Wasserwaagen für die Fotografie
Wasserwagen wurden schon beim Bau der Pyramiden eingesetzt, und sind seit jeher ein wichtiger Garant dafür, Objekte horizontal oder vertikal perfekt auszurichten. Zwar veränderte sich die Handhabung und die Bauweise seitdem grundlegend, aber das Prinzip bleibt bis heute das gleiche. Auch in der Fotografie haben mittlerweile Wasserwaagen einen wichtigen Stellenwert und sind in bestimmten Bereichen wie z.B der Panorama- oder Architekturfotografie gar nicht mehr wegzudenken.
In den folgenden Kapiteln möchte ich Ihnen die verschiedensten Arten von Wasserwaagen für die Fotografie präsentieren und vergleichen. Dabei verwenden wir das Wasserwaagen-Portfolio der deutschen Firma Kaiser Fototechnik und gehen die einzelnen Modelle Kapitel für Kapitel durch. Ein Fazit am Ende soll wesentliche Vor- und Nachteile der einzelnen Modelle miteinander verdeutlichen.
Allgemeine Informationen über Wasserwaagen
Einfache Wasserwaagen für den Haushalts- oder Heimwerkergebrauch kennt jeder; schon als Kind beobachtet man den einen oder anderen Handwerker, wie er mit Hilfe eines langen Stabes, in den eine mit Wasser gefüllte Libelle integriert ist, eine saubere Ausrichtung eines Bücherregales oder ein ebenes Verlegen von Platten erreicht. Solche einfachen Wasserwaagen gibt es heute noch und wird es wohl immer geben, auch wenn der technische Fortschritt immer neue Varianten auf den Markt bringt. So zücken viele Handwerker heutzutage eine Laserwasserwaage aus dem Werkzeugkoffer heraus, wenn es um die Horizontrierung eines Regals geht. Auch lösen immer mehr Wasserwaagen mit elektronischer Anzeige die herkömmlichen Modelle ab. In einem Flugzeug-Cockpit wird bereits seit Jahrzehnten der Horizont künstlich nach dem Wasserwaagen-Prinzip dargestellt.
In der Fotografie sind Wasserwaagen immer dann notwendig, wenn es um eine perfekte Horizontrierung der Kamera odes des Statives geht. Viele Stativköpfe haben bereits horizontale und vertikale Libellen integriert, und so manch moderne Digitalkamera hat einen künstlichen Horizont digital integriert. Wer nichts dergleichen hat und dennoch seine Kamera bzw. sein Stativ geradeausrichten möchte, der kann auf eine fotografische Wasserwaage zurückgreifen, wie wir sie hier vorstellen. Dabei handelt es sich um kleine, kompakte Bauteile, die entweder rein mechanisch oder elektronisch/digital arbeiten. In den folgenden Kapiteln stellen wir Ihnen zunächst die einfachen, analogen Modelle vor und kommen dann zu den teureren digitalen Wasserwaagen.
Kaiser Wasserwaage, selbstklebend
Die wohl einfachste Variante der Ausrichtung erfolgt mit Hilfe einer sogenannten Dosenlibelle. Dabei wird die horizontale Ausrichtung mittels einer Luftblase in einem konzentrischen Markierungskreis kontrolliert. Die Fassung dieses Modells ist aus Metall gefertigt, und zur Befestigung stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Einmal besteht auf der Unterseite die Möglichkeit durch ein bereits angebrachtes, doppelseitiges Klebeband die Libelle dauerhaft zu befestigen; eine zweite Befestigungsmöglichkeit besteht darin, die Libelle anhand der drei vorgefertigen Bohrungen per Schrauben zu fixieren.
Da die digitalen Spiegelreflexkameras heutzutage meist aus Design-Gründen eher rundlicher gestaltet sind, erschwert dies eine ideale Befestigung der Libelle auf der Kamera. Die Anwendungsgebiete der Dosenlibelle sind daher eher für die Nivellierung von Stativen, für optische und messtechnische Aufnahmesysteme gedacht, um diese an die jeweiligen Untergrundbedingungen perfekt anpassen und optimal ausrichten zu können.
Kaiser Duplex Wasserwaage
Eine der wohl gängigsten Versionen von Wasserwaagen in der Fotografie ist die sogenannte Duplex-Wasserwaage, welche die Ausrichtung über zwei Achsen ermöglicht. Bei horizontaler sowie auch vertikaler Stellung ist das Ausrichten der Kamera mittels einer sogenannten Kreuzlibelle (zwei Röhrenlibellen versetzt um 90°) möglich. Allerdings ist es bei der Umstellung von Querformat- zu Hochformataufnahmen oder umgekehrt notwendig, die Wasserwaage mit Hilfe der Aufsteckfüße umzustecken, um eine horizontale Ausrichtung über beide Achsen zu realisieren.
Gefertigt ist die Duplex Wasserwaage komplett aus transparentem Kunstoff, in das beide Libellen eingelassen sind. Zur Befestigung an der Kamera sind zwei Aufsteckfüße vorhanden welche in den Blitzschuh aller gängigen Kameramodelle passen. Die Handhabung ist relativ einfach, und spätestens nach ein paarmal Probejustieren hat man in Sekundenschnelle eine perfekt horizontrierte Kamera, ob Quer- oder Hochformat. Vor allem wenn man mit einem einfachen Stativ arbeitet und fein nuancierbare Feststellschrauben hat erreicht man sehr schnell eine saubere Ausrichtung der Kamera.
Kaiser Wasserwaage mit Aufsteckfuß und Stativgewinde
Der sogeannante Duplex Spirit Level bestimmt das Level der Ausrichtung mit Hilfe einer Dosenlibelle. Zwei Stück sind in dem aus schwarzem Kunstoff gefertigtem Quader angebracht, um jeweils eine Libelle bei Querformat- sowie Hochformataufnahmen verwenden zu können, ohne die Wasserwaage umzustecken. Die eingebetteten Dosenlibellen haben ebenfalls den Zweck zum Horizontrieren, werden aber in dieesm Falle mit Hilfe des Aufsteckfußes im Blitzschuh der Kamera befestigt. Allerdings ist in der Unterseite des Aufsteckfußes ein 1/4"(Zoll) Gewinde eingearbeitet, was es ermöglicht, auch gängige Fotostative ohne Kamera zu justieren.
Bei dieser Wasserwaage handelt es sich ebenso wie bei den vorher beschriebenen um einfache, preisgünstige Modelle, die rein mechanisch funktionieren. Die in den folgenden Kapiteln beschriebenen Modelle arbeiten elektronisch, benötigen daher eine Energiezufuhr und liegen auch preislich in einer höheren Liga.
Kaiser digitale Wasserwaage "Action Level"
Beim Action Level handelt es sich um eine sogenannte digitale Wasserwaage. Der Zweck und die Funktionweise ist im Prinzip dieselbe wie bei den vorhergehenden analogen Modellen, nur dass hier die Neigung mit Hilfe von fünf verschiedenfarbigen LEDs basierend auf einem vorher manuell festgelegten Nullpunkt angezeigt wird.
Vor der Inbetriebnahme dieser Wasserwaage muss man zunächst einmal diesen sogenannten Nullpunkt bestimmen. Dazu muss die Kamera auf ein Stativ geschaub, und an einer horizontalen Linie wie z.B. einer Straße oder einer Tischkante ausgerichtet werden. Bei waagrechter Stellung der Kamera kann dieser Wert dann als sogenannter Nullpunkt gespeichert werden. Auch die vertikalen Nullpunkte (wenn die Kamera nach links und nach rechts hochkant gestellt ist) müssen zunächst anhand einer vertikalen Linie bestimmt und gespeichert werden. Diese Punkte gelten als Referenz- und Bezugspunkte wenn die Kamera später in horizontaler Richtung schräg gehalten wird.
Die fünf LED-Lämpchen sind in Helligkeit und Empfindlichkeit in jeweils fünf Stufen einstellbar. Bei der Empfindlichkeit kann man die Toleranz bei der Neigung anhand der Level wählen, d.h. in Level 1 ist die Toleranz mit 0,2° Grad sehr gering gehalten, hingegen bei Level 5 mit 1° Grad realtiv großzügig. Eine geringe Toleranz hat eine genauere Ausrichtung zur Folge, verlangt aber demenstsprechend auch mehr Fingerspitzengefühl und Geduld bei der Ausrichtung. Bei einer hohen Toleranz bringt man die Wasserwaage leichter und schneller dazu, eine gerade Ausrichtung zu melden, dafür ist diese dann aber auch nicht so exakt. Man kann die Feinfühligkeit also seinen Bedürfnissen entsprechend einstellen.
Zusätzlich zur Anleitung befindet sich in der Verpackung noch eine Sicherungskordel und vier weitere Ersatzbatterien.
Kaiser digitale Wasserwaage "Action Level Sound"
Beim Action Level Sound handelt es sich ebenfalls um eine sogenannte digitale Wasserwaage. Die Funktionweise ist im Prinzip dieselbe wie bei dem vorhergehenden Modell, einziger Unterschied ist das zusätzliche Feature einer eingebauten Soundfunktion.
Der Action Level Sound muss ebenfalls vor Inbetriebnahme zunächst einmal kalibriert werden, d.h man muss den sogenannten Nullpunkt bestimmen. Dazu muss die Kamera zunächst auf ein Stativ geschaubt werden; dann erfolgt die Ausrichtung an einer Horizontallinie wie der Zimmerdeckenkante oder einer Straße. Auch die vertikalen Nullpunkte (Kamera nach links und nach rechts geneigt) müssen zunächst anhand einer Vertikallinie bestimmt und dann gespeichert werden.
Ebenfalls sind, wie beim Modell "Action Level", die fünf farbigen LED-Lämpchen bei Helligkeit und Empfindlichkeit in jeweils fünf Stufen einstellbar, wie beim Action Level beschrieben. Zusätzlich kann bei diesem Modell zum visuellen Signal noch ein akustisches hinzugeschaltet werden. Dabei kann zwischen drei unterschiedlichen Signalisierungen gewählt werden. Eine Stumm-Variante, die vollkommen auf Ton verzichtet, und daher wie der Action Level funktioniert, oder eine Variante, die beim Erreichen des grünen Nullpunktes ein akustisches Signal von sich gibt, oder als letzte Variante, zwei verschiedene Signaltöne die sich akustisch ändern, je weiter man sich vom Nullpunkt entfernt. In der Praxis hört sich dann das Ausrichten an wie wenn man mit einer elektronischen Einparkhilfe ein Auto in eine Parklücke manövriert.
Zusätzlich zur Anleitung befindet sich in der Verpackung noch eine Sicherungskordel und vier weitere Ersatzbatterien, sowie eine zusätzliche magnetische Halteplatte, die man problemlos an metallische Gegenstände anbringen kann. Somit ist diese digitale Wasserwaage nicht nur im Fotografiebereich einsatzbar, sondern überall im Alltag, wo man eine möglichst präzise Geradeausrichtung eines Gegenstandes benötigt.
Kaiser Zweidimensioniale digitale Wasserwaage "Action-Level-Cross"
Der Action-Level-Cross - das Topmodell unter den hier vorgestellten Wasserwaagen - ist ebenfalls eine digitale Wasserwaage, welche eine Ausrichtung über zwei Achsen ermöglicht; sie wird mit Hilfe des Montagefußes am Blitzschuh der Kamera eingeschoben und befestigt. Die Anzeige der Ausrichtung erfolgt mittels sieben farbigen LED-Lämpchen auf beiden Achsen auf der Oberseite des Action Level Cross, eine zur horizontalen Ausrichtung, und eine für die Neigung nach vorne und nach hinten. Die Horizontal-Achse ist zusätzlich noch ein zweites Mal auf der Rückseite angebracht.
Vor der Inbetriebnahme muss die Wasserwaage, wie alle digitalen Modelle, zunächst einmal kalibriert, d.h der Nullpunkt bestimmt werden. Mit Hilfe eines Stativs wird die Kamera anhand gerader Linien horizontal und vertikal ausgerichtet und diese Werte als Nullpunkte gesetzt.
Ebenfalls auf der Oberseite befinden sich beide Knöpfe zum Einstellen der Empfindlichkeit und Helligkeit. Die Helligkeit kann in drei und die Empfindlichkeit in fünf Stufen eingestellt werden. Die zugehörige Tabelle mit der Auflistung der Empfindlichkeits-Level ist in der Gebrauchsanweisung plausibel aufgeführt.
Die Handhabung des Action-Level-Cross ist in ein paar wenigen Schritten erlernt, und man kann sofort mit der Arbeit beginnen. Eine automatische Abschaltung, welche nach 20 Minuten eintritt, verhindert eine unnötige Stromentnahme aus der Batterie. Zusätzlich zur Anleitung befindet sich in der Verpackung noch eine Sicherungskordel, eine zusätzliche magnetische Halteplatte zum Anbringen auf magnetischen Materialien, eine Transporttasche sowie ein Kabel zum Anschließen eines Fernanzeigemoduls, das wir im folgenden Kapitel beschreiben.
Kaiser Fernanzeigemodul für die digitale Wasserwaage "Action-Level-Cross"
Im vorigen Kapitel haben wir die digitale Wasserwaage namens "Action-Level-Cross" von Kaiser Fototechnik vorgestellt. Bei dem hier vorgestellten Modul handelt es sich um einen sogenannten Dummy Slave, d.h. das Fernanzeigemodul ist nur funktionsfähig in Kombination mit der Action-Level-Cross Wasserwaage.
Durch Verbinden und Aktivieren beider Module kann die Balance-Anzeige von der Wasserwaage auf der Kamera auf das Erweiterungsmodul umgeleitet werden. Der Action-Level-Cross fungiert dabei als Master, das Fernanzeigemodul als Slave. Dies ist insofern praktisch, als dass man keinen direkten Blick von oben auf die Kamera zum Positionieren braucht. Allerdings ist die Handhabung äußerst gewöhnungsbedürftig, vor allem, wenn man versucht freihand, z.B. über eine Mauer, zu fotografieren.
In der rechten Abbildung kann man erkennen, wie die digitale Wasserwaage "Action-Level-Cross" auf einer Canon-Spiegelreflexkamera steckt und wie das Fernanzeigemodul über ein Kabel mit der eigentlichen Wasserwaage verbunden ist. In der Verpackung des Fernanzeigemodeuls befinden sich zusätzlich zur Anleitung noch eine Sicherungskordel, eine zusätzliche magnetische Halteplatte zum Anbringen auf magnetischen Materialien, sowie eine kleine Transporttasche.
Zusammenfassung, Fazit
Zunächst einmal muss man sagen, dass alle getesteten Wasserwaagen ihren Zweck und ihre Aufgabe die Kamera zu horizontrieren und auszurichten gut erfüllen.
Wenn man alle Produkte gesamt betrachtet, kann man diese in zwei Gruppen einteilen: Zum einen in die analogen und zum anderen in die digitalen Modelle. Die Vorteile der digitalen Modelle liegen vor allem in der Leuchtkraft der LEDs, was bei schwierigen Lichtsituationen in der Nachtfotografie sehr hilfreich sein kann. Andererseits bedeutet dies auch ständig Ersatzbatterien dabeihaben zu müssen, da ansonsten die Wasserwaagen völlig nutzlos sind; im Falle einer leeren Batterie zeigen diese nämlich nichts mehr an. Ein kleiner Luxus ist das beim Action Level Sound erwähnte akustische Zusatzfeature. Der dabei erzeugte Ton hilft beim Ausrichten der Kamera ohne auf die LEDs achten zu müssen, allerdings kann der etwas schrille Ton leider nicht in der Lautstärke verändert sondern alternativ nur ganz abgeschaltet werden. Der Action-Level-Cross hingegen bietet mit dem optional erhältlichen Fernanzeigemodul die Möglichkeit, die Kamera trotz ungünstiger Position horizontal auszurichten - besonders hilfreich, wenn man "über Kopf" fotografiert, oder die Kamera über Mauern oder andere höhere Gegenstände halten muss.
Die analogen Wasserwaagen hingegen kommen ganz ohne Elektronik zurecht und haben den Vorteil einer wesentlich stabileren Bauweise. Zwar ist es bei schlechten Lichterverhältnissen schwieriger, die Kamera oder das Stativ auszurichten, dafür muss man sich keine Sorgen um Ersatzbatterien machen, und analoge, mechanische Wasserwaagen halten in der Regel ein Leben lang.
Ein negativer Punkt, der durch die Bank alle Wasserwaagen betrifft, ist die Tatsache, dass durch die aufgesteckten Wasserwaagen der intern vorhandene Blitz unserer Testkameras (Canon) nicht mehr aufgeklappt werden kann. Auch der Einsatz externer Blitzgeräte ist durch den belegten Blitzschuh nur noch entfesselt möglich, wenn die Kamera eine Synchronisations-Buchse besitzt.
Letztendlich sind es persönliche Vorlieben und vor allem der Nutzen, der eine große Rolle spielt, für welches Produkt man sich entscheidet. Außer Frage steht, dass sich alle Wasserwagen bewährt haben, und der "kleine Helfer" in vielen Situatonen unentbehrlich ist.
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