Objektiv Know-How: Vergleich verschiedener Objektiv-Typen

Die Spiegelreflexkamera ist der Kameratyp, der sowohl bei ambitionierten Fotoamateuren als auch bei professionellen Fotografen am häufigsten anzutreffen ist. Ein maßgeblicher Grund für ihre hohe Verbreitung ist die Möglichkeit, an einem Kameragehäuse verschiedene Objektive anzuschließen. Über Wechselobjektive stehen dem Fotografen eine Vielzahl gestalterischer Möglichkeiten zur Verfügung.

Übersichtsbild Canon EOS System - Kameras und Objektive

Auf dieser Seite finden Sie eine detaillierte Übersicht über die verschiedenen Objektivtypen. Auch zeigen wir Ihnen wie sich die Brennweite auf den Zoom-Faktor auswirkt, welche Vergrößerungen mit Zoom-Objektiven möglich sind und wie sich die Brennweite auf die Schärfentiefe des Bildes auswirkt. Alle angegebenen Brennweiten beziehen sich auf das Kleinbildformat. Bei anderen Aufnahmeformaten sind die Angaben zu den Brennweiten entsprechend umzurechnen.

Normalobjektiv – Die Referenz an das menschliche Auge

Das Normalobjektiv ist mit einem diagonalen Bildwinkel von etwa 46 Grad das Objektiv, welches am ehesten den Sehgewohnheiten des menschlichen Auges entspricht. Es dient daher als Referenz für die anderen Objektivgattungen. Objektive mit einer kürzeren Brennweite als Normalobjektive bezeichnet man als Weitwinkel, während man Objektive mit längerer Brennweite als Teleobjektive bezeichnet. Beim Normalobjektiv entspricht die Brennweite des Objektivs grob der Diagonalen des Bildaufnahmeformats. Im Kleinbildformat (Höhe 24 mm, Breite 36 mm) beträgt die Bilddiagonale 43,3 mm. Hieran orientiert sich die Brennweite von 50 Millimetern, die sich inzwischen als Standard für Normalobjektive im Kleinbildformat eingebürgert hat.

Canon Normalobjektiv

Ein Vorteil von Normalobjektiven ist ihre unkomplizierte Konstruktion, die es ermöglicht, lichtstarke Objektive mit ausgezeichneter Abbildungleistung zu geringen Kosten zu bauen. Das klassische Normalobjektiv hat bei einer Brennweite von 50 Millimetern die Lichtstärke F 1,8. Ähnliche Lichtstärken sind im Weitwinkel- oder Telebereich nur mit hohem Aufwand zu erreichen, der entsprechend teuer zu bezahlen ist. Es gibt aber auch noch lichtstärkere Normalobjektive als das 1:1,8 Normalobjektiv. Gängig ist beispielsweise F 1:1,4 als Reportageobjektiv. Eher exotisch und entsprechend teuer sind noch größere Blendenöffnungen. Mit F 1: 0,95 ist das 50 mm Leica Noctilux-M das derzeit (im Jahr 2009) lichtstärkste Objektiv im Kleinbildbereich. Je lichtstärker die Objektive allerdings sind, desto höher ist auch ihr Gewicht.

Bis weit in die 80er Jahre hinein wurde das Normalobjektiv als klassisches Kit-Objektiv zusammen mit der SLR ausgeliefert. Das hat sich durch den Siegeszug der Zoomobjektive inzwischen geändert. Normalobjektive gehören nicht mehr zur Standardausstattung eines normalen Hobbyfotografen, denn die Kameras werden in der Mehrzahl mit Standardzooms ausgeliefert. Das sind im Kleinbildformat beispielsweise Objektive mit 28-70 mm Brennweite, oder auch 24-105 mm. Das klassische Einsatzgebiet von Normalobjektiven war lange Zeit die Reportagefotografie. Inzwischen wird für diesen Zweck – nicht zuletzt durch die veränderten Sehgewohnheiten – eher das Weitwinkel bevorzugt. Heutzutage werden Normalobjektive vor allem in der Available-Light Fotografie eingesetzt, wo sie mit ihrer hohen Lichtstärke gegenüber anderen Objektivtypen - insbesondere gegenüber den relativ lichtschwachen Zoomobjektiven - punkten können.

Hersteller Objektiv Gewicht Preis
Canon EF 50mm 1:1.2L 580 Gramm 1400 Euro
Canon EF 50mm 1:1.4 290 Gramm 350 Euro
Canon EF 50mm 1:1.8 II 130 Gramm 100 Euro

In der obigen Tabelle sind drei 50mm Festbrennweiten-Objektive von Canon hinsichtlich ihrer Lichtstärke, ihres Gewichtes und ihres ungefähren Preises miteinander verglichen. Man kann deutlich ablesen, dass sich das Gewicht bei einer Verbesserung der Lichtstärke ungefähr verdoppelt und der Preis ungefähr um den Faktor 4 ansteigt.

Fisheye – Maximaler Bildwinkel, maximale Verzerrung

Das Fisheye ist (= englisch für Fischauge) ist ein extremer Weitwinkel. Es zeichnet sich durch seine ultrakurze Brennweite und einen besonders großen Bildwinkel aus. Mit einem diagonalen Bildwinkel von 180-220 Grad übertreffen Fisheye-Objektive in dieser Disziplin selbst Superweitwinkel-Objektive deutlich.

Sigma Fisheye-Objektiv

Während ein Fisheye-Objektiv wie das Sigma 8 mm F3,5 einen Bildwinkel von immerhin 180 Grad abbilden kann, sind es selbst bei einem Superweitwinkel wie dem Sigma 20 mm F1,8 gerade einmal 94,5 Grad. Typische Brennweiten für Fisheyes sind im Kleinbildformat beispielsweise 6 mm, 8 mm, 10 mm, 14 mm und 16 mm. Bedingt durch die sehr kurze Brennweite sind starke Verzeichnungen bei Fisheye-Objektiven unvermeidbar.

Während man bei Normalobjektiven die verzeichnungsfreie Darstellung des Motivs anstrebt und – mit geringen Abstrichen – auch erreicht, ist das bei Fisheye-Objektiven unmöglich. Gerade Linien des Motivs bildet das Fisheye immer gekrümmt ab. Ausgenommen hiervon sind nur gerade Linien die durch den Bildmittelpunkt laufen. Insofern haben Aufnahmen mit Fisheyes eher künstlerischen als dokumentarischen Wert. Man unterscheidet Vollformat- und Rundbild-Fischaugen. Beim Vollformat-Fisheye entspricht der Bildkreisdurchmesser mindestens dem Aufnahmeformat. Das Bild deckt also den Film beziehungsweise den Aufnahmesensor komplett ab, wie man das auch von Bildern mit herkömmlichen Objektiven kennt. Beim Rundbild-Fisheye ist der Bildkreisdurchmesser hingegen kleiner, als die Aufnahmefläche. Das führt zu kreisrunden Aufnahmen mit schwarzen Bildrändern, weil das Objektiv kann das Aufnahmeformat nicht ganz abdecken kann.

Fisheye Perspektive bei Sportaufnahme Fisheye Perspektive bei Aufnahme einer Hängebrücke

Es gibt Fisheye-Vorsätze, die man vor das Objektiv schraubt oder aufsteckt, um den Fisheye-Effekt zu erzeugen. Die Qualität der mit diesen Vorsätzen erzeugten Bilder ist jedoch regelmäßig eher dürftig. Ein Einsatzgebiet von Fisheye-Objektiven liegt in der gestalterischen Fotografie, wo man die starke Verzeichnung der Fisheyes als ästhetisches Mittel nutzt. Bei Aufnahmen in engen Räumen wie beispielsweise in Autos oder Gebäuden leistet es ebenfalls nützliche Dienste. Hier ist es ebenfalls von Vorteil, dass Fisheyes bedingt durch ihre kurze Brennweite eine sehr hohe Schärfentiefe aufweisen.

Hersteller Objektivtyp Modell Bildwinkel (diagonal)
Sigma Normalobjektiv 50mm F1,4 46,8 Grad
Sigma Weitwinkel 28mm F1,8 75,4 Grad
Sigma Superweitwinkel 20mm F1,8 94,5 Grad
Sigma Fisheye 8mm F3,5 EX DG 180 Grad

Die obige Tabelle vergleicht verschiedene Objektivtypen des Herstellers Sigma hinsichtlich ihres Bildwinkels miteinander. Man erkennt deutlich den großen Sprung von 94,5° auf 180° zwischen einem Superweitwinkelobjektiv und einem Fisheyeobjektiv.

Weitwinkelobjektiv – Das ideale Reportageobjektiv

Weitwinkelobjektive haben einen größeren Bildwinkel als das menschliche Auge. Man unterscheidet hier zwischen den etwas gemäßigteren Brennweiten, den so genannten Reportageobjektiven und den Superweitwinkeln. Im Kleinbildformat sind Brennweiten von 28-35 mm als Reportageobjektive anzusehen, die Gruppe der Objektive von 14-24 mm sind Superweitwinkel. Objektive mit noch größerem Bildwinkel sind Fisheyes. Durch den großen Bildwinkel eignen sich Weitwinkelobjektive hervorragend zum Fotografieren in Gebäuden, oder um Panoramen aufzunehmen. Verglichen mit dem Normalobjektiv weisen sie eine höhere Schärfentiefe auf.

EOS 5D MarkII mit Zoom 24-105 mm

Die typische Verzeichnung bei Weitwinkelobjektiven ist umso stärker ausgeprägt, je kürzer die Brennweite des Objektives ist. Zwar kann man man diese Abbildungsfehler in gewissem Umfang über die elektronische Bildbearbeitung wieder auskorrigieren, dennoch erreichen Weitwinkel prinzipbedingt nicht die hohe Abbildungsgüte eines Normalobjektives. Diese Verzeichnung wird allerdings von Fotografen auch bewusst eingesetzt um dramatische Bildeffekte zu erzielen. In der modernen Reportagefotografie ist es üblich, mit dem Weitwinkel so nah wie möglich an den Ort des Geschehens – beispielsweise in eine Menschenmenge bei einer Demonstration – zu gehen, das sorgt für ein besonders lebendiges Bilderlebnis. In diesem Zusammenhang wird fälschlicherweise immer wieder das Zitat des legendären Magnum-Fotografen Robert Capa verwendet: “Wenn Deine Bilder nicht gut genug sind, bist Du nicht nah genug dran.” Allerdings bezog sich Capa nicht auf den räumlichen Abstand zum Motiv, er wollte stattdessen darauf hinweisen, dass man sich so intensiv wie möglich mit dem Thema auseinandersetzen solle.

Durch die starke Verzeichnung sind Weitwinkelobjektive eigentlich weniger prädestiniert für die Porträtfotografie. Dennoch hat es sich in den letzten Jahren etabliert, sie auch für diesen Zweck einzusetzen. Wenn es sich um ein formatfüllendes Gesichtsporträt handelt, wird das Modell durch den Weitwinkel mit stark veränderten Proportionen dargestellt. Nase, Mund und Augen erscheinen übernatürlich groß, die Ohren hingegen kleiner. Zudem wird der Kopf elliptisch verzerrt abgebildet. Das nebenstehende Bild zeigt eine solche Portrait-Aufnahme, die mit einem Weitwinkelobjektiv gemacht wurde. Trotz, oder gerade wegen dieser ungewöhnlichen Sichtweise, ist es inzwischen durchaus üblich in der Porträtfotografie auch Weitwinkelobjektive einzusetzen.

Teleobjektiv – Starke Vergrößerung, großer Zoom-Faktor

Man bezeichnet Objektive, die einen kleineren Bildwinkel haben als das Normalobjektiv als Teleobjektive. Mit Teleobjektiven kann man auch entfernte Motive – ähnlich wie mit einem Fernglas – formatfüllend abbilden. In der Sport-, Paparazzi- und Naturfotografie kommen sie häufig zum Einsatz, denn hier kann man sich dem Fotomotiv nur schwer nähern. Aber auch in der klassischen Portätfotografie spielen Teleobjektive eine wichtige Rolle.

Die Aufnahmen mit Teleobjektiven zeichnen sich durch zwei charakteristische Besonderheiten aus. Zum einen ist es die geringe Schärfentiefe dieser Objektivgattung, insbesondere dann, wenn mit offener Blende fotografiert wird. Diese ermöglicht es aber auch ein Fotoobjekt vor einem Hintergrund praktisch freizustellen. Während das eigentliche Motiv scharf abgebildet wird, ist der Hintergrund unscharf und lenkt vom Motiv nicht ab. Weiter verstärkt wird dieser Effekt durch den kleinen Bildwinkel des Teleobjektivs. Es bildet schlicht sehr viel weniger Bildeinformationen auf einer Aufnahme ab, als das bei einem Weitwinkelobjektiv der Fall ist. Durch diese Bildkompression lenken auch weniger Details vom eigentlichen Motiv ab.

Sigma Supertele-Zoom

Porträtteleobjektive

Man teilt Teleobjektive in verschiedene Klassen ein. Die sogenannten Porträtteleobjektive haben im Kleinbildformat Brennweiten von 85-100 Millimeter. Ein klassisches Porträtteleobjektiv ist beispielsweise ein 85 mm/F1:1,8 Objektiv. Die etwas längere Brennweite sorgt für einen leichten Teleeffekt, gleichzeitig ermöglicht es die große Blende von F 1:1,8 den Fokus voll auf das Motiv zu legen, der Bildhintergrund verschwimmt bei komplett geöffneter Blende in Unschärfe.

Standardteleobjektive

Als Standardteleobjektive bezeichnet man im Kleinbildformat Brennweiten zwischen 135 mm und 200 mm. Das 135 mm Objektiv diente in den 70er und 80er Jahren vielen Fotografen als längste Brennweite. Nicht zuletzt durch den Siegeszug der Zoomobjektive hat sich die Bedeutung des 135 mm Objektivs inzwischen vermindert. Inzwischen sind 200 mm oder gar 300 mm bei Fotoamateuren als längste Telebrennweite Standard.

Superteleobjektive

Alle Brennweiten über 200 mm bezeichnet man als Superteleobjektive. Objektive herkömmlicher Bauweise – etwas anders stellt sich die Situation bei Spiegellinsenobjektiven dar - werden mit zunehmender Brennweite sehr schwer und voluminös. Das gilt insbesondere dann, wenn das Objektiv trotz großer Brennweite auch noch lichtstark sein soll. So wiegt beispielsweise das 600 mm EF 1:4L von Canon mit 5,3 kg mehr als viermal soviel wie das mit 1,2 kg vergleichsweise leichte 300 mm EF 1:4L. Trotzdem sind Teleobjektive verglichen mit Normalobjektiven prinzipbedingt relativ lichtschwach. Selbst ein Supertele für den professionellen Einsatz hat bei 300 mm Brennweite gerade einmal eine Lichtstärke 1:2,8, während ein entsprechendes Normalobjektiv mit 50 mm Brennweite immerhin eine Lichtstärke von 1:1,4 aufweist.

Aufnahme eines Kolibris mit Teleobjektiv

Da Teleobjektive durch den kleinen Bildwinkel besonders empfindlich gegenüber Verwacklungen reagieren, sind hohe Lichtstärken bei diese Objektivart sehr sinnvoll. Je mehr Licht das Objektiv durchlässt desto kürzere Belichtungszeiten sind möglich, und desto größer ist der Einsatzbereich des Objektivs. Allerdings gilt bei Objektiven im allgemeinen, und bei Teleobjektiven im speziellen: Je lichtstärker das Objektiv ist, desto größer, komplizierter und teurer ist die gesamte Konstruktion.

Das derzeit (d.h. im Jahr 2009) größte bekannte Teleobjektiv für den zivilen Einsatz kommt von Carl Zeiss, hat 1700 mm Brennweite und wiegt bei einer Lichtstärke von 1:4 immerhin 256 Kilogramm. Es ist allerdings für Mittelformatkameras konzipiert, nicht für Kleinbildkameras. Der Hersteller Zeiss gibt an, dass man mit diesem Objektivungetüm über die Entfernung eines Fußballplatzes (=105 Meter) die Millimetereinteilung auf einem Zollstock klar ablesen kann. Im Kleinbildbereich sind Brennweiten von 2000 mm durch die Spiegellinsentechnik schon länger möglich – als Beispiel ist das Nikon Reflex-Nikkor 2000/11,0 zu nennen. Allerdings hat das Nikon Objektiv auch eine deutlich niedrigere Lichtstärke als das Zeiss-Objektiv, insofern kann man beide nicht miteinander vergleichen.

Hersteller Objektiv Gewicht
Canon 300 mm EF 1:4L IS USM 1.190 Gramm
Canon 400 mm EF 1:4 DO IS USM 1.940 Gramm
Canon 500 mm EF 1:4L IS USM 3.870 Gramm
Canon 600 mm EF 1:4L IS USM 5.360 Gramm

In der obigen Tabelle werden 4 Canon Festbrennweiten-Objektive mit jeweils gleicher Lichtstärke F 1:4 hinsichtlich ihres Gewichtes miteinander verglichen. Das Gewicht steigt von der Brennweite 300 mm bis zur Brennweite 600 mm um einen Faktor 4,5 an.

Spiegellinsenobjektive - Charakteristische Unschärferinge

Während Objektive konventioneller Bauart ausschließlich Linsen als optische Elemente einsetzen, haben Spiegellinsen-Objektive - man spricht auch von Spiegel-Objektiven oder Spiegel-Teleobjektiven - eine Kombination aus Linsen und Spiegeln. Das ermöglicht zwar bei Teleobjektiven eine sehr kompakte Bauform, bringt aber auch einige Nachteile mit sich. Zum einen kann man mit dieser Technik keine Zoomobjektive konstruieren, alle bekannten Spiegellinsen-Objektive haben eine feste Brennweite.

Spiegeltele-Aufnahme mit charakteristischen Unschärfekringeln

Die Blende ist ebenfalls fix, eine verstellbare Irisblende wie bei herkömmlichen Objektiven ist bei Spiegellinsen-Objektiven nämlich nur schwer zu integrieren. Bei hellem Umgebungslicht muss man daher - mangels einer Möglichkeit abzublenden - auf niedrigempfindliche Filme oder Neutralgrau-Filter zurückgreifen, um eine korrekte Belichtung zu ermöglichen. Die Spiegellinsen-Bauweise wird in der Praxis eigentlich nur bei Super-Teleobjektiven eingesetzt.

Ein eindeutiges Merkmal von Spiegellinsen-Objektiven ist sind die Unschärferinge, die bei konventionellen Objektiven nicht auftreten. Objekte außerhalb der Schärfenebene werden vom Spiegel-Tele ringförmig abgebildet, bei hellen Objekten sehen diese Unschärferinge beispielsweise Zwiebelringen ähnlich und lenken den Blick des Betrachters weg vom Hauptmotiv auf den Hintergrund. Dieser Effekt wird inzwischen als unschön empfunden - bei der Einführung des Spiegellinsen-Objektive war das noch anders - und ist ein Grund dafür, warum Spiegellinsen-Objektive heutzutage nur sehr wenig verbreitet sind.

Produktbild Rubinar 500 mm Spiegeltele

Es gibt auch nur wenige Spiegeltele-Objektive auf dem Markt die Autofokus tauglich sind. Als Beispiel hierfür wäre das Objektiv SAL-500F80 von Sony zu nennen. Das ist ein Spiegel-Objektiv mit 500 mm Brennweite und der festen Blende 8. Teleobjektive konventioneller Bauart produzieren im Unschärfebereich so genannte Zerstreuungskreise, die - insbesondere bei offener Blende - wesentlich unauffälliger sind als die Unschärferinge der Spiegelobjektive. Mit Hilfe der Zerstreuungskreise kann man das Hauptmotiv vor dem unscharfen Hintergrund freistellen, dieser Effekt wird insbesondere in der Porträtfotografie intensiv genutzt.

Alles in allem handelt es sich bei Spiegelobjektiven um Nischenprodukte, die in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung eingebüßt haben. Spätestens seit der Umstellung der Kameras von Manuellem Fokus auf Autofokus sind es Exoten, da es am Markt nur noch sein sehr dürftiges Angebot an zeitgemäßen Spiegeltele-Objektiven hergibt.

Makroobjektive - Formatfüllende Bilder kleiner Motive

Jedes Objektiv hat eine Naheinstellgrenze, das ist die minimale Entfernung, die man zwischen Objektiv und Motiv einhalten muss, damit das Objektiv noch scharf abgebildet werden kann. Sie bestimmt maßgeblich, welche Abbildungsmaßstab mit dem betreffenden Objektiv zu erreichen ist. Bei einem Normalobjektiv wie beispielsweise dem Canon EF 50mm 1:1.8 II liegt die Naheinstellgrenze bei 45 cm. Der größtmögliche Abbildungsmaßstab dieses Objektiv beträgt 1:6,6.

Objekte werden also in 6,6 facher Verkleinerung auf dem Film beziehungsweise der Sensoroberfläche abgebildet. Für Makrofotografie ist ein herkömmliches Normalobjektiv also nicht ausreichend, denn hier möchte man zumindest im Abbildungsmaßstab 1:2 oder besser noch 1:1 fotografieren. Dafür braucht man also spezielle Makroobjektive. Eine Alternative zum recht teuren Makroobjektiv sind Hilfsmittel wie Nahlinsen, Zwischenringe oder Balgengeräte mit denen man ebenfalls die Naheinstellgrenze herab- und den erzielbaren Abbildungsmaßstab heraufsetzen kann.

Makroaufnahme einer Wespe

Abbildungsmaßstäbe größer als 1:1, also Aufnahmen bei denen das Objekt schon auf der Film/Sensoroberfläche größer abgebildet wird als es in der Realität ist, gehören nicht mehr zur Makrofotografie, man rechnet diesen Bereich stattdessen der Mikrofotografie zu. Die klassische Brennweite für Makroobjektive war lange Zeit 60 mm, bei Beispiel hierfür ist das Canon EF-S 60mm 1:2.8 Macro US. Makroobjektive sind also generell etwas lichtschwächer als Festbrennweiten konventioneller Bauform. Inzwischen geht aber der Trend auch in der Makrofotografie zu größeren Brennweiten. Insbesondere bei der Naturfotografie ist es von Vorteil, wenn man zu den scheuen Fotomotiven etwas mehr Distanz einhalten kann. Gängige Brennweiten für Makro-Teleobjektive sind beispielsweise 100 mm oder 180 mm.

Weil die Schärfentiefe im Nahbereich oft nur wenige Millimeter beträgt, kann man Makroobjektive stärker abblenden, als das bei herkömmlichen Objektiven der Fall ist. Die kleinste Blende ist dann Blende 32 oder Blende 45, statt der üblichen Blende 22 bei konventionellen Objektiven. Zwar verlängern sich dann die Belichtungszeiten entsprechend, aber da bei der Makrofotografie fast nur mit Stativ gearbeitet wird, nimmt man das in Kauf.

Makroobjektive sind die einzige Objektivgattung, deren Abbildungsqualität durchgehend auf den Nahbereich optimiert ist. Man kann sie auch bei großen Abbildungsmaßstäben sehr genau von Hand fokussieren, was bei herkömmlichen Objektiven schwierig ist. Zwar kann man ähnliche Abbildungsmaßstäbe auch mit herkömmlichen Objektiven und Hilfsmitteln wie Zwischenringen, Nahlinsen und Balgengeräten erreichen, aber an die Qualität eines guten Makroobjektives wird man damit regelmäßig nicht herankommen.

Objektiv größte
Blende
kleinste
Blende
Naheinstell-
grenze
maximaler Abbildungsmaßstab
Canon Normalobjektiv
EF II 50 mm
1,8 22 45 cm 1 : 6,6
Sigma EX DG Makro
50 mm
2,8 45 18,9 cm 1 : 1

In der obigen Tabelle wird ein 50 mm Normalobjektiv mit einem 50 mm Makroobjektiv verglichen. Der entscheidende Vorteil des Makroobjektives gegenüber dem Normalobjektiv ist die deutlich kleinere Naheinstellgrenze sowie der größere Abbildungsmaßstab.

Tilt- und Shift-Objektive – Stürzende Linien geradebiegen

Stürzende Linien sind insbesondere bei der Architekturfotografie ein großes Problem, da man regelmäßig dazu gezwungen ist, ein großes Objekt aus geringem Abstand von unten zu fotografieren. Das führt zu stürzenden Linien; auf dem Bild scheint sich das Fotoobjekt dann nach oben hin zu verjüngen.

Das nachfolgende Bild zeigt eine solche Aufnahme der Münchner Theatinerkirche: Die Kanten des Gebäudes, der Säulen und des Kirchturmes verlaufen nicht vertikal nach oben sondern streben einem gemeinsamen Fluchtpunkt außerhalb des Bildes entgegen. Bildbearbeitungsprogramme wie Adobe® Photoshop® erlauben zwar das nachträgliche Entzerren des Bildes, so dass die Vertikallinien wieder senkrecht und parallel nach oben verlaufen, bei einem solchen Bildbearbeitungsschritt gehen jedoch Bildelemente verloren, so dass die Kirche nicht mehr als Ganzes im Bild enthalten ist.

Produktbild Nikon Tilt+Shift-Objektiv Stürzende Linien bei der Fotografie einer Kirche in München

Diesen Effekt kann man durch Tilt-und-Shift Objektive direkt bei der Aufnahme korrigieren. Ähnlich wie bei einem Balgengerät kann man hier Kameraebene und Objektiv getrennt voneinander verstellen. Zum einen hat das eine größere Schärfentiefe zur Folge - was bei einer nachträglicher Korrektur über die elektronische Bildbearbeitung nicht mehr zu erzielen ist - zum anderen kann man damit auch stürzende Linien beseitigen.

Telekonverter - Doppelte Brennweite, halbe Lichtstärke

Telekonverter setzt man - ähnlich wie Zwischenringe - zwischen Kameragehäuse und Objektiv. Eine weitere gängige Bezeichnung für Telekonverter ist Extender. Im Gegensatz zu den Zwischenringen verfügen Telekonverter jedoch über ein Linsensystem. Sie multiplizieren die Brennweite des verwendeten Teleobjektivs um einen bestimmten Faktor. Gängige Verlängerungsfaktoren sind 1.4x, 1.6x oder auch 2x. Gleichzeitig wird jedoch die Lichtstärke des Objektivs entsprechend herabgesetzt. So verwandelt beispielsweise ein 2x Telekonverter ein 300 mm/1:2,8 Teleobjektiv in ein 600 mm/1:5,6 Supertele.

Bei lichtschwächeren Ausgangsobjektiven verdunkelt sich das Sucherbild durch den Einsatz von Telekonvertern erheblich, teilweise kann es dann auch zu Problemen bei der Scharfstellung kommen. Generell empfiehlt man, dass die Kombination aus Teleobjektiv und Konverter eine effektive Lichtstärke von mindestens 1:5,6 haben sollte, um das auszuschließen. Die Abbildungsqualität einer guten Telekonverter-Objektiv-Kombination ist so hoch, dass Telekonverter auch in der professionellen Tier- und Sportfotografie zum Einsatz kommen.

Produktbild Canon Extender EF 2x II

Das Scharfstellungsproblem durch den Einsatz eines Telekonverters sei am Beispiel der Canon-Produktserie erläutert: Canon bietet einen 1,4x Extender und einen 2x Extender an. Der 1,4x Extender erhöht die Brennweite eines Objektives um den Faktor 1,4 und reduziert dabei die Lichtstärke um eine Blende. Aus 300 mm/1:4 wird also 420mm/1:5,6. Der 2x Extender erhöht die Brennweite eines Objektives um den Faktor 2 und reduziert die Lichtstärke gleich um zwei Blenden. Aus 300mm/1:4 wird also 600mm/1:8.

Die digitalen Spiegelreflexkameras von Canon haben die Eigenschaft, dass der Autofokus nur bis zu einer Lichtstärke von 1:5,6 funktioniert. Dies bedeutet natürlich nicht, dass man bei einer Blende von 11 nicht mehr autofokusieren kann. Die Autofokus-Funktion misst immer bei maximal möglichem Lichteinfall, also bei größter Blende (zum Beispiel 4); erst bei der Aufnahme schließt sich dann die Blende auf den eingestellten Wert, zum Beispiel 11.

Kombiniert man zum Beispiel das Zoom-Objektiv Canon EF 100-400mm 1:4,5-5,6L IS UMS mit dem Canon 1,4x Extender, so erhöht man zwar den Brennweitenbereich auf 140-560mm, aber die Lichtstärke verringert sich auf 1:6,3-8. Da der mittlere Autofokus-Sensor einer Canon-DSLR aber eine Lichtstärke von 1:5,6 benötigt, verweigert dieser seinen Dienst, und zwar nicht in Form einer Fehlfunktion sondern auf Kommando: Objektiv und Extender melden der Kamera über elektronische Kontakte eine maximale Lichtstärke von 1:6,3 so dass die Kamera die Autofokus-Funktion deaktiviert. In der Praxis lässt sich diese Deaktivierung zwar durch Abkleben bestimmter Kontakte vermeiden, eine zuverlässige Funktionsweise der automatischen Scharfstellung ist dann aber nicht mehr gewährleistet.

Abschließend sei noch bemerkt, dass bei den Top-Modellen der Canon Spiegelreflexkameras (sogenannte 1er Modelle) der mittlere Autofokus-Sensor so hoch empfindlich ist, dass er auch noch bei einer Lichtstärke von 1:8 funktioniert. Bei der obigen Objektiv-Konverter-Kombination aus Zoom-Objektiv EF 100-400mm 1:4,5-5,6L IS UMS und 1,4x Extender ist also noch eine Autofokusierung möglich. Beim Einsatz eines 2x-Extenders sinkt die Lichtstärke jedoch auf 1:9-11, so dass sich die Autofokus-Funktion abschaltet.

Zoomobjektiv vs. Festbrennweite

In den Anfängen der Fotografie gab es ausschließlich Objektive mit fester Brennweite. Man konnte diese nur fokussieren, eine Verstellung der Brennweite war nicht möglich. Dies änderte sich in den 60er Jahren mit dem Aufkommen der ersten Zoomobjektive für Spiegelreflexkameras. Zoomobjektive ermöglichen das stufenlose Verstellen der Brennweite in einem bestimmten Bereich. Verglichen mit Festbrennweiten sind Zoomobjektive generell lichtschwächer. Zudem ist es konstruktiv wesentlich aufwendiger, bei Zoomobjektiven eine gute Abbildungsqualität zu erreichen.

Nikon FE2 mit Normalobjektiv

Die ersten Zoomobjektive wurden daher auch als Gummilinsen verspottet, und von qualitätsbewussten Fotografen nicht verwendet. Das hat sich inzwischen geändert, denn die Abbildungsqualität der Zoomobjektive hat sich im Laufe der Zeit stetig verbessert, auch professionelle Fotografen setzen inzwischen regelmäßig Zoomobjektive ein. Generell gilt aber immer noch: Je größer der Zoombereich ist, desto lichtschwächer ist das Objektiv und desto schwieriger ist die Konstruktion eines Objektives mit guter Leistung. Superzoomobjektive wie das Tamron 18-270mm F/3,5-6,3 decken vom Superweitwinkel bis zum Supertele alle Brennweitenbereiche in einem Objektiv ab. Diese hohe Flexibilität wird aber mit einer vergleichsweise schlechten Abbildungleistung erkauft.

Objektive mit einem kleineren Zoombereich erreichen bei Objektivtests durchweg bessere Wertungen als Superzoomobjektive. An die Qualität einer guten Festbrennweite reicht jedoch auch ein hochwertiges Zoomobjektiv in der Regel nicht heran. Wer kompromisslos die bestmögliche optische Leistung sucht, wird auch heute immer noch zu Festbrennweiten greifen.

Vom Weitwinkel bis zum Tele - Brennweiten im Bildvergleich

Eine Kameraausrüstung mit Objektiven verschiedener Brennweiten hat zwei verschiedene Funktionen. Zum einen kann man ganz profan sein Fotoobjektiv bei festem Aufnahmestandort formatfüllend auf Film bannen. Will man ein Auto aus der Ferne fotografieren, nimmt man das Tele. Ist man nur einige Meter davon entfernt, greift man zum Normalobjektiv. Und wenn man direkt davorsteht, kommt das Weitwinkel zum Einsatz. Das ist ein naheliegender Anwendungszweck für unterschiedliche Brennweiten. Besitzer von Zoomobjektiven sieht man daher häufig statisch in der Gegend herumstehen. Sie nähern sich Fotomotiven oft nur per Dreh am Zoomring des Objektivs.

Dabei vergessen sie allerdings, dass man mit unterschiedlichen Brennweiten auch unterschiedliche Bildeindrücke erzeugen kann. Denn es macht eben eine großen Unterschied, ob man das Fotomotiv mit einem Tele oder mit einem Weitwinkel fotografiert. Das Tele sorgt durch seinen kleineren Bildwinkel für eine dichtere Darstellung. Der Blick des Betrachters wird mehr auf das eigentliche Fotoobjektiv gelenkt, denn es wird nur wenig vom Hintergrund angezeigt. Mit einer voll geöffneten Blende kann man das Fotoobjektiv bei bestimmten Konstellationen sogar komplett freistellen.

Ganz anders sieht es beim Weitwinkel aus. Durch den großen Bildwinkel wird nicht nur das eigentliche Fotomotiv, sondern auch sehr viel von der Umgebung angezeigt. Die große Schärfentiefe sorgt zudem dafür, dass Bilder sehr insgesamt sehr scharf erscheinen. Eine Freistellung wie mit dem Teleobjektiv ist mir dem Weitwinkel daher nicht möglich. Stattdessen erhält der Betrachter den Eindruck, er sei mitten im Geschehen. Denn tatsächlich muss der Fotograf mit einem Weitwinkel dem Fotomotiv dicht auf den Pelz rücken. Somit ist die Brennweitenauswahl ein entscheidender Faktor dafür, welchen Bildeindruck man beim Betrachter nachher erzeugen kann. Mit einem Dreh am Zoomring ist es eben nicht getan.

Weitwinkel bis Tele - gleicher Aufnahmestandort

Wenn man seinen Aufnahmestandort beibehält und mit unterschiedlichen Brennweiten fotografiert, bildet man das Fotomotiv in unterschiedlichen Größen ab. Mit dem Weitwinkel erhält man noch eine komplette Panoramaaufnahme, beim Teleobjektiv konzentriert man sich auf ein Detail des Panoramas, welches dann aber formatfüllend abgebildet wird.

Perspektive Weitwinkel - gleiche Objektgröße

Weitwinkel - 27 mm Brennweite

Perspektive Normalobjektiv

Normalobjektiv - 50 mm Brennweite

Perspektive Leichtes Teleobjektiv

Leichtes Tele - 105 mm Brennweite

Perspektive Teleobjektiv

Tele - 200 mm Brennweite

Perspektive Supertele

Supertele - 300 mm Brennweite

Weitwinkel bis Tele - gleiche Objektgröße

Möchte man das Fotomotiv mit unterschiedlichen Brennweiten, aber gleicher Größe fotografieren, muss man seinen Standort ändern. Mit dem Weitwinkel muss man ganz nah an das Motiv herangehen. Beim Tele dürfen schon einige Meter Entfernung zwischen Kamera und Fotomotiv sein. Je nachdem, ob man ein Weitwinkel oder Tele einsetzt, erzeugt man aber einen völlig unterschiedlichen Bildeindruck.

Perspektive Weitwinkel - gleiche Objektgröße

Weitwinkel - 27 mm Brennweite

Perspektive Normalobjektiv

Normalobjektiv - 50 mm Brennweite

Perspektive Leichtes Teleobjektiv

Leichtes Tele - 105 mm Brennweite

Perspektive Teleobjektiv

Tele - 200 mm Brennweite

Perspektive Supertele

Supertele - 300 mm Brennweite

Das Teleobjektiv betont das eigentliche Fotomotiv, da der Hintergrund in Unschärfe verschwimmt. Es lenken weniger Details vom Motiv ab. Ganz anders dagegen die Weitwinkelaufnahme. Hier wird nicht nur das Motiv, sondern auch noch das Panorama des Bildhintergrundes erfasst. Typisch ist auch die Verzeichnung durch den Weitwinkel, die man beispielsweise an den veränderten Gesichtsproportionen erkennen kann. Mit dem Weitwinkel kann man besonders lebendige Bilder erzeugen. Durch die geringe Distanz und den Detailreichtum einer Weitwinkelaufnahme erhält der Betrachter den Eindruck, er wäre selber mitten im Geschehen.

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