten, der besonders hinter den Armen, aber auch unterhalb der Beine, deutlich zu sehen ist. Alles in allem ist dem Bild der Einsatz von Kunstlicht überdeutlich anzusehen, was auch auf den unnatürlichen Einfallswinkel von 90 Grad zum Motiv zurückzuführen ist. Für den schnellen Schnappschuss zwischendurch ist diese Blitzmethode wohl geeignet, für vorteilhafte Personenaufnahmen eher nicht.
Direkter Blitz mit Diffusor
Der direkte Blitz mit Diffusor erzeugt ein etwas verbessertes Bild im Vergleich zum Vorgänger. Die Schlagschatten sind etwas abgemildert und die Reflexe ein bisschen geringer. Insbesondere wirken die Schlagschatten hinter den Armen des Teddybärs weicher und sind nicht so dunkel wie im vorigen Bild. Somit wirkt das Bild insgesamt etwas plastischer, aber von einem natürlich wirkenden Lichteinfall kann selbstverständlich keine Rede sein. Wenn man wirklich unbedingt direkt blitzen muss, kann man das Bildergebnis also durch einen Diffusor minimal verbessern, mehr aber auch nicht. Wer also einen ausklappbaren Diffusor fest in einem externen Blitzgerät eingebaut hat, kann diesen auf alle Fälle verwenden, um die Bildnatürlichkeit ein bisschen zu steigern.
Indirekter Blitz ohne Diffusor
Für das indirekte Blitzen haben wir den Blitzreflektor nach oben geklappt und somit die weiße Decke als Bouncer benutzt. Damit können wir das beste Bild in der Testreihe erzielen. Die Ausleuchtung ist gleichmäßig, Reflexe gibt es praktisch keine. Die Schlagschatten hinter den Armen sind völlig verschwunden; man erkennt nur noch leichte Schatten unterhalb der Beine. Diese wirken aber natürlich, da das Licht ja von oben kommt, wie man es vom Alltag her gewohnt ist. Das von der Decke gestreute Blitzlicht leuchtet von oben auf das Motiv und arbeitet die feine Struktur der Stoffoberfläche sauber heraus. Dass das Licht nun von oben kommt erkennt man auch daran, dass die weiße Platte, auf der der Teddy sitzt, viel heller wirkt als in den vorigen Bildern. Alles in allem ein Bild, dem man den Kunstlichteinsatz nicht unbedingt ansieht.
Indirekter Blitz mit Diffusor
Die Einstellung des Blitzes ist hier identisch mit dem vorherigen Fall, allerdings haben wir vor den Blitz noch die im Lieferumfang enthaltene Diffusorkappe gesetzt. Somit hatten wir die Erwartungshaltung, dass sich die Bildqualität gegenüber indirekten Blitz ohne Diffusor noch weiter verbessern würde. Das war auch theoretisch richtig, in der Praxis machte jedoch die Beschaffenheit des verwendeten Bouncers dem einen Strich durch die Rechnung.
Der Bouncer zerstreut nämlich nicht nur das vom Reflektor kommende und gegen die Decke gerichtete Licht, sondern lenkt auch einen Teil davon direkt zum Motiv. Dieses Phänomen, was sicher durch den geringen Abstand zwischen Motiv und Fotoobjektiv begünstigt war, wirkt sich sehr nachteilig auf das Bild aus. Zum einen produziert es einen - wenn auch schwachen - Schlagschatten, zum anderen führt es zu Reflexionen. Außerdem überstrahlt es die feine Stoffstruktur, obwohl die Belichtung korrekt eingestellt war. In unserem Testfall verschlechtert der Bouncer das Bildergebnis beim indirekten Blitzen also. Bei einem größeren Abstand zum Objekt kann das Ergebnis anders ausfallen. In jedem Fall sollte man im Hinterkopf behalten, dass zumindest manche Diffusoren das Licht in alle möglichen Richtungen zerstreuen, was zu unerwünschten Effekten führen kann.
Blitzen mit Reflektorkarte
Für den letzten Versuch haben wir uns mit weißen Papier eine Reflektorkarte gebastelt und sie per Gummiband an dem nach oben gestellten Blitz befestigt. Durch den Blitzwinkel war sichergestellt, dass das Licht praktisch nicht von der Decke reflektiert werden konnte. Dieses Blitzverfahren ist ein Hybrid aus den vorherigen Methoden. Es ist zum einen eine indirekte Blitzmethode, weil das Licht nur über die Reflektorkarte auf das Fotomotiv geleitet wird. Zum anderen hat es aber auch Merkmale eines direkten Blitzverfahrens; völlig unabhängig von Zimmerdecken und anderen Reflektoren kann man man in jede beliebige Richtung blitzen.
Man ist also sehr flexibel. Das Ergebnis dieser Low-Budget Lösung ist überraschend ansehnlich. Zwar gibt es wie bei den direkten Blitzmethoden Reflexe zu beklagen, aber der Schlagschatten des Motivs ist recht weichgezeichnet. Die Oberflächenstruktur des Stoffs ist zudem - für einen mehr oder weniger direkten Blitz - verhältnismäßig gut durchgezeichnet. Wenn man also keine geeignete Zimmerdecke vorfindet, über die man Blitzen kann, ist diese unkomplizierte und preisgünstige Methode einen Versuch wert. In unserem Test erzielt die Reflektorkarte jedenfalls bessere Bilder als die beiden Direktblitzmethoden und ist somit auch einem speziell für das Blitzgerät optimierten Diffusor überlegen.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis Grundlagen der Fotografie
Autor: Sascha Steinhoff, Patrick Wagner
|