Datacolor SpyderCube: Farbkontrolle und Farbsteuerung
Moderne Digitalkameras bieten dem Fotografen in Sachen Farb- und Belichtungssteuerung jeden erdenklichen Komfort: Angefangen bei Mehrfeld-Belichtungsmessung über Belichtungsautomatik und automatischem Weißabgleich über Weißabgleich-Presets und Bracketing-Funktionen. Und dennoch kommt es mehr oder weniger häufig zu fehlerhaften Ergebnissen aufgrund einer falschen Belichtung und eines falschen Weißabgleichs.
Die Aufzeichnung der Bilddaten im RAW-Format bietet hier die Möglichkeit, die Bilder bezüglich Weißabgleich und zu einem gewissen Maß auch bezüglich der Belichtung nachträglich zu optimieren. Um diese nachträgliche Optimierung möglichst einfach und präzise ausführen zu können, hat Datacolor ein neuartiges Werkzeug auf den Markt gebracht: den SpyderCube.
Beim SpyderCube handelt es sich um ein kleines, praktisches Tool in Form eines etwas mysteriös aussehenden Würfels. Mit dem kleinen Würfelchen hat man ein sehr wirkungsvolles Hilfsmittel zur Farbsteuerung in der (Foto-) Tasche. Was der SpyderCube ist, und wie man ihn anwendet, werden wir Ihnen im Folgenden ausführlich schildern.
Was ist der SpyderCube?
Beim SpyderCube handelt es sich um einen kleinen Plastik-Würfel mit einer Seitenlänge von knapp 4cm. Drei der sechs Seitenflächen sind relevant für die Funktion des SpyderCubes:
Zwei Seitenflächen des Würfels sind diagonal aufgeteilt in jeweils eine graue (1) und eine weiße (2) Fläche, während die dritte Seitenfläche (3), in der sich ein gut 1cm großes Loch (4) befindet, schwarz ist. An einer Ecke ist eine chromglänzende Metallkugel (5) angebracht, sowie ein Gummibändchen (6), an dem sich der SpyderCube aufhängen lässt. An der gegenüberliegenden Ecke befindet sich der Standfuss (7), in den ein Stativgewinde eingelassen ist, so dass man den SpyderCube auf einer ebenen Fläche einfach hinstellen oder auch auf ein Stativ schrauben kann. Der SpyderCube hängt bzw. steht also auf einer Ecke.
Welche Aufgaben diese einzelnen Elemente im RAW-Workflow erfüllen, zeigen wir Ihnen nun anhand eines Anwendungsbeispiels.
Die Anwendung des SpyderCubes
Wir machen eine Tabletop Aufnahme in unserem kleinen MiniStudio. Bei der Beleuchtung haben wir ganz normales Leuchtstoffröhren-Licht verwendet. Nachdem wir den Aufbau komplett fertig haben und das Licht gesetzt ist, wenn also alles bereit für die Aufnahme ist, platzieren wir den SpyderCube so im Bild, dass er die gleiche Beleuchtung abbekommt, wie unser Hauptmotiv. Dabei achten wir darauf, dass die zwei Seiten mit den weißen und grauen Flächen, sowie die Unterseite mit der schwarzen Fläche und dem Loch in Richtung Kamera ausgerichtet sind.
Nun machen wir die erste Aufnahme. Danach können wir den SpyderCube aus dem Aufbau entfernen, und die "richtige" Aufnahme machen. Das Foto mit dem SpyderCube öffnen wir dann am Rechner mit der RAW-Converter-Software. Unser Bild 3 zeigt einen sehr deutlichen Farbstich, da der automatische Weißabgleich der Kamera nicht exakt gearbeitet hat oder weil ein falscher Weißabgleich eingestellt war.
Das ist aber kein Problem, denn mit dem aktivierten Weißabgleichswerkzeug des RAW-Converters klicken wir einfach auf die hellere der beiden Grauflächen (Element 1 im Bild 2). Es ist von Bedeutung die hellere der beiden Flächen auszuwählen, da sie das Hauptlicht repräsentiert. Im nebenstehenden Bild 3 ist die rechte Graufläche die hellere. Das Resultat sehen wir im Bild 4; wir lesen eine neue Farbtemperatur von 3900 K ab; in der ursprünglichen Aufnahme (Bild 3) hatte die Farbtemperatur einen Wert von 10500 K. Die durch den Weißabgleich erhaltene Farbtemperatur von 3900 K entspricht unserer Lichtsituation, nämlich Leuchtstoffröhrenlicht. Auf unserer Seite über Farbtemperatur entnehmen wir der Tabelle mit unterschiedlichen Farbtemperaturen, dass kaltweiße Leuchtstoffröhren eine Farbtemperatur von 4000 K haben. Der Weißabgleich mit Hilfe des SpyderCubes führt uns also von den usprünglichen 10500 K ziemlich genau zu diesem Wert.
Nachdem der Weißabgleich nun stimmt, kümmern wir uns um die nachträgliche Belichtungskorrektur. Dazu verschieben wir den entsprechenden Regler so, dass im Histogramm möglichst keine Tonwerte beschnitten werden. Lediglich die Spitzlichter in der Chromkugel, in der sich die Lichtquelle(n) spiegeln, sollten den Tonwert 255 annehmen, da sie im Bild absolutes Weiß darstellen. Dazu ist es hilfreich, die Warnung zur Lichterbeschneidung zu aktivieren, die per Einfärbung die in den Tonwerten beschnittenen Pixel anzeigt. Bild 5 zeigt, dass wir den Belichtungsregler auf 0,75 eingestellt haben; im Histogramm sehen wir, dass die Tonwerte so gespreizt werden, dass der rechte Berg nahezu am rechten Rand erscheint.
Die durch die Anpassung der Belichtung veränderte Gesamthelligkeit passen wir nun mit Hilfe des Helligkeits-Reglers unseren Wünschen an. Dabei bieten uns die weißen, grauen und schwarzen Flächen des SpyderCube einen visuellen Bezugspunkt. Bild 6 zeigt, dass wir mit Hilfe des Helligkeitsreglers die Bildhelligkeit vom Wert 50 (Bild 5) auf den Wert 40 (Bild 6) zurück gekommen haben.
Zu guter Letzt passen wir noch die Schattenpartien unseres Bildes an. Dabei stellt sich das an der schwarzen Seitenfläche angebrachte Loch, die sogenannte Lichtfalle, als sehr praktisch herraus. Da hier durch die Lage an der Unterseite quasi kein Licht einfallen kann, dient die Lichtfalle als Bezugspunkt für absolutes Schwarz. Verfügt der verwendete RAW-Converter über eine Schwarzpunkt-Pipette, so genügt damit ein Klick in die Lichtfalle, und schon haben wir den Schwarzpunkt korrekt festgelegt. Ist solch eine Schwarzpunkt-Pipette nicht vorhanden, korrigieren wir die Tiefen mit Hilfe des entsprechenden Reglers so, dass die Lichtfalle so dunkel wie möglich wird, sich aber noch deutlich sichtbar von der schwarzen Fläche um sie herum abhebt. Hierbei ist die Warnung zur Tiefenbeschneidung sehr hilfreich, die analog zu Warnung der Lichterbeschneidung die in den Tonwerten beschnittenen Pixel per Einfärbung anzeigt. Im Bild 7 erkennen wir diesen Vorgang; der Schwarz-Wert wird leicht korrigiert, von ursprünglich 5 auf 6; der Kreis der Lichtfalle wird blau dargestellt, da diese Bildpixel zu absolutem Schwarz werden.
Die vorgenommenen Einstellungen speichern wir ab, und können sie somit auf die "richtigen" Bilder ohne SpyderCube anwenden. Heraus kommen farblich und belichtungstechnisch perfekt abgestimmte Tabletop-Aufnahmen.
Ein Klick auf das nebenstehende Miniaturbild Nr. 8 öffnet ein Bildfenster, das alle drei Sekunden zwischen dem unbearbeiteten Bild und dem Bild nach der Korrektur mit den mittels dem SpyderCube ermittelten Einstellungen hin und herschaltet.
Es sei noch angemerkt, dass der SpyderCube nicht nur bei Tabletop-Aufnahmen und nicht nur im Studio verwendet werden kann. Auch für Fotos bei Available Light in jeder Form (im Innern von normalen Büroräumen, draußen bei Tageslicht, bei Dämmerlicht etc.) ist das praktische Tool sehr hilfreich: Immer, wenn es auf möglichst genaue Farbabstimmung und Tonwertverteilung ankommt, findet der SpyderCube seine Anwendung.
Fazit
Der SpyderCube von Datacolor erwies sich in unseren Tests als ein sehr praktisches Tool zur Farbkontrolle und zur Farbsteuerung. Er eignet sich nicht nur dafür, die altbekannte Graukarte zu ersetzen, sondern erweitert deren Funktionsumfang noch um Hilfsmittel zur Definition der Spitzlichter und von absolutem Schwarz. Dazu bietet er noch, ähnlich wie ein Graustufenkeil, die Möglichkeit zur visuellen und messtechnischen Beurteilung der verschiedenen Helligkeitsstufen: Absolutes Schwarz, Tiefen, Mittleres Grau, Lichter und Spitzlichter.
Durch siene geringe Größe passt er in jede Fototasche und sogar Jackenasche, so dass man den SpyderCube beim Fotografieren immer dabei haben und bei schwierigen Lichtsituationen einsetzen kann. Von unserer Seite gibt es für den SpyderCube also eine klare Kaufempfehlung.
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