Die Belichtungsmessung

Die Belichtungsmessung soll die korrekte Belichtung einer Aufnahme sicherstellen. Hierfür müssen gleich mehrere Faktoren unter einen Hut gebracht werden. Das griechische Wort Fotografie kann man als Lichtmalerei übersetzen. Da jedes bildgebende Verfahren, sei es nun analog oder digital, technischen Einschränkungen unterliegt, muss zuerst einmal festgestellt, also gemessen werden, wieviel Licht für die Aufnahme überhaupt zur Verfügung steht.

Mittels Blende und Belichtungszeit steuert man dann wieviel des vorhandenen Lichts auf den Film beziehungsweise den Bildsensor auftreffen soll. Die für eine Aufnahme benötigte Lichtmenge hängt von der Empfindlichkeit des Mediums ab. Je höher die Empfindlichkeit des Mediums desto weniger Licht wird benötigt. Bei digitalen Kameras kann man die Empfindlichkeit des Bildsensors über die gängigen ISO-Einstellungen regeln. Für analoge Aufnahmen gibt es Filme unterschiedlicher Empfindlichkeit und die Möglichkeit einer Push- beziehungsweise Pull-Entwicklung.

Belichtungskontrolle per Histogramm

Bevor wir uns den verschiedenen Techniken der Belichtungsmessung widmen, wollen wir uns zuerst mit der Frage beschäftigen woran man eine korrekte Belichtung erkennt, beziehungsweise wie man diese definiert. Seit der Einführung digitaler Spiegelreflexkameras gibt es ein mächtiges Werkzeug zur direkten Kontrolle der Belichtung nach der Aufnahme: das Histogramm. Das Histogramm zeigt die Verteilung der Tonwerte eines Bildes an.

Auf unserer Seite Tonwerte, Histogramm und Tonwertkurve haben wir das Thema Histogramme schon ausführlich abgehandelt. In diesem Kapitel gehen wir noch einmal auf die Aspekte ein, die für die Belichtungsmessung relevant sind. Soviel vorweg: Eine universelle Regel wie eine “richtige” Belichtung auszusehen hat und was ein “gutes” Histogramm ist gibt es nicht. Es gibt wohl aber einige Erfahrungsregeln, mit denen man Histogramme - unter Berücksichtigung des Motivs und der jeweiligen Aufnahmetechnik versteht sich - bewerten kann.

Wenn eine Fehlbelichtung vorliegt kann man mit einer Belichtungskorrektur gegensteuern. Alternativ ist auch eine Ersatzmessung möglich, entweder mit veränderter Kameraausrichtung oder mit einer andere Messmethode.

Ausgewogene Belichtung Unterbelichtet Überbelichtet

Die obige Bilderserie zeigt ein Foto, das einmal korrekt belichtet, einmal unterbelichtet und einmal überbelichtet ist, jeweils mit zugehörigem Histogramm. Im linken Bild ist das Foto korrekt belichtet, und das zugehörige Histogramm zeigt einen schönen glockenförmigen Verlauf von ganz links (dunkle Bildbereiche) bis ganz rechts (helle Bildbereiche). Im mittleren Bild ist das foto unterbelichtet. Im zugehörigen Histogramm erkennt man das daran, dass die Tonwerte rechts in den hellen Bereichen ganz fehlen, während sie ganz links hohe Ausschläge zeigen; im mittleren Tonwertbereich fehlen Bildinformationen. Gegenteiliges ist beim rechten Bild der Fall, das stark überbelichtet ist: Im Histogramm fehlen die Tiefen (ganz links) komplett, während in den Lichtern (ganz rechts) hohe Ausschläge zu sehen sind.

In den folgenden Unterkapiteln gehen wir auf die 3 Fälle der ausgewogenen Belichtung, Überbelichtung und Unterbelichtung nochmals detailliert ein.

Ausgewogene Belichtung

Bei der Belichtungsmessung wird zumindest bei Standardmotiven in der Regel eine ausgewogene Belichtung angestrebt. Im Idealfall nimmt die Tonwertkurve des Histogramms dann einen glockenförmigen Verlauf, weder Tiefen noch Lichter sollten beschnitten sein.

Ausgewogene Belichtung Histogramm ausgewogen

Die Belichtungsmessung findet ohne Schwierigkeiten die passende Belichtung, und der Bildsensor kann den Kontrastumfang des Motivs wie bei dieser grauen Wand komplett abbilden. Wirft man einen Blick auf das zugehörige Histogramm so erkennt man den typischen Kurvenverlauf für ein ausgewogen belichtetes Bild: Weder in den Tiefen noch in den Lichtern sind Bildinformationen abgeschnitten. Weil Grautöne in diesem Motiv dominieren sind die Kurven für Rot-, Grün- und Blaukanal weitgehend deckungsgleich.

Strandmotiv

Bei bunteren Motiven können die einzelnen Farbkanäle hingegen stark auseinanderklaffen. Insbesondere wenn man das zusammengefasste Histogramm aller drei Farbkanäle betrachtet, kann man hieraus schnell falsche Schlüsse ziehen. Bei RGB-Aufnahmen empfiehlt sich daher immer auch ein Blick in die einzelnen Farbkanäle. Dieser Sachverhalt sei anhand des folgenden Urlaubsbildes erläutert: Das Strandmotiv mit einer aufs Meer hinausgewachsenen Palme besitzt die typische Prospekt-Optik, die man durch den Einsatz eines Polfilters erzeugen kann. Es dominieren kräftige Grün- und Blautöne, der Rotkanal ist vergleichsweise schwächer ausgeprägt.

Strandmotiv Histogramm Gesamt Strandmotiv Histogramme Farbkanäle

Betrachtet man das Gesamthistogramm, so könnte man meinen, dass das Foto unterbelichtet sei; schließlich sind die Tonwerte im hellen Bereich (ganz rechts) nahezu Null - ein Kennzeichen für eine Unterbelichtung. Und dennoch erkennt man beim Betrachten des Fotos keine Unterbelichtung. In dem Bild fehlen ganz einfach ganz helle Bereiche mit weißen Flächen; selbst die wenigen Wolken am Horizont erscheinen nicht in hellem weiß sondern eher in hellem Grau. Die abgeschnittene Tonwertkurve bedeutet bei diesem Bild also keine Unterbelichtung sondern weist lediglich auf die Bildcharakteristik hin, dass eben keine reinen Weißtöne in dem Foto vorkommen.

Überbelichtung

Eine Überbelichtung erkennt man daran, dass das Histogramm in den Lichtern abgeschnitten ist. Dadurch zeigt das Bild dort, wo das Motiv im Original durchaus noch Bilddetails aufweist, nur ein einheitliche Weißfläche. Diesen Bereich bezeichnet man auch als "verlorene Lichter", umgangssprachlich hat sich der Terminus "ausgefressene Lichter" ebenfalls etabliert. Mit einer etwas knapperen Belichtung kann man - zumindest bei durchschnittlichen Motiven - zu einer ausgewogeneren Belichtung kommen.

High-Key-Aufnahme

Abgeschnittene Lichter sind zwar ein Hinweis, aber nicht unbedingt ein sicheres Erkennungszeichen für eine Überbelichtung. Bei High Key Aufnahmen ist dieser Effekt durchaus gewollt und bei Motiven mit hohem Kontrastumfang sind beschnittene Höhen unabhängig von der Belichtungseinstellung oft unvermeidlich. Das gilt speziell bei Motiven mit besonders hoher Leuchtdichte, wie beispielsweise Sonnenfotos.

Das Foto mit dem hellen Pferd zeigt eine typische High-Key Aufnahme. Eine Belichtungsautomatik würde das Motiv stark unterbelichten, weil sie auf ein mittleres Grau und nicht auf ein helles Weiß geeicht ist. Das Bild würde also viel dunkler erscheinen. Nur durch eine manuelle Belichtungskorrektur (man belichtet viel länger als die Kamerautomatik vorgibt) erzielt man den High Key Effekt, so dass das Pferd sehr hell dargestellt wird und fast nahtlos in das Hintergrundweiß übergeht. Gleichermaßen muss man auch bei Winteraufnahmen mit viel Schnee die Belichtung korrigieren, damit der Schnee weiß bleibt und nicht grau wird.

Sonnenfoto Sonnenfoto Histogramm

Beim Foto einer Strandparty von jungen Leuten zeigt das zugehörige Histogramm abgeschnittene Lichter, was auf eine Überbelichtung hindeutet. Tatsächlich ist das Bild jedoch nicht überbelichtet, sondern die helle Sonne im Gegenlicht wird als gestalterisches Bildelement eingesetzt. Der Sensor der Digitalkamera kommt mit dem extrem hellen Sonnenlicht nicht zurecht, ein sogenannter Blooming-Effekt tritt auf. Nicht nur die Sonne sondern auch benachbarte Bildelemente erscheinen in hellstem Weiß.

Unterbelichtung

Eine Unterbelichtung erkennt man daran, dass das Histogramm in den Tiefen abgeschnitten ist. Dadurch zeigt das Bild dort, wo das Motiv im Original durchaus noch Bilddetails aufweist, nur eine einheitlich schwarze Fläche. Diesen Bereich bezeichnet man auch als "verlorene Tiefen", oder umgangssprachlich auch als "abgesoffene Schatten". Mit einer etwas reichlicheren Belichtung kann man - zumindest bei durchschnittlichen Motiven - zu einer ausgewogeneren Belichtung kommen.

Low-Key-Aufnahme Gorilla

Abgeschnittene Tiefen sind zwar ein Hinweis, aber nicht unbedingt ein sicheres Erkennungszeichen für eine Unterbelichtung. Bei Low Key Aufnahmen ist dieser Effekt durchaus gewollt und bei Motiven mit hohem Kontrastumfang können beschnittene Tiefen unabhängig von der Belichtungseinstellung ebenfalls auftreten.

Das Foto einer Sektflasche mit eingeschenktem Glas zeigt eine sehr schöne Low-Key Aufnahme. Wäre die Aufnahme mit einer automatischen Belichtung aufgenommen worden, könnte man das Etikett auf der Sektflasche lesen. Durch eine gezielte Unterbelichtung erscheint nur noch die Silhouette der Flasche, und man erhält diese wunderschöne Low-Key Aufnahme.

Kontrastumfang: Der Flaschenhals moderner DSLRs

Die weiter oben beschriebene ausgewogene Belichtung ist nur dann realisierbar, wenn der Kontrastumfang des Films beziehungsweise des Bildsensors ausreichend ist, um sowohl Tiefen als auch Lichter des Motiv zu erfassen. In vielen Fällen ist der Kontrastumfang insbesondere von DSLRs jedoch nicht(!) ausreichend um ein Motiv komplett abzubilden. Das macht sich bereits bei normalen Schnappschüssen bemerkbar.

Zu hoher Motivkontrast Sonnenuntergang

Ein klassisches Motiv hier ist das Fotografieren eines Sonnenuntergangs. Mit einem einzigen Bild kann man nicht den Kontrastumfang des Motivs abdecken. Als Fotograf hat man somit nur die Möglichkeit entweder auf die Tiefen oder auf die Lichter zu belichten, in beiden Fällen fehlen am anderen Ende der Tonwertskala Bildinformationen. Bei der Strandaufnahme mit untergehender Sonne hat der Fotograf die Wahl, entweder die dunkleren Bildbereiche (Sand, Wasser) oder die helleren Bildbereichen (Sonne, Himmel) richtig zu belichten und damit für deutlich sichtbare Kontraste zu sorgen. Der andere Bildbereich wird dann entweder einheitlich hell oder dunkel, so wie im Foto der Strandaufnahme die Sonne und der darum liegende Himmel überstrahlt erscheinen, weil der im Vordergrund liegende Strand und das Meer sauber differenziert dargestellt werden. Hinegegen wurde beim zweiten Bild die Belichtung auf die untergehende Sonne eingestellt, so dass man ein prächtiges Farbenspektrum am Himmel genießen kann, jedoch auf Kosten eines einheitlich schwarzen Vordergrundes, der wie ein Schattenbild erscheint.

Bei derartigen Motiven gibt es also nicht "die" richtige Belichtung. Es liegt vielmehr im Ermessen des Fotografen wo er bei diesen Motiven den Schwerpunkt setzen möchte. Aus diesem Grund kann selbst die beste Belichtungsautomatik eine sorgfältig eingestellte manuelle Belichtung bei schwierigen Motiven nicht ersetzen.

Wolkig Sonnig

Für den zu geringen Kontrastumfang gibt es derzeit noch keine wirklich befriedigende Lösung, wohl aber eine Reihe Workarounds, mit denen man das Problem zumindest umgehen kann. Eine Möglichkeit besteht darin, Motive mit hohem Kontrastumfang einfach zu meiden. Wer beispielsweise bei bedecktem Himmel statt bei strahlendem Sonnenschein fotografiert, kann auch schwierige Motive ausgewogen belichten.

Available Light

Nicht ohne Grund empfiehlt man ja generell das Fotografieren eher in den frühen Morgenstunden und am späten Nachmittag. Unabhängig davon, ob man das harte Mittagslicht nun ästhetisch findet oder nicht: Für Digitalkameras sind die starken Kontraste bei dieser grellen Beleuchtung ein harter Prüfstein. Verlorene Tiefen beziehungsweise verlorene Lichter sind bei diesen Bedingungen fast unvermeidlich.

Eine andere Möglichkeit ist das aktive Senken des Motivkontrastes. Hierfür eignen sich beispielsweise gezielt eingesetzte Aufhellblitze. Mit dem Aufhellen der Schattenbereiche sinkt dann der Tonwertumfang des Motivs.

All das sind aber mehr oder weniger Notlösungen. Erst eine neue Generation von Bildsensoren mit deutlich erhöhtem Kontrastumfang würde hier eine sichtbare Verbesserung bringen.

Kontrastumfang mit HDR erhöhen:
Wenn der Kontrastumfang einer einzigen Aufnahme nicht ausreicht um ein Motiv zu bewältigen, kann man sich mit mehreren Aufnahmen behelfen. High Dynamic Range (HDR) Bilder kann man mit jeder handelsüblichen Digitalkamera erstellen. Hierzu erstellt man eine Belichtungsreihe, die einzelnen Bilder werden dann am PC entweder manuell per Photoshop oder automatisch mit Programmen wie Photomnatix zusammengesetzt.
HDR Fotografie stößt bei beweglichen Motiven an ihre Grenzen, sie eignet sich daher nur für statische Motive. Zudem ist es auch bei sorgfältiger Arbeitsweise mit dem Stativ nur schwer möglich, die Kamera bei allen Aufnahmen exakt gleich zu positionieren. Somit sind zusammengesetzte HDR-Aufnahmen in aller Regel unschärfer als die jeweiligen einzelnen Quellbilder.

Objektmessung vs. Lichtmessung

Man unterscheidet bei der Belichtungsmessung grundsätzlich zwischen zwei Messarten: Objektmessung und Lichtmessung.

Die Objektmessung wird auch als Leuchtdichtemessung bezeichnet. Hier wird nicht das Licht selbst gemessen sondern das vom Objekt entweder reflektierte oder aktiv ausgestrahlte Licht. Die Objektmessung ist aufgrund ihrer einfachen Handhabung das derzeit gängige Standardverfahren. Damit arbeiten beispielsweise alle großen Hersteller bei ihren DSLRs. Ob Integral-, Mehrfeld- oder Spotmessung, in allen Fällen wertet die Kamera das eintreffende Licht via Objektmessung aus. Bei der Objektmessung kann man die Belichtungsmessung in die Kamera, in Spiefelreflexmodellen sogar in die Sucher integrieren, aber mit dieser bequemen Handhabung verkauft man sich eben auch einige handfeste Nachteile.

Objektmessung mit Kamera Objektmessung mit Kamera auf Graukarte

Da unterschiedliche Objekte das Licht sehr unterschiedlich reflektieren können, sind die Kameras in aller Regel auf einen einheitlichen Reflektionswert von 18% geeicht. Man geht also davon aus, dass das Motiv nur 18% des einfallenden Lichtes reflektiert und basiert hierauf die Messung. Dieser Wert ist ein Durchschnittswert, der einem mittleren Grauton entspricht. In den meisten Fällen liegt man mit diesem Wert richtig, sobald das fotografierte Objekt aber stark von diesem Normwert abweicht, sind Fehlbelichtungen die Folge. Die Automatik neigt beispielsweise bei reinweißen Motiven dazu stark unterzubelichten, um den angenommen Grauwert wiederherzustellen. Bei schwarzen Motiven tritt der umgekehrte Fall ein, hier versucht die Automatik reichlicher zu belichten, was dann in einer Überbelichtung resultieren kann.

Mit verschiedenen Messmethoden wie beispielsweise einer intelligenten Mehrfeldmessung versuchen die Kamerhersteller diesen unerwünschten Effekten der Objektmessung gegenzusteuern, was mal mehr und mal weniger gut gelingt. Idealerweise misst man bei der Objektmessung daher nicht das Fotomotiv selbst, sondern eine genormte Farbtafel an. Es gibt im Handel beispielsweise entsprechende Graukarten, die exakt 18% reflektieren. Damit arbeitet die Objektmessung präziser, die Handhabung ist allerdings dann sehr umständlich. Vor jeder Aufnahme via Graukarte eine Ersatzmessung durchzuführen ist zeitaufwendig, und in vielen Fällen ist das auch schlicht nicht praktikabel. Details zur Belichtungsmessung mit Hilfe von Graukarten finden Sie auf unseren Seiten über das Kaiser ProDisk und den Datacolor SpyderCheckr.

Lichtmessung mit Belichtungsmesser

Bei der Lichtmessung geht man einen anderen Weg, hier wird tatsächlich das einfallende Licht gemessen. Hier wird aber nicht das im Kamerasucher einfallende Licht gemessen, sondern mit einem Handbelichtungsmesser über eine Kalotte. Die Kalotte deckt die Messzelle ab und sorgt für eine gleichmäßige Verteilung des Lichts. Im Gegensatz zur Objektmessung ist die Lichtmessung zuverlässiger, denn die Reflektionseigenschaften des Fotomotivs spielen keine Rolle. Die Handhabung des üblicherweise externen Handbelichtungsmessers ist dafür deutlich umständlicher. Idealerweise wird das Licht direkt beim Fotomotiv gemessen. Zudem muss man die entsprechenden Einstellungen für Zeit und Blende manuell auf die Kamera übertragen. Das ist also Fotografie wie zu Urgroßvaters Zeiten.

Überall dort wo es auf höchste Präzision ankommt und wo man die entsprechende Zeit hat, also beispielsweise bei der Studiofotografie, sind Handbelichtungsmesser immer noch häufig im Einsatz. Auch schwierige Motive wie beispielsweise Hochzeitsfotos, wo man den Spagat zwischen dem weißen Brautkleid und dem schwarzen Anzug des Bräutigams hinbekommen muss, sind für diese Messmethode prädestiniert. Die Lichtmessung kommt natürlich immer dann an ihre Grenze wo der Kontrastumfang des Motivs größer ist als der Kontrastumfang, den der Bildsensor der Digitalkamera wiedergeben kann. Aber das gilt ja für eine fachkundig ausgeführte Objektmessung gleichermaßen. Es gibt auch einige wenige Kameras mit eingebauter Lichtmessung, beispielsweise von Hasselblad. Wirklich durchgesetzt hat sich die Integration ins Kameragehäuse jedoch nicht. Mit einem externen Handbelichtungsmesser kann man die Lichtmessung flexibler handhaben.

TTL Spiegel unten

Seit den 1970er Jahren ist bei Spiegelreflexkameras die TTL-Belichtungs- messung Standard. Die Kamera misst durch das Objektiv hindurch, was die präziseste Möglichkeit einer kamerainternen Belichtungsmessung darstellt.

Der TTL-Belichtungsmessung liegt folgendes Funktionsprinzip zugrunde: Ein Teil des durch den Schwingspiegel in das Pentaprisma umgeleiteten Lichts fällt auf die darin angebrachte Messzelle. So kann die korrekte Belichtung direkt unter automatischer Berücksichtigung etwaiger Verlängerungsfaktoren, z.B. durch ein auf dem Objektiv angebrachtes Filter, ermittelt werden.

TTL Spiegel oben

Es gibt noch eine weitere Methode der TTL-Belichtungsmessung, die aber ausschließlich bei der TTL-Blitzbelichtungsmessung analoger Spiegelreflexsysteme angewendet wird: Um auch das Blitzlicht durch das Objektiv messen und entsprechend regeln zu können, nutzt die Kamera während der Belichtung (also bei hochgeklapptem Schwingspiegel und offenem Verschluss) das von der Filmoberfläche reflektierte Licht. Eine auf die Filmebene ausgerichtete Messzelle im Kameraboden sorgt dann für die richtige Belichtung während der Aufnahme.

Die TTL-Blitzbelichtungsmessung moderner digitaler Spiegelreflexkameras arbeitet jedoch nicht nach diesem Prinzip, da die Reflexionseigenschaften der Sensoroberfläche eine solche Messung nicht erlauben. Hier wird unmittelbar vor der eigentlichen Belichtung ein schwacher Vorblitz ausgelöst, der dann wie bei der normalen Dauerlichtmessung über die Messzelle im Pentaprisma erfasst und von der Kameraelektronik ausgewertet wird.

Das hat "nebenbei" den großen Vorteil, dass auch für die Blitzlichtmessung alle zur Verfügung stehenden Messmethoden (s.u.) zur Verfügung stehen.

Belichtungsmessmethoden bei Objektmessung

Wie oben beschrieben hat die Objektmessung prinzipbedingt mit einigen Unzulänglichkeiten zu kämpfen. Seit die Kamerahersteller die TTL-Belichtungsmessung in die Kameras integriert hatten, also seit den 1960er Jahren hat man daher die Objektmessung immer weiter verfeinert mit dem Ziel die Belichtungsgenauigkeit auch in schwierigen Situationen zu erhöhen. Im Laufe der Zeit entstanden verschiedene Messmethoden. Das Ziel einer Messmethode, die in allen Fällen korrekte Ergebnisse liefert, wurde - soviel lässt sich heute guten Gewissens sagen - noch nicht ganz erreicht.

Somit hat heutzutage jede bessere Spiegelreflexkamera gleich mehrere Varianten der Objektmessung integriert. Als Fotograf muss man je nach Situation entscheiden, welche Messmethode die beste ist. Wir stellen unten die gängigen Methoden vor. Die Schaubilder mit der Gewichtung der Messmethoden beziehen sich auf die Canon 1Ds Mark III. Die Gewichtung der Messfelder legt jeder Kamerahersteller etwas anders aus. Die grundsätzliche Funktion ist jedoch herstellerübergreifend identisch.

Integralmessung

Die Integralmessung umfasst das komplette Sucherbild. Eine Gewichtung der Messungen findet nicht statt. Damit ist die Integralmessung der einfachste Fall einer TTL-Objektmessung. Besonders treffgenau ist diese nach heutigen Maßstäben eher primitive Methode nicht. In modernen Kameras ist die Integralmessung daher praktisch nicht mehr anzutreffen.

Integralmessung Integralmessung Grafik

Die beiden Bilder sollen zeigen, dass bei der Messmethode Integralmessung das komplette Sucherbild zur Belichtungsmessung herangezogen wird, also jeder Bereich des Bildes gleich stark gewichtet wird. Diese primitive Messmethode führt in vielen Fällen zu falsch belichteten Bildern, daher wird eine solch einfache Messmethode in modernen Kameras gar nicht mehr implementiert.

Spotmessung

Spotmessung Canon Spotmessung Nikon

Die Spotmessung ist von der Funktionalität mit der Integralmessung durchaus vergleichbar. Auch hier findet keine Gewichtung der Messfelder statt. Anders als bei der Integralrechnung erfasst die Spotmessung aber nicht den gesamten Sucher sondern nur einen kleinen Teil in der Bildmitte, den sogenannten Spot. Somit eignet sich die Spotmessung perfekt wenn man zielgenau einen bestimmten Teil des Motivs anmessen möchte. Das ist Vorteil und Nachteil zugleich, denn einerseits ist damit hochpräzises Arbeiten möglich, andererseits erzeugt man so aber auch schnell Fehlbelichtungen wenn man die falschen Stellen anmisst.

Die Spotmessung ist also immer dann eine gute Wahl, wenn man wirklich eine kleine Fläche anmessen muss oder möchte. Das kann beispielsweise Nachtaufnahmen der Fall sein. Für Schnappschüsse oder als Standardeinstellung eignet sie sich nicht. Bevor man zu Spotmessung greift, sollte man prüfen ob nicht die mittenbetonte Integralmessung oder die Selektivmessung reicht. Denn jede andere Messmethode ist deutlich toleranter gegen Anwendungsfehler als die Spotmessung.

Spotmessung Spotmessung Grafik

Mit einer Multi-Spotmessung kann man auch via Spotmessung verschiedene Bildpartien anmessen und die Ergebnisse mitteln, sofern die Kamera diese Variante der Spotmessung überhaupt unterstützt. Allerdings steigt dann natürlich mit jedem Messpunkt der Arbeitsaufwand und die feine Kontrolle die eine Spotmessung auf einen einzigen Punkt bietet, gibt’s dann auch nicht mehr.

Selektivmessung

Selektivmessung Canon

Die Selektivmessung ermöglicht es einerseits ein relativ kleines Feld im Sucher anzumessen. Andererseits arbeitet sie trotz des kleinen Feldes schon mit einer Gewichtung der Messwerte, somit ist die Fehlertoleranz etwas höher als bei der Spotmessung.

Die Messfelder für die Selektivmessung sind zwar absolut gesehen recht klein, aber immer noch ein Mehrfaches größer als das Messfeld der Spotmessung. Somit eignet sich die Selektivmessung perfekt, um bildwichtige Motivdetails anzumessen, sofern diese nicht allzu klein sind. Als Standardeinstellung eignet sich die Selektivmessung nicht, für Schnappschüsse ist sie eher ungeeignet.

Selektivmessung Selektivmessung Grafik Tiger

Die obige Grafik demonstriert die Gewichtung der einzelnen Bildbereiche bei der Selektivmessung: Elemente, die sich genau in der Bildmitte befinden, werden am höchsten gewichtet. Elemente in umittelbarer Nähe der Bildmitte fließen zwar noch in die Belichtungsmessung mit ein, die Gewichtung nimmt jedoch innerhalb einer kleinen Distanz sehr schnell ab, und die übrigen Bildbereiche fließen überhaupt nicht mehr in die Belichtungsmessung ein.

Beim nebenstehenden Bild eines fauchenden Tigers wurde die Belichtungsmessung genau auf den Kopf des Tigers eingestellt, so dass dieser optimal belichtet ist. Der Hintergrund spielt für das Bild keine Rolle und darf deshalb in dunklem Schwarz versinken.

Mittenbetonte Integralmessung

Mittenbetonte Integralmessung Canon Mittenbetonte Integralmessung Nikon

Während Spot- und Selektivmessung bis in die 1990er Jahre noch als Profi-Features galten, war die mittenbetonte Integralmessung lange Zeit die Brot- und Butter-Messmethode, die vom Einsteigermodell bis zur Profikamera gleichermaßen zum Einsatz kam und immer noch kommt. Wie bei einer Integralmessung wird auch hier das gesamte Sucherfeld angemessen. Der Unterschied liegt aber in der Gewichtung. Während die einfache Integralrechnung alles gleich gewichtet, liegt bei der mittenbetonten Integralmessung der Fokus auf der Bildmitte. Je weiter ein Punkt in der Bildmitte liegt, desto höher ist seine Wertigkeit für die Belichtung. Alles was außerhalb des Bildkreises liegt wird nur noch eher schwach gewichtet.

Mittenbetonte Integralmessung Mittenbetonte Integralmessung Grafik

Die mittenbetonte Integralmessung war vor dem Aufkommen der Mehrfeldmessungen die Standard-Belichtungsmethode vieler Spiegelreflexkameras. Auch heute wird sie noch regelmäßig eingesetzt. Zwar gibt es einige Situationen wo die mittenbetonte Integralmessung immer wieder daneben liegt, aber das erfolgt eben recht vorhersehbar. Die Belichtungskorrektur ist für einen erfahrenen Fotografen - anders als bei der wenig transparenten Mehrfeldmessung - daher hier recht einfach möglich.

Rockkonzert

Die obige Grafik zeigt die Messcharakteristik der mittenbetonten Integralmessung in einem dreidimensionalen Schaubild: Man erkennt schön, wie ein mächtiger Berggipfel quasi mittig in die Bildebene platziert wurde. Im Bereich des Gipfels ist die Steigung recht flach, d.h. die mittleren Bildbereiche fließen alle sehr stark in die Gewichtung bei der Belichtungsmessung ein. Vom mittleren Kreis bis zum Rand hin nimmt die Gewichtung schnell ab und ist schließlich in den äußeren Bildbereichen ganz auf Null.

Als Standardmessmethode ist die mittenbetonte Integralmessung zwar von der Mehrfeldmessung abgelöst, aber immer dann wenn man korrigierend eingreifen muss, kann die recht fehlertolerante mittenbetonte Integralmessung auch heute noch gute Dienste leisten. Anders als bei Selektiv- oder Spotmessung schadet es auch nicht, wenn man mit dieser Voreinstellung auch einmal ein paar Schnappschüsse macht. Generell sollte eine aktuelle Mehrfeldmessung aber präziser arbeiten und ist daher bei gängigen Motiven der mittenbetonten Integralmessung vorzuziehen.

Mehrfeldmessung

Mehrfeldmessung Canon Matrixmessung Nikon

Die meisten Fotografen, und dazu gehören in vielen Situationen eben auch Profifotografen, brauchen eine Belichtungsmessung, die auf Knopfdruck und ohne viel technisches Brimborium gute Ergebnisse liefert. Bei klassischen Schnappschüssen und auch bei der Actionfotografie bleibt in aller Regel keine Zeit um aufwendige Messungen durchzuführen oder Belichtungskorrekturen manuell einzustellen. Sobald ein Motiv außerhalb der Bildmitte gelegen ist, kommt die mittenbetonte Integralmessung schnell ins Schleudern, und nicht immer besteht die Möglichkeit einer Ersatzmessung.

Die Lösung hierfür ist eine intelligente Mehrfeldmessung, wie sie bei Nikon erstmals 1983 mit der Nikon FA eingeführt wurde. Nikon hat später für seine Mehrfeldmessung den Begriff Matrixmessung geprägt. Generell versuchen sich die Hersteller sowohl in der Technik als auch in der Namensgebung bei den Mehrfeldmessungen voneinander abzuheben. So hört zum Beispiel die aktuelle Mehrfeldmessung bei Nikon auf die blumige Bezeichnung “3D-Color-Matrix II”.

Katze

Einen herstellerübergreifenden Standard für Mehrfeldmessungen gibt es nicht, zudem gibt es unzählige Varianten der Mehrfeldmessung. Denn je leistungsfähiger die Kameralektronik wurde desto aufwändiger wurden auch die Berechnungsmodell für die Mehrfeldmessung. Aus diesem Grund haben wir hier auch auch eine Abbildung des Funkitonsprinzipes verzichtet, die Gewichtung der Messfelder variiert auch bei der gleichen Kamera je nach Motiv, Fokuspunkt und anderen Eckdaten.

Der wichtigste Unterschied zu den anderen Messmethoden ist die Anzahl der Messfelder. Je nach Kamera können mehr als tausend verschiedene Messfelder angesprochen und ausgewertet werden. Daneben fließen Objektivdaten wie die Brennweite und die Fokusentfernung ein. Außerdem können moderne Kameras noch die Farbverteilung messen, klassischerweise erfasste eine Belichtungsmessung ja nur die Helligkeitsverteilung. Mittels einer Motiverkennung versucht man bei Mehrfeldmessungen die von der mittenbetonten Integralmessung bekannten Fehler zu korrigieren.

Die Qualität der Mehrfeldmessungen hat sich von den 1980er Jahren bis heute sehr verbessert. Nicht umsonst wird praktisch bei jeder neuen Kamerageneration die zur Vorgängergeneration erhöhte Belichtungsgenauigkeit gerühmt. Die Mehrfeldmessung hat sich als Standard-Messmethode inzwischen durchgesetzt. Nichtsdestotrotz gibt es immer noch einigen Ausschuss zu beklagen, und deswegen braucht man immer noch die anderen Methoden, wenn man über die Mehrfeldmessung nicht zum gewünschten Ergebnis kommt. Prinzipbedingt ist eine Mehrfeldmessung immer dann überfordert, wenn das Motiv einen höheren Kontrast aufweist als der Bildsensor abbilden kann.

Das kommt auch bei aktuellen DSLRs noch recht häufig vor. In dem Fall sollte man als Fotograf entscheiden, welche Bilddetails wichtig sind, um vor Überraschungen der Mehrfeldmessung gefeit zu sein. Bei wirklich schwierigen Motiven kann die Automatik auch danebenliegen wenn alles innerhalb des Kontrastumfanges des Sensors liegt. Wer kritisch in die Histogramme hineinschaut, wird zudem feststellen, dass auch die aktuellste und aufwendigste Mehrfeldmessung in der Regel mindestens passable, oft genug auch gute aber eben doch nicht immer ideale Ergebnisse erzeugt.

Wer manuell misst, die Ergebnisse per Histogramm begutachtet und sorgfältig nachkorrigiert, wird zwar deutlich mehr Zeit brauchen als mit der Automatik, aber eben auch etwas bessere Ergebnisse erzielen können. Alles in allem sind aktuelle Mehrfeldmessungen als Standardeinstellung für Schnappschüsse die erste Wahl. Wer manuell mit einer der anderen Messmethoden misst, kann in vielen Fällen aber noch etwas mehr aus den Bildern herauskitzeln.

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