Stative und Stativköpfe

Das Wort Stativ kann viele Bedeutungen haben, denn praktisch jede mechanische Halterung, die zum Abstützen und Justieren eines Gerätes dient, wird als Stativ bezeichnet. Stative kommen in der Wissenschaft, beim Militär und in den verschiedensten Bereichen der Technik zum Einsatz und für jedes dieser Gebiete gibt es eigene, auf den jeweiligen Verwendungszweck angepasste Stativbauformen.

In diesem Kapitel beschäftigen wir uns mit Stativen für den fotografischen Einsatz, genauer gesagt mit Kamerastativen. Diese Stativart ist die wichtigste für den Fotografen, hier muss er sich aus einer unübersichtlichen Vielzahl an Bauformen und Materialien das für ihn passende Stativ heraussuchen. Die technische Evolution hat im Laufe der Zeit zu immer besseren, aber auch komplexer zu bedienenden Kamerastativen geführt. Auf dieser Seite möchten wir eine Übersicht der verschiedenen Bauformen bereitstellen, und die Vor- und Nachteile der jeweiligen Varianten erläutern

Wofür braucht man ein Stativ?

Ein Stativ dient dazu, die Kamera abzustützen. Die Kamera liegt auf dem Stativ ruhiger als in der Hand, die Kamera wird vom Stativ stabilisiert. Damit sind längere Verschlusszeiten möglich als aus der freien Hand. Generell ist eine stabile Kameraposition der Abbildungsqualität sehr förderlich, denn durch unerwünschte Bewegungen des Kameragehäuses kommt es schnell zu Unschärfen im Bild, den sogenannten Verwacklern. Diese aus unerwünschten Schwingungen entstehenden Verwackler kann man in einem gewissen Umfang auch durch die in Objektiven (Beispiel: AF-S NIKKOR 16-35mm 1:4G ED VR) oder im Kameragehäuse (Beispiel: Olympus E-30) eingebaute Vibrationsreduktion bekämpfen.

Sonnenuntergang-Fotografie

Allerdings ist hierbei zu berücksichtigen, dass die Vibrationsreduktion nur wenige Blendenstufen kompensieren kann, für Langzeitbelichtungen ist diese Technik nicht geeignet. Zudem kann es durch die beweglichen Linsenelemente bzw. Bildsensoren zu geringen Einbußen in der Bildschärfe kommen. Bei normalen Abbildungsmaßstäben ist das nicht relevant, für maximale Bildqualität gilt nach wie vor die Regel: auf Vibrationsreduktion verzichten und die Kamera auf ein Stativ stellen.

Mit Hilfe eines geeigneten Statives ist es zudem möglich, die Kamera millimetergenau zu positionieren und die einmal gefundene Einstellung zu fixieren. Damit erhält man reproduzierbare, exakt eingestellte Bildausschnitte. Somit ist die Fotografie mit Stativ genauer, aber naturgemäß etwas umständlicher als die Freihand-Fotografie. Außerdem kann der Fotograf mit einem Stativ seinen eigenen Standort vom Standort der Kamera trennen. Das ist beispielsweise bei Gruppenaufnahmen ganz praktisch wenn der Fotograf auch mit auf das Bild soll. Ausgelöst wird die Kamera dann entweder über den Timer des Selbstauslösers oder ferngesteuert.

Aufgrund der oben beschriebenen Vorteile eines Statives hat praktisch jeder ambitionierte Fotograf mindestens ein, manchmal auch gleich mehrere Stative zu Hause im Schrank liegen. Zum Einsatz kommt dieses nützliche Zubehör aber selten. Dafür gibt es zwei hauptsächliche Gründe. Zum einen ist die bildverbessernde Wirkung eines Statives nicht immer unmittelbar sichtbar. Ob man ein Architekturfoto mit 1/125s freihand, oder mit 1/20s per Stativ erstellt, macht zumindest in der Bildvorschau auf dem Kameramonitor keinen entscheidenden Unterschied. Es gibt natürlich Unterschiede, aber die sieht man oft erst in der vergrößerten Ansicht auf dem Monitor. Zum anderen ist ein Stativ ein zusätzliches Ausrüstungsstück, das selbst in der sündhaft teuren Karbonversion immer noch relativ schwer und vor allem sperrig ist. Vor einer längeren Fototour überlegt man sich daher gut, ob man das Stativ wirklich mitnehmen soll.

Trotz der offensichtlichen Handlingnachteile gibt es jedoch Fotografen, die regelmäßig mit Stativen arbeiten. Selbst unter Bedingungen, wo man als Amateur noch ohne Bedenken freihand fotografiert, setzen Profis oft schon auf Stative, und das aus gutem Grund: Wenn höchste Abbildungsqualität gefordert ist, gibt es auch heute keine vollwertige Alternative zum Stativ.

Als Amateur sollte man sich dennoch gut überlegen wann man ein Stativ benutzt, das hat aber vielmehr rechtliche als technische Gründe. Vielerorts ist das Fotografieren zwar grundsätzlich erlaubt, aber eben nur für private Zwecke. So ist beispielsweise in der U-Bahn Münchens das professionelle Fotografieren streng untersagt (man kann als Profi aber eine recht teure Lizenz erwerben, dann ist’s wiederum ok), während private Schnappschüsse erlaubt sind. Die Frage ist dann: woran erkennt das Sicherheitspersonal, ob man privat oder professionell fotografiert? Die Antwort ist simpel: am Stativ! Wer mit einem Stativ herumhantiert wirkt irgendwie professionell und wird dann sofort in die entsprechende Schublade gesteckt. Wer also Aufnahmen in Bahnhöfen, Flughäfen oder ähnlichen Orten ohne Genehmigung aufnehmen möchte, fährt ohne Stativ im Zweifel besser.

Klassische Einsatzgebiete für Stative

In der allgemeinen Fotografie ist der Einsatz eines Stativs nicht unbedingt erforderlich. Wer mit seiner DSLR und Standardzoom am Nachmittag einen Schnappschuss vom Gartenzwerg aufnimmt, braucht dafür regelmäßig kein Stativ, das geht grundsätzlich auch freihand. Wenn man jedoch spezielles Aufnahmezubehör verwendet, wie beispielsweise langbrennweitige Teleobjektive für die Natur- oder Sportfotografie, ist man mehr oder weniger zwingend auf eine Stabilisierung per Stativ angewiesen.

Mächtige Objektive vom Schlage eines AF-S NIKKOR 600 mm 1:4G ED VR (Gewicht: 5060g) kann man nicht mit der bloßen Hand stabilisieren. Selbst das Halten erfordert soviel Kraft, dass man schon aus diesem Grunde ein Stativ benötigt. Teleobjektive sind durch ihre lange Brennweite und ihren daraus resultierenden engen Bildwinkel zudem naturgemäß empfindlicher gegenüber Verwacklungen als Weitwinkel. Somit braucht man verglichen mit Objektiven normaler Brennweite bei Teleobjektiven eine kürzere Verschlusszeit, um vor Verwacklern geschützt zu werden.

Landschaftsfotografie Naturfotografie

Bei Makroaufnahmen mangelt es häufig an Licht, zudem muss die Kamera wirklich millimetergenau positioniert werden, damit man die geringe Schärfentiefe bestmöglich nutzen kann. Anders als bei den Telebrennweiten, wo man das Objektiv zur Not auch mit einem simplen Bohnensack stabilisieren kann, ist man bei der Makrofotografie zwingend auf ein Stativ, idealerweise eines mit fein justierbarem Stativkopf beziehungsweise Einstellschlitten angewiesen, wenn man gute Bilder erzielen möchte. Das gilt auch dann, wenn man mit Blitzlicht arbeitet, also der Schutz gegen Verwacklungen keine Rolle spielt. So genau wie mit einem Stativ kann man die Kamera von Hand nicht justieren.

Weitere klassische Einsatzbereiche für Stative sind die Architektur- und Landschaftsfotografie. Wenn schweres Aufnahmegerät zum Einsatz kommt, wie beispielsweise Großformatkameras, führt hier ohnehin kein Weg am Stativ vorbei. Aber auch im Kleinbild- beziehungsweise DX-Format / APS-Format gibt es gute Gründe, die für den Stativeinsatz sprechen. Die genaue Justierung der Kamera ist schon bei üblichen Aufnahmetechniken sinnvoll, um exakte Horizontlinien zu erzeugen. In der Freihandfotografie schafft man es kaum die Kamera wirklich exakt auszurichten, schon der Druck auf den Auslöser reicht um den Bildausschnitt minimal zu verziehen.

Wenn man exakte reproduzierbare Aufnahmen braucht wie in der Panoramafotografie, wo man das endgültige Bild aus Einzelaufnahmen am Computer zusammensetzt, leistet das Stativ nützliche Dienste. Wenn man zur Erzielung einer größeren Schärfentiefe abblendet, verlängert sich die Verschlusszeit entsprechend und mit einem Stativ hat man hier einfach mehr Spielraum als bei der Freihandaufnahme, wo man immer in Gefahr läuft einen Verwackler zu riskieren wenn man zu stark abblendet.

Aber auch bei ganz normalen Aufnahmen, ohne exotisches Gerät und mit ausreichend Licht gilt immer: Ein gutes Stativ hält die Kamera ruhiger als die menschliche Hand, und das ist der Bildqualität stets zuträglich. Wenn man in das Foto am Bildschirm hineinzoomt, kann man auch bei Verschlusszeiten, die generell als “verwacklungssicher” für Freihandaufnahmen angesehen werden, Unschärfen feststellen.

Faustformel für die Berechnung der maximalen Verschlusszeit

Die Brennweite, genauer gesagt der effektive Bildwinkel des Objektivs, bestimmt die Verwacklungsanfälligkeit einer Aufnahme. Diesen Effekt kann man sehr schön bei Superzoomobjektiven wie beispielsweise dem 18-200 mm von Nikon beobachten. Während das Sucherbild bei 18 mm Brennweite noch recht ruhig wirkt, nehmen die Schwingungen bei höheren Brennweiten kontinuierlich zu, speziell bei abgeschalteter Vibrationsreduktion "flattert" das Sucherbild dann schon deutlich. Durch den immer kleiner werdenden Bildwinkel bei zunehmender Brennweite verstärken sich die Schwingungen. Somit sind bei unterschiedlichen Brennweiten auch unterschiedliche Verschlusszeiten erforderlich, um Verwacklungen zu vermeiden.

Zur Bestimmung dieser Abhängigkeit zwischen Verschlusszeit und Verwacklern bei Freihandaufnahmen im Kleinbildformat gibt es die griffige Faustformel:

Formel Verschlusszeit

Hiernach sollte man für ein 50 mm Objektiv mindestens 1/50s als längste Verschlusszeit wählen, kürzere Verschlusszeiten wie 1/125s sind natürlich noch besser. Für ein 500 mm Objektiv wäre das dann schon 1/500s. Wer im DX-Format fotografiert, muss die Brennweiten entsprechend dem Verlängerungsfaktor in Kleinbildequivalent umrechnen. Beispiel: 500 mm Kleinbild entsprechen im DX Format 500mm * Verlängerungsfaktor 1,5= 750 mm Brennweite. Wenn das vorhandene Licht nur längere Verschlusszeiten hergibt, soll man - so die Formel - zum Stativ greifen.

Wie so viele Faustformeln hat auch die oben genannte einen entscheidenden Nachteil: Sie berücksichtigt nur einen von vielen Faktoren, nämlich die Brennweite, und daher sind die Ergebnisse nicht sonderlich aussagekräftig. Sie ist daher nur als sehr grober Anhaltspunkt zu sehen. Auch wenn man sich beim Fotografieren an die per Formel ermittelten Verschlusszeiten hält, ist es ohne weiteres möglich, völlig verwackelte und somit unbrauchbare Bilder zu erzeugen.

Was die Kamera in Schwingungen versetzt

Die Verwacklungsanfälligkeit der Aufnahmen, also das Maß in dem die Kamera Schwingungen ausgesetzt wird, hängt in der Praxis nicht nur mit der Brennweite zusammen. Hier sind gleich eine ganze Reihe weiterer Faktoren zu beachten. Das Stativ dient zwar dazu die Kamera zu stabilisieren und vorhandene Schwingungen zu dämpfen, dies gelingt aber nur unter bestimmten Bedingungen.

Die wichtigste Voraussetzung für eine gute Abbildungsqualität ist ein stabiler Standpunkt für die Kamera, beziehungsweise den Fotografen. Wer aus einem fahrenden Auto oder von einem heftig schaukelnden Boot aus fotografiert, setzt seine Kamera starken Beschleunigungskräften aus und wird durch die Schwingungen vermehrt mit Verwacklern zu kämpfen haben. In geringerem Umfang ist das Phänomen auch bei Bauwerken wie beispielsweise Brücken zu beobachten, die durch den Wind oder passierende Autos in spürbare Schwingungen versetzt werden.

Mit einem herkömmlichen Stativ kann man diese Beschleunigungskräfte nicht kompensieren, denn das Stativ ist ihnen ja auch in vollem Umfang ausgesetzt und gibt diese Schwingungen an die Kamera weiter. Hier helfen nur entweder sehr kurze Verschlusszeiten, oder die in vielen Kameras und Objektiven integrierte Vibrationsreduktion. Bei Nikon heißt diese Technik Vibrationsreduktion (VR) und ist in einigen Objektiven eingebaut.

Hier gibt es eigene Modi für die unterschiedlichen Szenarien. Für einen stabilen Kamerastandort wählt man den Modus “Normal”, wer aus einem fahrenden Auto heraus fotografiert kann auf “Active” umschalten. Die entsprechende Technik von Canon heißt Image Stabilization (IS). Beide Hersteller erkennen und korrigieren horizontale und vertikale Beschleunigungen. Nicht berücksichtigt werden von der Vibrationsreduktion Beschleunigungsbewegungen der Objektivachse, also wenn sich das Objektiv um seine eigene Achse dreht.

Stativ mit Verstrebungen Stativ ohne Verstrebungen

Generell lautet die Empfehlung die Vibrationsreduktion auszuschalten, wenn man mit einem Stativ arbeitet. Bei Canon erkennt die Elektronik automatisch wenn die Kamera auf einem Stativ fixiert ist, bei Nikon muss man daran denken den VR ausschalten, ansonsten riskiert man fehlkorrigierte Bilder. Diese Empfehlung gilt allerdings nur für klassische Stative, die also mindestens drei Beine haben und die Kamera fest fixieren. Bei Einbeinstativen, welche die Kamera zwar unterstützen aber nicht fixieren können, empfiehlt man hingegen die Vibrationsreduktion zu nutzen, wenn erforderlich.

Da es eine Vielzahl von Herstellern mit unterschiedlichen Technologien gibt und sich die verschiedenen Versionen der Vibrationsreduktion auch bei dem gleichen Hersteller stark in der Funktion unterscheiden können, sollte man im konkreten Fall stets das Handbuch des Herstellers konsultieren, beziehungsweise selbst entsprechende Probeaufnahmen anfertigen.

Das Fotgrafieren selbst, oder besser gesagt der Druck auf den Auslöseknopf, welcher das Hochklappen des Spiegels und den Verschluss selbst auslöst, bringt ebenfalls Unruhe in das System, die sich aber weitgehend vermeiden lässt. Statt den Auslöser mit dem Finger zu drücken, kann man elektronische Fernauslöser benutzen, welche die Kamera berührungslos auslösen. Bei besseren Spiegelreflexkameras kann man den Spiegel zeitversetzt vor der Aufnahmen hochklappen, dies ist die sogenannte Spiegelvorauslösung.

Durch die Pause zwischen dem Hochklappen des Spiegels und dem Auslösen des Verschlusses kann sich das Kameragehäuse stabilisieren und die durch den Spiegelschlag erzeugten Schwingungen weitgehend abbauen. Insbesondere in der Makrofotografie ist das ein nützliches Feature, welches bei Einsteiger-DSLRs meist nicht zur Verfügung steht. Der Ablauf des Verschlusses selbst bringt dann weitere Unruhe in das System, die sich aber bei den derzeit üblichen mechanischen Schlitzverschlüssen nicht vermeiden lässt. Ohnehin ist die Erschütterung durch den filigranen Verschluss verglichen mit den vom Spiegel erzeugten Schwingungen eher zu vernachlässigen.

Aufnahmetechniken für die Freihand-Fotografie

Die vielgelobte "ruhige Hand" ist beileibe nicht allen Fotografen in die Wiege gelegt. Mit einer geeigneten Aufnahmetechnik kann man die Stabilität der digitalen Spiegelreflexkamera allerdings auch freihand erhöhen. Das ist dann nützlich, wenn man ein Stative entweder nicht verwenden kann oder nicht verwenden darf. Wenn man die Kamera richtig hält, auf seine Atemtechnik achtet und eventuell vorhandene Möglichkeiten nutzt sich und die Kamera abzustützen, kann man die Verwacklungsanfälligkeit auch ohne Stativ deutlich reduzieren. Im folgenden haben wir ein paar wichtige Tipps aufgelistet, wie man ohne Stativ zu möglichst verwacklungsfreien Fotoaufnahmen kommt:

  1. Die Kamera mit beiden Händen halten, die rechte umfasst den Griff und den Auslöser, während die linke das Objektiv von unten stützt. Speziell Anfänger neigen dazu, sowohl mit der linken als auch der rechten Hand das Kameragehäuse zu umklammern. Gerade beim Einsatz von Teleobjektiven ist diese Haltung alles andere als stabil, denn die Linse wippt dann fröhlich vor und zurück, weil ihr die Unterstützung fehlt.
  2. Auch wenn viele DSLRs inzwischen Liveview bieten; mehr Schutz gegen Verwacklungen gibt es, wenn man das Sucherokular nutzt. Wenn man das Okular mit mäßigem Druck ans Auge presst, wird Stabilität weiter erhöht, Zudem liegen Teile des Gesichts an der Kamerarückwand an, alle diese Faktoren sind bei Liveview nicht gegeben.
  3. Die Ellenbogen mit sanftem Druck an den Körper pressen. Der linke Ellenbogen ist in der Körpermitte, denn die linke Hand stabilisiert das Objektiv. Der rechte Ellenbogen ist seitlich vom Körper, denn mit der rechten Hand drückt man den Auslöser.
  4. Wenn es eine Möglichkeit gibt sich gegen eine Mauer zu lehnen, sich hinzusetzen oder die Kamera irgendwo auszustützen sollte man sie nutzen, das stabilisiert die Kamerahaltung zusätzlich.
  5. Vor dem Auslösen 2-3 mal ruhig atmen. Danach leicht ausatmen, den Atem anhalten und auslösen. Die Atembewegung bringt Unruhe in die Kamerahaltung, weil sich der Brust- und Bauchbereich hebt und senkt. Durch das Anhalten des Atmens für einen kurzen Zeitpunkt kann man diesen Faktor minimieren.
  6. Sanft auslösen, ruckartige Bewegungen vermeiden. Durch die elektronischen Auslöser ist es heute ohnehin nicht mehr erforderlich so beherzt auf den Auslöser zu drücken wie das bei den mechanischen Spiegelreflexkameras noch der Fall war.
  7. Langzeitbelichtungen aus der freien Hand sind mit der oben beschriebenen Technik natürlich nicht möglich, aber die Anzahl verwackelter Bilder lässt sich damit schon deutlich reduzieren.

Stativ-Bauformen: Einbein, Dreibein oder ohne Bein?

Die klassische und am weitesten verbreitetste Bauform für ein Stativ ist das Dreibeinstativ. Mit drei Beinen kann ein Stativ selbstständig und sicher stehen. Damit eignet sich das Dreibeinstativ ideal für alle Zwecke, wo man den Bildausschnitt fest definieren möchte oder die Kamera auch ohne die stützende Hand des Benutzers ihre Position behalten soll. Vereinzelt gibt es auch Stative mit vier oder mehr Beinen, aber diese bringen für normale Anwendungszwecke keine Vorteile und sind daher weniger populär.

Dreibeinstativ, Einbeinstativ

Verbreiteter sind dann schon eher Stative mit weniger als drei Beinen. Fotostative mit zwei Beinen gibt es, wenngleich diese Bauform im Fotozubehörhandel eher selten anzutreffen ist. Häufiger sind Zweibeinstative im militärischen Bereich anzustreffen, wo sie für Waffen aller Art Verwendung finden. Sehr viel verbreiteter sind im fotografischen Bereich Einbeinstative. Insbesondere in Verbindung mit langen Telebrennweiten, die man nicht von Hand halten kann, sind Einbeinstative sehr populär.

Das Einbeinstativ ist auf die stützende Hand des Fotografen angewiesen, sonst kippt es mitsamt der Kamera einfach um. Diesem Nachteil steht jedoch die leichtere Konstruktion und die höhere Flexibilität gegenüber. Es ist zudem einfacher, mit einem Einbeinstativ den Standort zu wechseln als mit einem Dreibeinstativ. In der Sport- und der Naturfotografie erfreut sich das Einbeinstativ daher großer Beliebtheit. Wer einen Blick hinters Tor bei einem bedeutenden Fußballspiel wirft, findet zahlreiche Fotografen, die mit großen Teleobjektiven auf Einbeinstativen Aufnahmen vom gegenüberliegenden Strafraum machen.

Tischstativ

Ob Einbein, Zweibein oder Dreibein: Den meisten Stativen ist gemein, dass sie über ausziehbare Teleskopbeine verfügen, mit denen man die Höhe des Stativs justieren kann. Mit Klemmen fixiert man das Bein dann in der gewählten Länge. Sehr häufig sieht man Stative mit zwei Klemmen, also drei Beinelementen. Je mehr Beinelemente ein Stativ hat desto kompakter kann man es bauen. Allerdings versucht man generell mit möglichst wenigen Beinelementen auszukommen, denn jede zusätzliche Klemmung ist der Stabilität abträglich. Besonders kleine Dreibeinstative bezeichnet man auch als Tischstative oder Ministative. Sie sind funktioniell den normal dimensionierten Dreibeinstativen sehr ähnlich, allerdings wesentlich kleiner gebaut. Sie eignen sich für die Verwendung mit kleinen und leichten Fotoapparaten.

Gorillapod

Für glatte Böden gibt es Stative mit rutschfesten Gummifüßen, für lockere Böden oder Schnee und Eis sind Spikes zu bevorzugen. Bei einigen Stativen kann man die Spikes auch nach Bedarf über die Gummifüße klappen, mit ihnen ist man in jeder Sitiation gerüstet. Das Verstellen der Stativhöhe über die Beinlänge ist bei Dreibeinstativen umständlich, daher verfügen diese Stative über eine ausziehbare Mittelsäule, mit der man die Höhe millimetergenau justieren kann. Bessere Stative haben eine Kurbel für die Mittelsäule, bei billigen Stativen muss man die Mittelsäule von Hand verschieben was weniger präzise ist als die Kurbel.

Je höher man diese Mittelsäule auszieht, desto instabiler wird die gesamte Konstruktion aber auch. Man sollte die Mittelsäule daher nur ausziehen wenn das wirklich erforderlich ist. Die gibt es in verschiedenen Ausführungen. Bei einfachen Stativen ist sie fest verbaut und kann nur auf der Stativoberseite die Kamera halten. Flexibler ist man mit Mittelsäulen, die sowohl unten als auch oben über entsprechende Gewinde verfügen. In diesem Fall kann man die Kamera für Makroaufnahmen in Bodennähe positionieren. Allerdings muss man dafür Kamera und Stativkopf umschrauben, was bei häufigem Wechsel lästig ist. Besser sind umsteckbare Mittelsäulen, bei einigen Stativen kann man die Mittelsäule auch beliebig verschwenken, was für bodennahe Aufnahmen ein großer Vorteil ist.

Novoflex Einbinstativ

Neben den oben beschriebenen Bauformen gibt es eine ganze Reihe weiterer Stativvarianten, die jedoch auf Teleskopbeine verzichten und anderweitig für eine sichere Fixierung der Kamera sorgen. Klemmstative ähneln einer Schraubzwinge, man klemmt sie an Tischplatten oder andere tragfähige Flächen. Eine Sonderform der Klemmstative sind die Scheibenstative mit denen man die Kamera an der Seitenscheibe eines Autos fixiert. Bei schweren Kameras reicht die Klemmung an der Scheibe aber nicht aus, hier ist eine zusätzliche Abstützung erforderlich damit die Scheibe nicht bricht.

Eine Alternative zum Einbeinstativ sind Schulterstative, hier ist die Kamera über eine winkelförmige Konstruktion an der Schulter fixiert. Damit liegt sie ruhiger als in der bloßen Hand, für schwere Teleobjektive eignet sich das jedoch weniger, denn der Fotograf muss das Gewicht bei einem Schulterstativ immer noch selbst schultern. Baumstative oder Baumschrauben dreht man direkt ins Holz, allerdings ist ihre Verwendung nicht überall zulässig, weil man den Baum damit ja beschädigen kann. Als verantwortungsvoller Fotograf sollte man es daher nur bei totem Holz verwenden, welches keinen wirtschaftlichen Wert hat.

Novoflex Pistock C Novoflex Uniklem

Mit Saugnapfstativen befestigt man die Kamera auf allen glatten Oberflächen wie beispielsweise Fenstern. Je nach Ausführung der Saugnäpfe kann man hiermit auch schwere Kameras sicher befestigen.

Die einfachste Bauform für Stative sind Beanbags, also Säcke die mit Granulat gefüllt sind und sich der Kamera anpassen. Damit hat die Kamera eine stabilisierende Unterlage und ist vor Kratzern geschützt. Allerdings ist man vor Ort darauf angewiesen, dass man auch einen passenden Platz findet den Beanbag abzulegen. Anders als bei allen anderen Stativformen gibt es beim Beanbag keine feste Verbindung zwischen Kamera und Stativ. Die Kamera wird einfach auf den Sack gelegt und das war's auch schon, die Handhabung ist extrem unkompliziert.

Als letzte Sonderform ist noch das Kettenstativ zu nennen. Hiermit wird die Kamera an Ketten aufgehängt. Damit kann man große Raumhöhen abdecken, besonders stabil sind diese Konstruktionen naturgemäß nicht.

Stativmaterialien im Vergleich

Stative, genauer gesagt deren ausziehbare Teleskopbeine, werden aus einer Vielzahl unterschiedlicher Materialien hergestellt. Die Ansprüche an das Material sind hoch. Zum einen soll es eine gute Schwingungsdämpfung gewährleisten, zum anderer sollte es möglichst wenig wiegen, und obendrein soll es natürlich auch noch preiswert sein und sich gut verarbeiten lassen.

Da es kein Material gibt, welches alle diese Eigenschaften in sich vereint, muss man je nach Einsatzzweck und finanziellen Möglichkeiten abwägen; es haben sich gleich eine Reihe unterschiedlicher Materialien am Markt etabliert. Bei allen Materialien profitiert die Stabilität eines Statives von einer zusätzlichen Verstrebung zwischen den Stativbeinen. Aufgrund der umständlichen Handhabung und der eingeschränkten Verstellbarkeit haben die wenigsten Stative heute noch derartige Streben.

Stative aus Holz: Hohes Gewicht, gute Schwingungsdämpfung

Holz ist vergleichsweise einfach zu bearbeiten und zu beschaffen, in den Anfangstagen der Fotografie bestanden praktisch alle Stative aus diesem Material. Im Laufe der Zeit hat sich Eschenholz als bevorzugtes Material bei Holzstativen durchgesetzt.

Holzstativ

Holz kann mit einer sehr guten Schwingungsdämpfung aufwarten. Als hauptsächlicher, aber recht gravierender Nachteil ist das hohe Gewicht im Vergleich zu anderen Materialien zu nennen. Außerdem ist das Naturmaterial Holz weniger formstabil als Metall oder Faserverbundstoffe und vergleichsweise empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen wie Feuchtigkeit.

Das hohe Gewicht von Holzstativen kann jedoch auch ein Vorteil sein, denn es gibt der Kamera-Stativkombination auch eine Standfestigkeit, die leichteren Stativen überlegen ist. Die Bedienung von Holzstativen gestaltet sich meist etwas umständlicher als von anderen Materialen, die Klemmungen von Stativen aus Metallen und Faserverbundstoffen sind ergonimscher. Wer bei Holzstativen nicht aufpasst, kann sich schnell die Finger in den Spalten zwischen den einzelnen Glieder einklemmen. Als Material für den Massenmarkt spielt Holz keine größere Rolle mehr, aber für Einsatzwecke, wo niedriges Gewicht nicht unbedingt erforderlich oder gar unerwünscht ist, ist es durchaus eine Überlegung wert.

Das hohe Eigengewicht von Holz gibt in Verbindung mit der guten Schwingungsdämpfung eine äußerst stabile Plattform auch für schwere Kamera-Objektivkombinationen. Bekannte Hersteller von Holzstativen sind Berlebach, Lumpp und Wolf. Preislich positionieren sich Holzstative meist im mittleren Bereich, allerdings kann man für ein Holzstativ auch problemlos einen vierstelligen Euro-Betrag hinblättern.

Stative aus Metall: Aluminium für den Massenmarkt

Es gibt eine ganze Reihe von Metallen, die sich grundsätzlich für den Stativbau eignen. Als Trägermaterial für die Teleskobeine von Fotostativen kommt heute aber praktisch nur noch Aluminium zum Einsatz. Dieses Material ist vergleichsweise leicht, verfügt über eine große Tragfähigkeit und ist relativ einfach und somit preiswert herzustellen und zu bearbeiten. Ganz vereinzelt wird auch Titan im Stativbau eingesetzt, welches schlagzäher und leichter als Aluminium ist und zudem besser dämpft. Vermutlich aufgrund der hohen Kosten und der schwierigen Verarbeitung konnte sich Titan im Stativbau jedoch nicht durchsetzen.

Stativ aus Aluminium

In dieser Preisklasse stehen mit den Faserverbundstoffen zudem noch leichtere Alternativmaterialien bereit. Nach der Markteinführung konnten Aluminiumstative den bis dahin gebräuchlichen Holzstativen erhebliche Marktanteile abnehmen, weil Aluminiumstative leichter sind als Holzstative. Außerdem ist Alumium gegenüber Umwelteinflüssen weniger empfindlich als Holz. Die Schwingungsdämpfung von Aluminium ist jedoch der Dämpfung von Holz eindeutig unterlegen, was gegen das Material spricht. Zudem ist die technische Entwicklung natürlich nicht stehengeblieben, moderne Verbundfaserstofe wie Carbon und Basalt sind noch leichter als Aluminium bei gleichzeitig besserer Dämpfung.

Praktisch alle Hersteller haben Aluminiumstative aller Preisklassen im Angebot, lediglich im High-End-Bereich dominieren inzwischen die Faserverbundstoffe. Bekannte Anbieter von Aluminiumstativen sind beispielsweise Manfrotto, Slik, Benro, Bilora, Cullmann, Giottos, Vanguard, Hama, Induro, Soligor und Walimex. Wer heute ein preiswertes und trotzdem leistungsfähiges Stativ sucht, liegt bei Aluminium richtig.

Stative aus Carbon/Kohlefaser: Sündhaft teures Leichtgewicht

Carbon oder Kohlefaser ist das Faserverbundmaterial, aus welchem auch die Karossen der Formel 1 Renner bestehen. Es zeichnet sich durch höchste Festigkeit bei gleichzeitig sehr niedrigem Gewicht und sehr guter Schwingungsdämpfung aus. Das niedrige Gewicht ist - wie bei allen leichten Stativmaterialien - Segen und Fluch zugleich, es erleichtert den Transport, aber die Standfestigkeit eines viel schwereren Holzstatives ist einem Carbonstativ natürlich überlegen.

Man kann dies bei Carbonstativen dadurch kompensieren, dass man ein Gewicht, beispielsweise die Fototasche an den Stativhaken hängt. Viele Stative haben an der Stativplatte einen entsprechenden Haken, durch das Zusatzgewicht steht das Stativ stabiler. Der hauptsächliche Nachteil von Carbon ist der hohe Preis. Carbonstative sind die teuersten Stative auf dem Markt. Zudem soll nicht verschwiegen werden, dass die bei der Produktion verwendeten Epoxidharze nicht gerade umweltfreundlich sind und Carbon sehr schwierig zu recyclen ist.

Die Oberfläche von Carbon ist recht empfindlich und kann beispielsweise durch Sand schnell abgerieben werden. In der Summe seiner Eigenschaften ist Carbon aber das derzeitige Topmaterial für den Stativbau, wenn man bereit ist, entsprechend tief in die Tasche zu greifen. Bekannte Hersteller für Carbonstative sind Sachtler, Gitzo, Induro, Manfrotto, Benro, Cullmann, Feisol, Giottos, Hama, Slik, Vanguard und Velbon.

Stative aus Basalt/Basaltfaser: Preiswerte Carbon-Alternative

Die Vorteile des Verbundmaterials Kohlefaser liegen auf der Hand, der hohe Preis hindert Fotografen mit übersichtlichem Budget allerdings am Kauf. Auf der Suche nach einer günstigeren Alternative ist der Hersteller Gitzo bei einem Material fündig geworden, welches von Haus auf eigentlich weniger für leichtes Gewicht bekannt ist: Basalt. In seiner Urform ist diese Gesteinsart für Stative natürlich nicht zu gebrauchen, aber mit auf Basaltfasern basierenden Verbundwerkstoffen kann man leichte, schwingungsdämpfende und dabei extrem schlagzähe Rohre herstellen, die sich hervorragend für die Teleskopbeine von Stativen eignen.

Basaltstative liegen sowohl beim Gewicht als auch beim Preis zwischen den günstigen Aluminium- und den teuren Carbonstativen. Basaltstative sind für rauhe Einsätze prädestiniert, sie verkraften auch grobe Behandlung besser als Aluminium- und Carbonstative. Basalt ist die Gesteinsart mit der größten Verbreitung auf dem Planeten Erde, eine vergleichbare Popularität im Stativsegment hat es allerdings noch nicht errreicht. Gitzo ist zum derzeitigen Zeitpunkt (Juni 2011) immer noch der einzige Hersteller, welcher Basaltstative im Angebot hat.

Grundlegendes über Stativköpfe

Moderne Stative bestehen aus mindestens zwei separaten Komponenten: dem Stativ selbst (also das Grundstativ bestehend aus Teleskopbeinen und Stativplatte) und dem Stativkopf, welcher auf das Stativ ausgeschraubt wird. Bei Billigstativen findet man gelegentlich auch Exemplare, bei denen Stativ und Stativkopf eine Einheit bilden, aber das ist weniger empfehlenswert. Die Wahl des Stativkopfes ist ganz entscheidend für den Einsatzzweck des Statives, denn erst der Stativkopf ermöglicht das komfortable Verstellen der Kameraausrichtung. Ein hochwertiger Stativkopf ist oft ebenso teuer wie das Stativ selbst, manchmal sogar deutlich teurer, das ist bei Preisvergleichen zu beachten.

Die Verbindung zwischen Stativkopf und Stativ wird über eine genormte Schraubverbindung hergestellt. Somit kann man Stativ und Stativkopf frei kombinieren, man ist nicht darauf angewiesen beides vom gleichen Hersteller zu beziehen. Der Stativkopf selbst verfügt dann wiederum über eine Schraube, die in das Stativgewinde an der Kameraunterseite eingeschraubt wird.

Die Stativgewinde sind sowohl die Stativplatte als auch der Stativkopf, die Schnellwechselplatte und natürlich auch die Kamera selbst (Kompaktkameras, Bridgekameras und DSLRs) verfügen über ein ¼ Zoll Gewinde mit 20 Gängen nach UNC Standard. Man kann die Kamera also auch ohne Stativkopf und ohne Schnellwechselplatte direkt auf das Stativ schrauben, muss dann aber mit einem sehr einschränkten Handling leben. Lediglich für sehr schwere Kameras, also Großformat- und einige Mittelformatmodelle kommt ein größeres Gewinde zum Einsatz, ein 3/8 Zoll Gewinde mit 16 Gängen nach UNC Standard.

Schnellwechselkupplung

Dieses An- und Abschrauben kann gerade bei häufigem Gebrauch schnell lästig werden. Komfortabler ist es daher, wenn man zusätzlich zum Stativkopf noch eine Schnellwechselkupplung erwirbt. In diesem Fall montiert man unter die Kamera eine kleine Platte welche aus Metall oder Kunststoff besteht. Die Platte bleibt ständig unter der Kamera und passt genau in die Schnellwechselkupplung am Stativ. Mit einem Handgriff kann man die Verriegelung lösen oder schließen, das Auf- und Abmontieren der Kamera wird damit zum Kinderspiel. Schnellwechselkupplungen gibt es entweder als separates Bauteil welches man auf den Stativkopf schraubt oder integriert in den Stativkopf. Bei gelegentlichem Einsatz kann man auf die Schnellwechselkupplung verzichten, bei häufigem Gebrauch macht sich die Investition schnell bezahlt.

Die Aufgabe des Stativkopfes ist es einerseits die komfortable und schnelle Verstellung der Kamera zu gewährleisten, andererseits soll sich die Kamera aber auch nicht zu schnell bewegen. Wenn beim Lösen einer Feststellschraube der ganze Aufbau ungewollt abkippt, kann das Kamera und Objektiv beschädigen. Deshalb versieht man die beweglichen Elemente am Stativkopf (und auch der Stativmittelsäule) mit einem gewissen Maß an Reibung, der sogenannten Friktion. Bei besseren Stativen lässt sich diese Friktion einstellen, damit kann man das Stativ an unterschiedlich schwere Kameras anpassen. Insbesondere bei der Verwendung schwerer und langer Teleobjektive ist ein gewisses Maß Friktion ein Muss, um ungewollte Bewegungen beim Verstellen der Kameraausrichtung zu vermeiden.

Bauformen von Stativköpfen

Im folgenden gehen wir auf unterschiedliche Bauformen von Stativköpfen und deren Vor- und Nachteile ein. Anhand von detaillierten Grafiken erläutern wir die Funktionsweise unterschiedlicher Stativköpfe.

Stativköpfe: Kugelkopf oder Videoneiger?

Bei der Wahl des Stativkopfes muss man eine grundlegende Entscheidung treffen: Kugelkopfsystem oder Neigesystem? Oder anders gesagt: Ist einem die schnelle Verstellung in alle Richtungen wichtig, oder braucht man kontrollierte Kameraschwenks? In der Fotografie sind Kugelköpfe (gelegentlich auch als Kugelgelenkköpfe bezeichnet) sehr beliebt. Hier braucht man nur eine Schraube lösen und kann die Kamera dann beliebig positionieren. Die Verstellung umfasst die horizontale und vertikale Ebene, zudem kann man die Kamera seitlich verkippen.

Kugelgelenk

Die Bedienung von Kugelköpfen ist sehr intuitiv und schnell zu erlernen. Für Film- oder Videokameras ist diese Technik jedoch weniger geeignet, weil kontrollierte Kameraschwenks nicht möglich sind. Nach dem Lösen der einzigen Feststellschraube ist der Kugelkopf in alle Richtungen beweglich, beim Verschwenken der Kamera kommt es daher schnell zu ungewollten Bewegungen, was die Filmaufnahmen unbrauchbar machen kann.

Beim Filmen sind kontrollierte Kameraschwenks wichtig, das garantiert ein kontrolliertes ruhiges Bild, auch wenn man die Kamera beim Verschwenken laufen lässt. In der Regel schwenkt man das Stativ bei laufender Videokamera ja nur in eine Richtung, beispielsweise in der Vertikalen. Für Videokameras sind daher Neigeköpfe weit verbreitet. Hier gibt es für jeden Weg, beispielsweise die vertikale Verstellung eine eigene Neigungsebene, in der der Kopf und damit auch die Kamera sichergeführt wird.

Zweiwegeneiger

Dreiwegeneiger

Für die Verschwenkung in einer Ebene ist das praktisch; wenn allerdings umfangreiche Verstellungen erforderlich werden, verkehrt sich dieser Vorteil in einen Nachteil. Bei einer kompletten Neuausrichtung der Kamera sind bei einem Drei-Wege-Neiger drei Schrauben zu lösen, es dauert also deutlich länger als beim Kugelkopf, bis die Kamera dann neu ausgerichtet ist. Nicht jeder Neiger eignet sich für sanfte Kameraschwenks, speziell bei billigen Modellen ruckelt es beim Verstellen schnell. Teurere Modelle verfügen über eine Flüssigkeitsdämpfung und sind weitgehend ruckelfrei.

Als Standard hat sich der Dreiwegeneiger oder Kinoneigekopf etabliert. Wie beim Kugelkopf kann man hier die Kamera horizontal und vertikal verstellen und seitlich kippen. Speziell bei günstigeren Stativen finden sich gelegentlich auch Zweiwegeneiger, die sich nur horizontal und vertikal neigen lassen. Bei perfekt ausgerichtetem Grundstativ sind diese Verstellmöglichkeiten ausreichend, in der Praxis vermisst man gelegentlich das seitliche Kippen um die Horizontlinie unkompliziert einstellen zu können. Das geht zwar schneller als das Stativ auszurichten, hat aber den Nachteil, dass beim Verschwenken der Kamera der Horizont dann schnell schief wird. Wenn man genug Zeit hat, ist das sorgfältige Ausrichten des Stativs daher die bessere Lösung.

ohne L-Winkel mit L-Winkel Novoflex Castel Cross Q

Außerdem ist das seitliche Kippen natürlich praktisch, um Hochformataufnahmen ohne L-Winkel durchführen zu können. Im allgemeinen ist also der Dreiwegeneiger dem Zweiwegeneiger vorzuziehen. Eine Sonderform der Neiger sind die Getriebeneiger, die auch als Getriebe-Neigekopf bezeichnet werden. Mit einem Gebriebeneiger kann man – Nomen es Omen – die Kamera über ein Getriebe besonders fein justieren. Allerdings ist die Verstellgeschwindigkeit der Getriebeneiger deutlich langsamer als bei einem herkömmlichen Neigekopf.

Neigeköpfe sind bedingt durch die aufwändigere Konstruktion immer sperriger und schwerer als Kugelköpfe. Zu früheren Zeiten riet man bei schweren Objektiven grundsätzlich zum Neigekopf, inzwischen gibt es aber auch sehr massive Kugelköpfe, die ähnlich stabil sind wie Neigeköpfe. Es ist also Geschmacksache mit welcher Art von Stativköpfen man bevorzugt arbeitet. Wer den Stativkopf braucht um schwerste Teleobjektive zu stabilisieren, sollte jedoch weder zum Kugelkopf, noch zum Neiger greifen, denn es gibt im Schwerlastbereich Besseres (siehe Folgetext).

Kardankopf: Die Affenschaukel für das Supertele

Schwere Spiegelreflexkameras in Verbindung mit wuchtigen Superteleobjektiven sind eine ernstzunehmende Herausforderung für jeden Stativkopf. Kardanköpfe meistern diese Aufgabe besser als die herkömmlichen Stativköpfe, denn hier ist die Kamera-Objektivkombi nicht auf den Stativkopf aufgeschraubt, sondern sie hängt an einem Bügel im Stativkopf. Dieser Bügel kann entweder einarmig oder zweiarmig sein, und hat dem Kardankopf unter Fotografen den schönen Spitznamen Affenschaukel eingebracht.

Kardankopf

Kardankopf

Der große Vorteil gegenüber dem Kugelkopf: Ungewolltes Abkippen ist beim Kardankopf nicht möglich. Speziell bei langen und schweren Teleobjektiven ist das ein großer Vorteil, die teure Ausrüstung ist besser vor Beschädigung geschützt. Im Gegensatz zu anderen Stativköpfen eigenet sich der Kardankopf regelmäßig nicht für die direkte Montage der Kamera. Statt der Kamera wird das Objektiv im Kardankopf befestigt. Das funktioniert naturgemäß nur, wenn das Objektiv eine gewisse Länge hat und über eine Stativschelle verfügt, wie das beispielsweise bei Supertele-Objektiven (siehe zum Beispiel nachfolgende Abbildung eines Nikon Teleobjektives) der Fall ist.

Objektiv Nikon 200 mm/2,0

Die vertikale Verstellung erfolgt über den Bügel, die horizontale Verstellung über das untere Gelenk, und seitlich verkippen kann man die Kamera über die Stativschelle. Alles in allem also ein Stativkopf der als Universallösung weniger geeignet ist, aber für den angestrebten Einsatzzweck herkömmliche Konstruktionen deutlich schlägt.

Alles im Lot dank Wasserwaagen

Die korrekte, soll heißen lotrechte Ausrichtung von Kamera und Stativ ist entscheidend für das spätere Foto. Nur mit einem sorgfältig justierten Stativ sind beispielsweise Panoramaaufnahmen möglich, ohne Hilfsmittel gestaltet sich das Ausrichten jedoch schwierig. In der Stadt kann man sich noch an Gebäuden für die waagerechte Ausrichtung orientieren, so dass wenigstens die Horizontlinie stimmt. Schwieriger wird's dann schon bei der Vertikalen, hier ist man mehr oder weniger auf sein Gefühl angewiesen wenn man nicht gerade schachbrettförmige Muster im rechten Winkel fotografiert.

Genauer als das Gefühl ist ein geeignetes Messwerkzeug: Wasserwaagen helfen nicht nur beim Bau sondern auch beim Fotografieren alles in den rechten Winkel zu rücken. Allerdings ist Wasserwaage nicht gleich Wasserwaage, bei den Stativen beziehungsweise Kameras haben sich unterschiedliche Bauformen etabliert. Es kommt auch darauf an, wo die Wasserwaage platziert ist. Wenn sie am Grundstativ eingebaut ist, kann man nur das Stativ selbst, aber nicht die Kamera ausrichten. Denn diese kann ja über den Stativkopf noch zusätzlich verstellt werden.

Ideal sind daher zwei Wasserwaagen: Die erste Waage ist für das Stativ selbst, meist ist diese in Form einer kleinen linsenfärmigen Libelle an der Aufnahme für die Stativbeine realisiert. Konstruktionsbedingt arbeitet diese nicht sonderlich genau, für die grobe Ausrichtung des Statives reicht das aber. Die Feineinstellung wird dann an der Kamera selbst vorgenommen, denn ihre Ausrichtung ist letztendlich entscheidend für das spätere Bild.

Wasserwaagen in Verbindung mit Stativ

Die einfachste und preiswerteste Variante eine Wasserwaage an der Kamera nachzurüsten, sind Aufsteck-Wasserwaagen für den Blitzschuh. Diese sind recht preiswert, allerdings muss man bei dieser Bauart von Wasserwaagen mit konstruktionsbedingten Nachteilen rechnen. Erst einmal ist der Platz für die Libelle meist sehr klein, und je kleiner die Libelle desto ungenauer arbeitet sie. Dann ist natürlich auch der Blitzschuh belegt, und kann nicht genutzt werden. Im übrigen ist die kleine Aufnahme des Blitzschuhs selbst kein idealer Ort für eine solide und exakt passende Befestigung.

Diese Nachteile entfallen, wenn wenn man eine Wasserwaage verwendet, die unter der Kamera oder direkt am Stativkopf befestigt ist. Es gibt Wasserwaagen, die zwischen Kamera und Stativkopf geschraubt werden. Hier ist etwas mehr Platz für die Libelle und die Befestigung ist solide, daher ist diese Bauform meist präziser als eine Aufsteck-Wasserwaage. Eleganter ist natürlich die Integration in den Stativkopf selbst. Speziell mit größeren Köpfen, die ausreichend Platz für eine lange Libelle bieten, kann man eine recht hohe Genauigkeit erreichen.

Moderne Digitalkameras verfügen oft über eine eingebaute elektronische Wasserwaage, auch als künstlicher Horizont bezeichnet. Diese macht zusätzliche externe Wasserwaagen oft entbehrlich, allerdings sollte man keine zu hohen Anforderungen an die Genauigkeit stellen, denn die eingebauten Sensoren sind meist keine Präzisionsinstrumente. Wer mit mehreren Wasserwaagen gleichzeitig arbeitet, d.h. Aufsteck-Wasserwaage, künstlichem Horizont und Wasserwaage am Stativkopf parallel verwendet, wird daher feststellen, dass jedes dieser Instrumente einen anderen Wert anzeigt. Mit absoluter Genauigkeit arbeiten diese Wasserwaagen zwar alle nicht, aber zuverlässiger als eine subjektive Schätzung sind sie allemal.

Ausführliche Infos, eine Kaufberatung und zahlreiche Beschreibungen von Wasserwaagen für die Fotografie finden Sie auf unserer Webseite über Wasserwaagen innerhalb unserer Rubrik Fotografie-Zubehör.

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